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Musik aus MV

Daniel Nitsch ist Hounah

Daniel Nitsch ist Hounah

Nov 21

Daniel Nitsch, seit vielen Jahren erfolgreicher Musiker und bekannt unter anderem durch seine Arbeit im Duo „The Glitz“, wird dieser Tage mit seinem neuesten Musikprojekt Hounah sein erstes Solo-Album veröffentlichen – „Broken Lands“. Seine Soundcollagen mit erkennbaren Einflüssen aus Downbeat, HipHop, TripHop, Ambient, Electronica und Jazz bieten Hörgenuss, aber auch tiefe Einblicke in Daniels Gefühls- und Gedankenwelt. Dabei geht es nicht nur um private Ansichten, sondern auch um die großen aktuellen Themen wie Rassismus und Gentrifizierung und darum, warum das Leben in der Globalisierung einen nachdenklich machen kann. Die 0381 nahm die Veröffentlichung von „Broken Lands“ zum Anlass für ein Gespräch.

0381-MAGAZIN: In der Ankündigung von „Broken Lands“ ist von einer Reise zu Deinen musikalischen Wurzeln die Rede. Wie sehen diese aus?
DANIEL NITSCH: Mitte der 1990er Jahre war ich zunächst viel im Bereich Graffiti unterwegs. Auf der Suche nach einem anderen kreativen Betätigungsfeld fand ich dann zur Musik. Wobei, Musik habe ich eigentlich schon immer sehr viel gehört. Ich hatte für die damalige Zeit eine sehr große und breite Musiksammlung, unter anderem mit HipHop, Alternative, TripHop, Electronica, Crossover. Da kam dann irgendwie eins zum anderen. Parallel zu ersten DJ-Versuchen entstanden erste Produktionen mit Musikprogrammen auf dem Computer. Und zwei, drei Jahre später gab es auch schon die ersten Releases mit meinen verschiedenen Projekten. Alles professionalisierte sich. 2007 gründeten wir dann das vielleicht einigen bekannte Projekt „The Glitz“, das ich zusammen mit Andreas Henneberg mache. Da geht es mehr um Musik für den Club. Andreas und ich arbeiten auch gerade an unserem zweiten Album.

0381-MAGAZIN: Also verfolgst Du mehrere Musikprojekte parallel, weil Du verschiedene Sachen machen möchtest, die nicht so gut unter einen „Hut“ passen?
DANIEL: So ist es. Wenn beispielsweise Andreas und ich zusammenarbeiten, bewegen sich unsere beiden musikalischen Welten aufeinander zu. Daraus entsteht dann etwas ganz anderes als wir beide in Soloprojekten machen. Parallel dazu gibt es mehrere weitere Projekte – mit jedem davon lebe ich andere musikalische Welten aus. Dazu zählen solche wie aktuell eben Hounah, aber auch solche, von denen kaum jemand weiß, dass ich dahinterstecke. Das mag ich, weil man sich so manchmal viel freier in seinem „Schaffen“ bewegen kann. Das machen andere Künstler ja auch. Und natürlich gibt es auch noch das, was ich unter meinem eigenen Namen mache – Daniel Nitsch. Da bin ich musikalisch am breitesten aufgestellt, nehme mir die Freiheit, ganz unterschiedliche Dinge aufzulegen: entspannte DJ-Sets, aber auch gern im Club. Wo die musikalische Reise anfängt und wo sie endet - das entscheide ich oft vor Ort: ganz nach Gefühl, Location und Abend.

0381-MAGAZIN: Nochmal zurück zu Deinen Wurzeln – welche davon haben Hounah bzw. „Broken Lands“ besonders geprägt?
DANIEL: Wenn man beginnt, sich mit Musik zu beschäftigen, trifft man schnell auf Dinge, die einen sofort sehr begeistern und deshalb besonders beschäftigen. Für mich haben damals Künstler*innen wie Massive Attack oder Portishead, Rockers Hifi, Beastie Boys oder Björk eine besondere Magie entfaltet. In den 1990er Jahren konnte man noch nicht einfach im Internet nachlesen oder recherchieren, wie ein Künstler seine Musik macht. Also hatte ich dann immer Bilder im Kopf, davon, wie der eine oder andere Song entstanden sein könnte. Es war eine Zeit der großen Neugierde, eine regelrechte musikalische Entdeckerphase, an die ich mich sehr gern erinnere. Ich habe schon seit bestimmt zehn Jahren das Gefühl, dass ich noch einmal dorthin zurück möchte. Dabei geht es nicht um Reproduktion, sondern um Transformation, denn nach vielen Jahren Clubmusikproduktion bin ich inzwischen soweit, dass ich das Prinzip hinter Musik wie der, die ich damals als magisch erlebt habe, ein Stück weit verstanden habe. Ich greife mit Hounah also Stile auf, die es damals schon gab und immer noch gibt, Triphop, Ambience, Downbeat und Ähnliches, und verarbeite sie auf meine Art und Weise, mit den heutigen Methoden, in der heutigen Klangqualität. Im Grunde bin ich auch heute und immer wieder auf musikalischer Entdeckungsreise. Dabei geht es mir nicht darum, wie aktuell ein Titel ist – ich habe keine Lust, abhängig von neuesten Entwicklungen oder Trends zu sein. Da schaue ich auch manchmal bis in die 1960er Jahre zurück. Es begeistern mich immer wieder bestimmte Strukturen oder Klangqualitäten,  die anderen vielleicht oberflächlich als alter Hut erscheinen mögen. Oft sind die Leute aber auch überrascht, dass ein Song in meinem Set, der ihnen neu erscheint, dann eigentlich schon vierzig Jahre alt ist.
 
0381-MAGAZIN: Hounah ist zwar Dein ganz eigenes, aber eben auch ein Kooperationsprojekt. Mit wem hast Du bei der Produktion der ersten Platte, „Broken Lands“, zusammengearbeitet?
DANIEL: Hounah ist zwar mein eigenes Projekt aber ich habe es von Anfang an auch als Kooperation mit wechselnden, befreundeten Musiker*innen konzipiert. Dabei ist es mir wichtig, dass wir ohne Druck und Verpflichtung gemeinsam zu arbeiten. So sind dann auch nicht bei allen Songs alle dabei und natürlich gibt es auch Songs auf dem Album, die von mir allein sind. Ich rede mit den Musiker*innen über meine Vorstellungen und gebe ihnen meist auch schon eine Skizze, wie ich mir was musikalisch vorstelle. Für „Broken Lands“ habe ich unter anderem mit Johann Blanchard zusammengearbeitet, einem deutsch-französischen Pianisten, der an der hmt studiert und lange in Rostock gewohnt hat. Wir haben vor einigen Jahren bei einem Song von „The Glitz“ zusammengearbeitet und sind seitdem eng befreundet. Er war einer der ersten, die ich gefragt habe, ob sie sich vorstellen können, an diesem Album mitzuwirken – weil er ganz andere musikalische Einflüsse mitbringt und wirklich großartig Klavier spielt. Auch dieses Mal war das eine tolle Zusammenarbeit. Der zweite ist Marten Pankow aus Rostock, ebenfalls ein ehemaliger hmt-Student, der Gitarre spielt und in verschiedensten lokalen Projekten mitwirkt. Ich fand schon immer gut, wie er diese angeht und dass er so offen für elektronische Musik ist. Da lag es nahe, ihn zur Mitarbeit an zwei Songs einzuladen – und auch hier bin ich sehr glücklich über unsere gemeinsamen Stücke. Die dritte im Bunde ist Lena Schmidt, die in der Nähe von Zürich wohnt, aber in Rostock studiert hat. Ich hab mich schon vor einer Weile regelrecht in ihren Gesang „verliebt“, fand ihre Projekte, wie etwa Les Enfants Sauvages, so großartig dass ich sie zur Mitarbeit an einem Song eingeladen habe. Der ist dann so schön geworden, dass wir gleich noch einen zweiten gemacht haben. Auch da freue ich mich auf weitere Projekte mit ihr.
 
0381-MAGAZIN: Ergänzend dazu hast Du aber auch noch eine Kooperation „über den großen Teich“ gewagt. Wie kam das, zumal in Corona-Zeiten?
DANIEL: Die Zusammenarbeit mit A-F-R-O (der Name steht für All Flows Reach Out), einem bekannten Freestyle Rapper aus L.A., kam zustande als ich schon ziemlich lange nach einer ganz bestimmten Stimmlage und einem bestimmten Rap-Style für einen Hounah-Song gesucht hatte. Ich durchstöberte dabei unter anderem das Portal Soundcloud, fand dort seine Stimme und war davon sofort total geflasht, weil sie ganz genau meinen Vorstellungen entsprach. Ich fragte ihn an, schickte ihm die Beats des besagten Songs. Damals war mir gar nicht bewusst, wie bekannt er eigentlich ist. Irgendwie passte alles sehr gut und schon kurz drauf verständigten wir uns über den Songinhalt und die weitere Produktion. Und am Ende schickte er mir eine wunderbare Aufnahme zu – ich war total baff, weil alles genau meinen Erwartungen entsprach. Also arbeiteten wir dann auch noch für einen zweiten Song des Albums zusammen.

0381-MAGAZIN: Ist Hounah sehr viel politischer als Deine früheren Projekte oder täuscht dieser Eindruck?
DANIEL: Es gab auch in früheren Songs immer wieder politische Messages, wie zum Beispiel im Glitz-Song „Burgerrights“. Auch dort geht es um ein Thema, das einer der Hounah-Songs mit A-F-R-O behandelt: darum, auf die Straße zu gehen, um Dinge zu bewegen. Nur ist es dort eben eher funky verpackt. Gleichzeitig bin ich eben im „normalen Leben“ ein politischer Mensch und wollte in das Projekt Hounah, das ja hundertprozentig mein eigenes ist, auch diesen Teil von mir einbringen. Ich finde einfach, dass man als Musiker nicht nur politisch sein kann, sondern es auch sein sollte – vielleicht nicht andauernd, aber doch immer mal wieder.

0381-MAGAZIN: Dieses politische Engagement kommt auch auf andere Weise zum Tragen: Du trittst auf Events mit politischer Botschaft auf, so wie bei den Climate Nights in Wien im September 2021. Geht es hierbei um politische Statements durch Wahl der Auftrittsorte?
DANIEL: Es ist mir zwar nicht pausenlos möglich – aber wo ich kann, unterstütze ich solche engagierten Projekte durch Auftritte, für die ich dann meine Gage spende. Ich erinnere mich zum Beispiel gern an eine Veranstaltung für das Flüchtlingsprojekt Mare Liberum im Jahr 2019, bei der ich dabei war. Ich fand die Menschen toll, die sich dort engagierten und eine große Party auf die Beine stellten – und lerne bei Gelegenheiten wie diesen immer wieder auch besonders interessante Musikerkolleg*innen kennen.

0381-MAGAZIN: Welche politischen Themen beschäftigen Dich aktuell am meisten?
DANIEL: Zum einen ist das die Flüchtlingssituation, und aktuell vor allem die Pushbacks an den Außengrenzen Europas. Dieses Thema taucht in den deutschen Medien im Grunde nur auf, wenn wir unmittelbar mit den Flüchtlingsströmen konfrontiert sind. Selbst die Dramen auf dem Mittelmeer blenden wir aus, die schlimmen Straftaten, die vollkommen inakzeptabel sind und nicht zu den Werten passen, die die EU sich auf die Fahne schreibt. Langfristig bin ich sehr für eine no-border-Politik, auch wenn ich weiß, dass diese sich erst mittelfristig umsetzen lassen wird. Trotzdem kann man ja so ein Ziel ausrufen und damit auch deutlich machen, wie fragwürdig unsere aktuellen Konzepte sind. Vor allem auch, weil wir die Grenzen ja gegenüber Menschen ziehen, auf deren Kosten wir in unserem westlichen Wohlstand leben. Außerdem beschäftigt mich der aktuell europaweit zu beobachtende Rechtsruck, von dem ich hoffe, dass er nicht weiter voranschreitet. Ich denke immer wieder darüber nach, wie man beispielsweise mit Landesregierungen von Ländern wie Polen umgeht, die ständig Grenzen überschreiten, deren Ausschluss aus der Gemeinschaft aber die Gräben noch weiter vertiefen würde. Das dritte und für die Menschheit fraglos wichtigste Thema ist die Eindämmung des Klimawandels. Hier muss sich viel ändern und zwar schnellstens. Ich weiß, dass das nicht einfach ist und tief in unsere Alltagsgewohnheiten eingreift, aber wir müssen so viel Druck auf Politik und Industrie aufbauen, wie nur möglich. Dass das gerade nicht absehbar ist, finde ich ausgesprochen bitter. Schon die aktuelle Stagnation durch die Regierungsumbildung schmerzt als verschenkte Zeit.
 
0381-MAGAZIN: Du beschreibst hier Themen, die unsere Gesellschaft aktuell vor allem in „Bubbles“ behandelt. Kann politische Musik – oder Musik, die manchmal auch politisch ist - dafür sorgen, dass sie über diese Filterblasen hinaus wahrgenommen und besprochen werden?
DANIEL: Vordergründig politische Musik läuft wohl häufig Gefahr, selbst Teil einer Blase zu sein – sie wird dann vor allem von Menschen gehört, die die darin präsentierten Ideen teilen. Aber im Mainstreambereich sehe ich eine große Chance, gerade im Pop, vielleicht sogar Schlager. Wenn Stars dieser Szenen sich engagieren würden, etwa indem sie sich in ihren Texten für Geflüchtete oder Klimaschutz einsetzen, würde das großen Eindruck hinterlassen. Aktuell geschieht das zu selten. Viele von ihnen haben vielleicht zu viel Angst, Hörerschaft zu verlieren, weniger Platten oder Streams an die Leute zu bringen. Oder sie interessieren sich einfach nicht dafür?

0381-MAGAZIN
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Darüberhinaus engagierst Du Dich auch allgemeiner für die Musikbranche – wie sieht das genau aus?
DANIEL: Musiker*innen leben ja auch davon, dass die sie umgebenden Strukturen gut funktionieren. Deshalb versuche ich, auch ein wenig diesen Bereich mitzugestalten und dadurch zu stärken. Zuerst habe ich eine ganze Zeit lang an der Organisation des „Kommt zusammen“-Festivals mitgewirkt, jetzt bin ich in der Palette Rostock, der PopKW, der Livekomm und im Festivalbündnis MV sehr aktiv. Das Festivalbündnis MV vernetzt und unterstützt die alternativen Festivals des Landes miteinander. Dabei geht es mir auch darum, Musiker*innen gute Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen und die Nachwuchsarbeit zu stärken.


PM · Foto: Rico Burnecki

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