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Musik

Sie mögen's dunkel – Die Ärzte im Interview

Sie mögen's dunkel – Die Ärzte im Interview

Dez 21
Zusammen bringen Jan Vetter alias Farin Urlaub, Dirk Felsenheimer alias Bela B und Rodrigo González alias Rod es auf mittlerweile über 165 Lenze – doch jugendlich sind die Ärzte immer geblieben. Das hört man auch ihrem neuesten Album „Dunkel" an. In der Bandzentrale in Berlin Tempelhof traf Olaf Neumann auf drei gut gelaunte Alt-Punks, die sich gegenseitig mit originellen Einwürfen zu überbieten versuchen. Ein Interview über Punk-Konzerte, peinliche Texte und positive Nachrichten.

0381-MAGAZIN: Das neue Album „Dunkel“ beginnt mit einem „Soundtrack für die Bundesrepublik: Karnickelfickmusik“. Was ist denn das?
Farin Urlaub: Wir haben früher gern schnellen Punk gespielt. Da hieß es immer: „Hört jetzt mal auf mit dieser Karnickelfickmusik!" Das bezieht sich allerdings nur auf das erste Lied, danach wird es deutlich behäbiger. Aber „Anastasia“ ist auch noch mal ein Feger.

0381-MAGAZIN: Sie beschweren sich, dass sich alles wiederhole und keiner mehr eine Idee habe. Leben wir in uninspirierten Zeiten?
Bela B: Das Rummosern im Lied „Kerngeschäft" ist nicht sehr ernst gemeint. Musik ist immer noch eine der größten Sachen seit dem geschnittenen Brot. Man muss so etwas wie Mumble Rap positiv sehen. Autotune etwa ist eine Art zeitgenössische Version der Punk-idee: Du musst nichts können, mach einfach! Die Refrainzeile ist ein Zitat meiner Lieblingsplattenverkäuferin. Als ich sie fragte, wie es ihr in Zeiten von Downloads und Streaming so geht, sagte sie: „Ach, weißt du Bela, Musik ist älter als Kapitalismus“. Das habe ich mir dann sofort zuhause an die Wand gemalt und diesen Song geschrieben.

0381-MAGAZIN: „Es wird Zeit für etwas Neues“, heißt es in „Noise". Ist da noch mehr als Musik, das Sie reizen würde?
Rodrigo González: Aufräumen zum Beispiel. Aber mein Garten ist in der Corona-Zeit vernachlässigt worden.
Bela B: Ich habe im letzten Jahr ein Regal gebaut und nötige Gruben gegraben. Das hätte ich sonst nie gemacht.
Farin: Und ich habe meine Garage gekärchert. Eine Drei-Tages-Aktion: Leer räumen, kärchern, alles wieder einräumen, aber natürlich in schön. Ich dachte: Wie verzweifelt muss man sein, um das zu tun?

0381-MAGAZIN: Ist Perfektion Ihr Ziel bei allem, was Sie musikalisch tun?
Rodrigo: Immer! Was wäre das sonst auch für ein Anspruch?
Farin: Perfektion ist eine Illusion, gerade in der Musik. Aber tatsächlich ist unser Anspruch, das Bisherige auf irgendeine Art zu übertrumpfen. Sei es durch einen noch weiter hergeholten Reim, eine sehr ungewöhnliche Struktur oder eine absurde Instrumentierung. Wir versuchen, weitestgehend zu vermeiden, eine Formelband zu werden.
Bela B: Keine Band ist weiter weg von einer Formel, als die Ärzte. Jemand hat ein Foto analysiert, mit dem wir die neue Platte angekündigt haben: „Sie sehen darauf sehr seltsam aus. Komisch angezogen, sehr unerwartbar. Seien wir doch mal ehrlich: Das ist doch aber genau das, was wir von den Ärzten erwarten". Also doch Formel?

0381-MAGAZIN: Ist das Album in dunklen Kellerstudios entstanden?
Farin: Die Demos zum Teil schon. Die Idee zu „Dunkel" wurde schon zu Zeiten des Vorgängers „Hell" geboren. Wir haben nach einem Titel gesucht, der sich erst dann erklärt, wenn das zweite Ding draußen ist.
Bela B: Für „Hell" hatte ich bereits über 40 Lieder eingetrommelt, so dass wir zwei Platten gleichzeitig hätten rausbringen können. Aber dann kam Corona und wir stellten erstmal eine fertig. Eine sehr komfortable Situation, konnten wir doch jeden Song durch drei andere, genauso gute Stücke ersetzen. Wir haben ein dreiviertel Jahr später noch einmal 14 Songs geschrieben. Acht davon haben wir für „Dunkel" verwendet.

0381-MAGAZIN: In einem besonders düsteren Lied beschäftigen Sie sich mit tödlicher Gewalt. Wie kam es dazu?
Bela B: Einen Song namens „Ein Schlag nur" habe ich bereits mit der Gypsy Swingband Danube Banks aufgenommen. Darin geht es um die junge Türkin Tugçe, die 2014 von einem Typen erschlagen wurde, nachdem sie sich für zwei durch ihn belästigte Mädchen eingesetzt hatte. Zu dem Text habe ich jetzt einen Punkrocksong gemacht. Eigentlich ist es komisch, als Mann über diese Situation zu schreiben, fast überheblich, aber da die Ärzte eine große Reichweite haben, macht es für mich Sinn.

0381-MAGAZIN: Haben Sie sich in der Bandpause öfters einsam gefühlt und sich den Frust von der Seele geschrieben?
Farin: Nein, überhaupt nicht. Schon ganz am Anfang haben wir Songs gemacht, bei denen Musik und Text komplett gegenteilig waren. Ich erweitere meinen musikalischen Horizont gerade nicht mit moderner Musik, sondern ich gehe zurück in der Zeit. In den 1960er und 1970er Jahren gab es in Frankreich fantastische Musik. Die hat mich inspiriert zu einem fröhlichen Chanson mit Bläsern und Streichern, „Bonjour Tristesse".
 
0381-MAGAZIN: Es ist ein ziemlich wütendes Werk geworden, dafür stehen Songs wie „Schrei“.
Rodrigo: Ich hatte beim Schreiben u.a. „10 Cloverfield Lane" der „Cloverfield"-Filmreihe vor Augen, die mich sehr fasziniert hat. Aber auch Wutbürger und Heavy Metal.
Farin: Mein erster Kommentar war: Wie will denn Rod das durchhalten? Nach zwei Konzerten ist er doch heiser!
Rodrigo: Ich probe das Lied bereits zuhause mit Sauerstoffgerät und FFP2-Maske!
 
0381-MAGAZIN: Drei Touren sind geplant mit zwei neuen Alben im Gepäck – neben den Live-Hits. Wie gehen Sie mit dieser Fülle an Material um?
Farin: Vielleicht spielen wir das Programm einfach ohne Ansagen durch und die Leute klatschen hinterher. Alle neuen Songs in einem Set – das geht natürlich gar nicht. Wir wollen deshalb mindestens zwei komplett verschiedene Setlisten für die nächste Tour machen, vielleicht sogar drei.
Bela B: Die Ansagen machen wir dann während des Abbaus. Wir haben vorab schon mal angefangen, über ein Konzept zu sprechen. Wenn du öfter eine neue Setlist spielst, musst du viel aufmerksamer bleiben. Das tut uns gut. „Dunkel" ist ausserdem noch ein Zacken spielbarer als „Hell“ und nicht ganz so exotisch.

0381-MAGAZIN: Die Open-Air-Tour 2022 ist mit „Buffalo Bill in Rom“ überschrieben. Buffalo Bill gastierte mit seiner Wild-West-Show tatsächlich in Rom, wo ihn 1890 der Papst empfangen hat. Ist das etwas, auf das Sie hinarbeiten?
Farin: Im Prinzip ja. Es folgt dann noch ein Stück, in dem ich das Alte Testamtent einmal so richtig beleuchte.
Bela B: Wie bringen wir denn den weißen Büffel nach Rom?
 
0381-MAGAZIN: Zum Beispiel wie Buffalo Bill mit 30 Eisenbahnwaggons und Hunderten von Indianern, Cowboys, Pferden, Büffeln.
Bela B: Wir arbeiten lieber daran, eines Tages Konzerte ohne Müll spielen zu können. Das Ziel ist, so wenig wie möglich CO2 zu produzieren inklusive der Parkplätze vor der Halle.
 
0381-MAGAZINApropos Konzerte: Bei einer Wall of Death rennen zwei Menschengruppen aufeinander zu und prallen gegeneinander. Wird es dergleichen bald wieder geben?
Bela B: Mal schauen. Wenn die Task Force Impfen in Deutschland mal wieder versagt ... Das letzte Mal war ich Anfang März 2020 auf einem Konzert der satanistischen Doo-Wop-Band Twin Temple und gleich danach bei Abath, dem ehemaligen, äh, „Sänger" der Black-Metal-Band Satyricon. Und dann habe ich selber ein Performance-Konzert in einem Museum gespielt. Wir durften bei Alkohol-Verbot 50 Leute reinlassen. Mit Alkohol hätten nur 25 gedurft. Wir Musiker waren von der Regel ausgenommen.
 
0381-MAGAZIN: Was macht Ihnen in diesen dunklen Zeiten gute Laune?
Bela B: Als Trump im Januar als Präsident der USA abtreten musste, hat mir das einen Launeschub gegeben. Es passiert auch viel Positives, die Nachrichten leben aber von der negativen Sensation. Die Süddeutsche Zeitung hat zum Beispiel einen Onlinedienst eingeführt, bei dem man nur positive Nachrichten lesen kann.
Farin: Es wird immer alles schlechtgeredet, die Menschheit führt aber weniger Kriege als noch vor 200 Jahren. Es geht schon aufwärts, nur nicht schnell genug. Man kann trotzdem immer etwas zum Lachen finden.
Bela B: Das Positive an der Fluzeugentführung durch den weißrussischen Diktatur Lukaschenko ist: Seitdem verzeichnet die Abzockerfirma Ryan Air, die ein Stachel für den Klimawandel ist, rückgehende Buchungen.

Foto: Jörg Steinmetz

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