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Musik

50 Jahre LT-Club Rostock

50 Jahre LT-Club Rostock

Sep 24
Von Kachelöfen, wilden Partys und einer Prise Nostalgie – Happy Birthday! Einer der ältesten Studenten-Clubs in Rostock feiert sein Jubiläum.

Was lange währt… Eine Floskel, die hier aber wirklich passt. In den letzten Jahren hat sich die Rostocker Clubszene ausgedünnt. So schnell wie einige Diskotheken in den letzten Jahren in Rostock aus dem Boden schossen, so schnell verschwanden sie, nicht zuletzt auch aufgrund der Pandemie, wieder. Zur Gründung des LT-Clubs 1974 gab es insgesamt 14 Studentenclubs in Rostock. Der LT-Club ist dabei einer der standhaften Felsen in der Brandung in der Rostocker Clublandschaft. Und das seit nun stattlichen 50 Jahren. Vermutlich auch deshalb, weil er einer der ältesten Clubs in Rostock ist. Und Geschichte geschrieben hat. Irgendwie kennt doch jeder von uns mindestens eine gute LT-Geschichte, oder?
„Es war urgemütlich, besonders im Winter. Frühes Kommen sicherte Plätzchen am Kachelofen. Rücken und Bier wurden warm. Manchmal traten Bands auf, z.B. Babylon –  jubelnde Hochstimmung. Auf dem Klo war immer Gedränge. Der alte Fußboden vibrierte unter den Tanzenden. Zum Feierabend war die Bude schwül-heiß geworden. Wie gesagt: urgemütlich“, sagt Martin, 65, Rentner, ehemaliger LT-Gast im alten Club und damaliger Medizin-Student. 
Ein Urgestein unter den Clubs, aber keineswegs eingestaubt. Für viele RostockerInnen ist der Club mittlerweile das zweite Wohnzimmer und die Adresse, wenn das Wochenende näher rückt. Zum Beispiel für Celina (19), die teilweise von Donnerstag bis Samstag alle Partys mitnimmt. 
„Mit meinen Freunden einen Ort zum Tanzen und Spaß haben zu haben, ist einfach eines der besten Dinge und genau deswegen gehen wir ins LT. Viele verschiedene Leute haben verschiedene Geschmäcker und im LT wird alles abgedeckt.“
Auf bis zu drei Floors finden hier jeden Monat die verschiedensten Veranstaltungen statt. Von den klassischen Studi-Partys der Fachschaften oder der großen Semestereinstandsparty, Schaumparty, Oldie-Party oder der Konstante in jeder Alltagswoche – die Samstagsparty Saturday Night Fever: Für jeden dürfte hier etwas dabei sein. 
Dabei gab es in den letzten Jahren auch für den größten Club Rostocks viele Hürden zu meistern. So hat, wie bei allen anderen auch, die Corona-Pandemie zu einem massiven Einbruch geführt. Tanzveranstaltungen ohne Tanzen und mit gedrosselten Besucherzahlen – für eine Diskothek das absolute Horrorszenario. Umso erfreuter waren die Betreiber darüber, dass nach der Pandemie die Leute dem Club wieder die „Bude eingerannt“ sind und der Betrieb wieder normal weiterlaufen konnte. Dies hat noch einmal ausdrücklich gezeigt, dass Feiern eben auch ein Kulturgut ist. Und noch ein Club weniger in Rostock, noch dazu ein solch geschichtsträchtiger wäre auch wirklich fatal gewesen. Apropos …

Wie alles begann …
Eine kleine Zeitreise 50 Jahre zurück. An der Rostocker Uni war was los. Viele Studierende gestalteten sich ihre Freizeitangebote so, wie es ihnen beliebte. Angefangen hat alles im Mai 1974 in der ehemaligen Mensa-Baracke der Rostocker Universität. Dort wurde ein kleiner Raum abgetrennt, in dem der Club der Landtechniker (LT) gegründet wurde. Naja, ein Club war es noch nicht sofort, eher eine Bierstube. Aller Anfang ist natürlich schwer und jeder fängt erst einmal klein an. Zum LT gehörten am Anfang drei Fachschaften – die Mediziner, die Sportwissenschaftler und die Landtechniker. Die allererste Party gab’s dann am Herrentag. Nach geraumer Zeit wurde zur Bierstube noch ein größerer Raum mit angegliedert, der große Saal, der heute sehr an den oberen Floor des Clubs, das Studio 2, erinnert.
Witzan Schmidt, einer der zwei Geschäftsführer des LT-Clubs, ist seit 1986 mit an Bord. Der ehemalige Landtechnik-Student erzählt uns spannende Anekdoten aus der LT-Historie. „Wenn du im Studentenclub arbeiten wolltest, musstest du einen Durchschnitt von 2,5 und besser haben, da drüber brauchtest du gar nicht ankommen. Da haben sich fachlich die besten Studenten gesammelt zum Arbeiten“, so Schmidt, der sich nach seinem abgeschlossenen Studium dazu entschied „erstmal“ im Club zu arbeiten. Und blieb. Bis heute.
„Nach der Wende sind erstmal alle Mitarbeiter in den Westen gerannt, um zu gucken, was da abging. Die Dienstmannschaft hat sich so dezimiert, dass wir beschlossen haben, erstmal dichtzumachen. Wir hatten dann den ganzen Sommer über geschlossen und die Zeit für Renovierungen genutzt, die Baracke war ziemlich vergammelt.“ In der Sommerpause wurde fleißig saniert. Die Toiletten und die Terrasse wurden unter anderem neu gemacht, am Brandschutz wurde auch gearbeitet: „Wir haben das Ding quasi eingemauert, dass das nicht so schnell abfackelt, die ganzen Baracken“, verrät uns Schmidt. „Wir hatten unzählige Einbrüche und sogar Brandanschläge. War ein ganz schönes Risiko das Ding zu betreiben. So schnell hätte die Hütte anbrennen können. Insgesamt hatten wir bei allem immer wirklich viel Glück.“ 
Als das Geld für die Renovierung aufgebraucht war, wurde wieder geöffnet. Nach einiger Zeit entstand dann noch ein Sportstudio, heute der LT Sportclub. Bei den Aufräumarbeiten zur Errichtung des Sportstudios wurde der Keller entrümpelt und es entstand die Idee, dort einen Bierkeller einzurichten. Gesagt, getan. Nach einem Jahr war es dann so weit: Am 17.6.1994 wurde der Bierkeller mit dem Namen „Fuchsbau“ eröffnet – heute das Restaurant Klock 8. 
Nach der Wende musste der LT-Club einen Verein gründen, um das Ganze weiter bewirtschaften zu können. „Wir wollten LT-Club e.V, alle anderen fanden das nicht gut, weil sie sich ausgegrenzt fühlten. Also wurde abgestimmt und es wurde der Thierfelder Club e.V“ –  auch der besteht bis heute. Geöffnet war der LT-Club anfangs von Mittwoch bis Sonnabend. Die Mittwoch-Veranstaltung musste jedoch wegen Lärmbeschwerden wieder eingestampft werden. Donnerstag durfte mit strengeren Auflagen geöffnet werden.
Die Stimmung im Verein unter den Mitarbeitenden war immer etwas Besonderes. „Es war ein Highlight für die Leute, wir haben es total krachen lassen“, so Schmidt. „Es war fast immer die gesamte Dienstmannschaft dabei und alle wollten was machen. Fast jede Woche war Action: Gogo-Tänzer oder Zauberer, die sich in irgendwelche Koffer hineinpressten, Bands, Feuershows in dem Laden, Desperados-Show. Die Dienstmannschaft hat nie gegeneinander gearbeitet, sondern immer miteinander. Da stand niemand alleine in der Ecke. Und wenn’s um’s Party machen ging, waren immer alle dabei. Gesoffen wurde damals schon.“
Besonders muckelig war es damals im Club, vor allem in den kälteren Monaten, dank der alten Kachelöfen, die noch mit Kohle befeuert wurden. Auch der Geschäftsführer erinnert sich noch gut an das alte Club-Feeling. „Wir hatten mehrere Öfen im alten Club, einer davon stand sozusagen mitten auf der Tanzfläche, man konnte drumherum tanzen.“ Übrigens: Den grünen Ofen gibts heute noch im neuen Club. Beziehungsweise ein Nachbau. Dieser steht noch heute im großen Saal rechts am Eingang. „Der musste natürlich mit“, lacht Schmidt. 
Irgendwann kam der Club an seine baulichen Grenzen. „Die Substanz war einfach schlecht, da hat kein Nagel in der Wand gehalten.“ Schon nach der Wende wurde sich nach einer Orts-Alternative für den LT-Club umgeschaut. Die Idee, die Baracke zu kaufen und umzubauen, wurde verworfen, als der Antrag von der Stadt abgelehnt wurde. Zur Jahrtausendwende gab es dann den Tipp, dass das Sendestudio des NDRs nicht weit entfernt in der Tiergartenallee verkauft werden soll. Nach einigen Jahren Hin und Her-Verhandeln konnte das Gebäude dann gekauft werden und der LT hatte ein neues Dach über dem Kopf. Von 2003-2005 wurde fleißig entrümpelt, umgebaut und saniert. Kleiner Funfact: Damals gab es sogar noch eine Kegelbahn im Keller. Die erste Party gab’s am 16. März 2005 und hieß — passenderweise —  „First Look“. Zur Neueröffnung war „die Hölle los. Es war unnormal voll und so ging das auch das erste halbe Jahr weiter. Wir hatten wirklich übervolle Veranstaltungen.“ 
Noch heute gibt es einige Elemente, die an den alten Club erinnern. So sei beispielsweise der Dachstuhl im jetzigen Studio 2 nur dekorativ und soll an den großen Saal in der alten LT-Baracke erinnern. Auch der Grill auf der Terrasse draußen wurde ziemlich ähnlich nachgebaut. Die meisten der heutigen Gäste kennen den alten LT-Club natürlich nicht mehr. Aber alle ehemaligen Gäste oder sogar Mitarbeitende schauen oft auf einen Drink (oder drei) noch mal vorbei. Alle Wege führen irgendwie immer ins LT.  
Alle Jahre wieder …
… lädt der Club und dazugehörige Verein, der Thierfelder Club e.V alle ehemaligen Mitglieder zu einer saftigen Geburtstagssause ein. So auch dieses Jahr zum Fünfzigsten. Zusätzlich gibt es im Geburtstagsmonat September zwei Geburtstagsveranstaltungen für alle aktuellen und ehemaligen Gäste des LT-Clubs, um alte Zeiten noch mal aufleben zu lassen und den Gästen für ihre jahrelange Treue trotz Höhen und Tiefen zu danken.
Wir wünschen dem LT-Club alles Gute zum 50. Geburtstag, einen spaßigen Geburtstagsmonat und auf weitere 50 Jahre Bestehen – möglichst ohne Pandemien! 

Luise Acker 

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