Musik aus MV
Kutterscholle mit Specktippe – NeoFolk mit Witz
Mai 25
Am 24. April 2025 wurde das FiSH Filmfestival feierlich im Volkstheater Rostock eröffnet. Es folgten große Worte und viele Kurzfilme bis zum 27. des Monats. Hervorheben möchte ich den musikalischen Teil „PopFiSH“ des Kurzfilmfestivals, dieser animiert Musiker*innen dazu ihre Musikvideos (nicht älter als zwei Jahre und aus MV) einzureichen. Eine Jury, eine Online-Abstimmung oder das Publikum bestimmen je einen Sieger. Die Liste der Einreichungen war lang: Die Kerzen, Dear Robin, Me and the Lion, Joschi, Dangery, um nur einige zu nennen. Nach Angaben des FiSH Filmfestivals, die den Abend zusammen mit der PopKW organisierten, gab es im Vorfeld 13.000 Online-Abstimmungen und mit 450 Zuschauer*innen sei die Besucheranzahl im Vergleich zu den Vorjahren enorm gestiegen.
„Wir lassen Kultur nicht mehr Instrumentalisieren. Wir brauchen freie Kultur und den Nachwuchs“, Worte, die die Kulturministerin Mecklenburg-Vorpommerns Bettina Martin am 24. April 2025 zur Eröffnung des 22. FiSH Filmfestivals wählte. Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger stand neben ihr und bestätigte diese dadurch, dass sie meinte, dass solche Veranstaltungen ihr wieder Luft zum Atmen geben würden und sie sich darüber freue, dass so viel Engagement zu sehen sei. Deutlich wurde dies an dem Abend auch durch die 450 Besucher*innen, die den anschließenden PopFiSH besuchten und gemeinsam darüber abstimmten, wer das beste Musikvideo der letzten zwei Jahre in Mecklenburg-Vorpommern produziert hatte. Im Vorfeld wurden unter den zahlreichen Einsendungen mehrere Videos ausgesucht: unter anderem dabei waren Vodoo Beach mit „Immer noch“, Hinterlandgang mit „Kleinstadtfieber“, Die Murkels mit „Ich bin ein Murkel“ und Champerz mit „Touch the Light“. Das Publikum im Saal des Volkstheaters entschied sich für Kutterscholle mit Specktippe und ihrem Song „Kognitive Dissonanz“.
Moderne Liedermacher mit viel Humor
Die Musiker und Schauspieler im Video sind das Duo Raphael Käding und Robert Höller, die gemeinsam mit Regisseurin Mia Henning das Konzept erarbeiteten. Zu sehen sind die beiden Musiker im Video, wie sie gemeinsam ein Festmahl an einem opulenten Tisch genießen und ein Kellner (Schauspieler: Jochen Fahr) ihnen auf unterhaltsame Weise alles serviert. Das Video, der Inhalt des Songs und die Kameraführung erinnern mich an die Videos der Prinzen aus den 1990er Jahren, die mit viel Witz sich und ihre Titel auf die Schippe genommen haben. Was bei dem Liedermacher-Duo nicht verwunderlich ist. So haben sie bei ihrem letzten Auftritt in Wismar mit norddeutscher Direktheit und viel Humor ihre eigenen Songs plus Lieder von Rio Reiser, Gerhard Schöne und Gundermann auf die Bühne gebracht. Ihr Repertoire beträgt nach eigener Aussage aktuell neun eigene Titel und achtzehn gecoverte.
Gefunden haben sich die beiden Künstler im Umfeld des Schweriner Staatstheaters und sich für das gemeinsame Projekt Kutterscholle mit Specktippe entschieden. Ihr Bühnendebüt feierten die Musiker im Februar 2024 in der Schweriner Theaterkantine als Premierenband von „Chico Zitrone“. Neben dem Besuch beim FiSH gaben sie in Rostock ein Straßenkonzert und feierten am 27. April gleich noch ihre Show „Zauberland ist abgebrannt“ im Theater der Hansestadt Wismar. Ich selbst würde ihre Musik irgendwo zwischen Shanty, platt und Punk’n’Roll einorden, sie selbst sagten dem Nordkurier zur Ankündigung ihrer Show, dass sie in keine Schublade passen würden. Es folgte eine Aufzählung, die dies unterstreicht: Neo Folk, elektronisch, Gipsy, Rap, Liedermacherei und Trash. Ich selbst würde noch Country, 80s Pop und New Wave hinzufügen. Hört man sich den Text zu „Kognitive Dissonanz“ an, wird deutlich, dass die beiden durchaus auch mit ihren eigenen Texten sozialkritisch und politisch sind: „ […] Ich poste Bilder meiner Hose aus ökologischer Viskose. Die Marke hat Kinderarbeit echt voll begrenzt. Ist mir egal, woher die stammt. Da steht doch Nachhaltigkeit drauf. Ich bin fein raus, lehn mich zurück, ist mir egal […] “.
FiSH Online- und Jury-Preis
Neben dem Publikumspreis wurde noch der Online-Publikumspreis an Duxius mit „Good Move“ (Regie: Ashe Schaub) abgegeben. Abgestimmt haben circa 13.0000 Menschen. Die PopFiSH-Jury entschied sich für FRAUPAUL mit dem Titel „Burn Out“ (Regie: Edyta Rogowska-Zak & Michal Zak). In der Jury in diesem Jahr waren unter anderem das Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer, die vielen durch ihr Festival „Jamel rockt den Förster“ bekannt sein dürften. Sie zeigen genauso wie die viele Künstler*innen im Land, dass Kultur ein Hebel für Veränderung sein kann. Ein Motto, dass sich das FiSH-Festival jedes Jahr auf die Agenda setzt. Hella Rihl, Leiterin des FiSH seit 2023, unterstrich dies in ihrer Rede zur Eröffnung und rief dazu auf, gerade in diesen Zeiten gemeinsame Bande zu bilden. Womit könnte man das besser machen als mit Musik.
ANTJE BENDA
Foto: Publikumspreis – Die Gewinner Kutterscholle mit Speckstippe und Regisseurin Mia Hennig
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