Musik aus MV

Die letzte Album-Veröffentlichung „Pferde & Flammen“ der Kerzen ist fast drei Jahre her. Danach sind sie auf Tour gegangen, haben ein paar Festivals gespielt und machten dann etwas ruhiger. Jetzt versuchen sie,  neue Songs zu schreiben und damit auf einen neuen Weg zu kommen, führen Gespräche mit ihrer Plattenfirma, wie es weiter geht. Aber es geht weiter. Es sind immer noch sie, die Kerzen, erzählt Felix Keiler, Sänger und Gitarrist der Band. 

Manchmal im Leben werden uns die Entscheidungen von anderen abgenommen. So auch bei Felix Keiler,  dem  Sänger und Gitarristen der Band Die Kerzen. Mit etwa zehn Jahren schickte seine Mutter ihn in Ludwigslust in die Musikschule, um sich auszupowern. Er sollte Schlagzeug spielen lernen. „Sie meinte, ich wäre nicht ausgelastet. Ich fand es großartig und habe nie wieder aufgehört, Musik zu machen.“ Mit dreizehn Jahren begann er, Gitarre zu spielen, der Bass kam hinzu und dann das Klavier. „Bei den anderen musste das in etwa auch so gewesen sein. Fabian Rose (Bass) und Lukas Wojatschke (Schlagzeug) habe ich in der Schule kennengelernt. Wir sind in unterschiedlichen Klassenstufen gewesen. Aber wir hatten alle die gleiche Leidenschaft.“ Jelena von Eisenhart Rothe (Gesang, Keyboard) stieß dann während ihres freiwilligen sozialen Jahres zu dem Musiker*innengefüge und machte die Runde komplett. 2018 folgte der gemeinsame Umzug nach Berlin und ihr erstes Album mit „True Love“. In einem Interview von 2019 sagten sie scherzhaft „Wenn man Musik auf 80er-Synthies macht, dann hört sich die Musik am Ende auch so an!“ Und so waren die Kerzen auch schon gelabelt. Sie selbst vermeiden das Schubladendenken und lassen uns da freie Hand. Also ein Vorschlag: Romantic Dream Pop geküsst von 80er Jahre New Wave Elementen. Ob das so richtig ist, könnt ihr aktuell nur über Kopfhörer entscheiden. Die Kerzen befinden sich nämlich im Prozess der Musikproduktion. „Dieses Jahr werden wir noch neue Sachen raus bringen. Das Album wird wohl noch bis 2026 dauern. Wenn es nach mir geht, kommt es in drei Wochen raus, wenn es nach der Plattenfirma geht, dauert es länger. Es müssen Deadlines eingehalten werden und das braucht dann mindestens 1,5 Jahre.“

Ihr erstes Album „True Love“ haben die Kerzen komplett allein produziert und dahin wollen sie mit ihrer dritten Platte auch gerne wieder zurück. „Berlin hat uns in der Musikszene geholfen, um Leute kennenzulernen. Das geht heute natürlich auch online. Das ersetzt aber nicht den persönlichen Kontakt. Wir waren die Dorfis aus Mecklenburg und wurden von unserem Label in die Szene integriert. Und dann kam der Lockdown, der auch an uns und der gesamten Musikszene nicht spurlos vorbei ging. Die dritte Platte ist was besonderes und wir sind froh, das wir die letzten drei Jahre überstanden haben und als Die Kerzen weitermachen können.“ Ihr Signature Sound sind gesampelte Drums und die werden wohl auch bei dem neuen Werk dabei sein, nur etwas geupdated. „Wir werden versuchen, uns weiterzuentwickeln, aber ohne den Charme der Anfänge zu verlieren.“ Wirklich politisch werden sie wohl auch dieses Mal nicht in ihren Texten, aber ein Statement setzen, dass können sie auch so: „Unsere ersten zwei Alben wurden von der Initiative für Musik unterstützt und das werden wir auch dieses Mal versuchen. Uns ist aber durchaus bewusst, dass auch da die Gelder knapper sind, wie auf so vielen kulturellen Ebenen. Wir sind nicht per se eine politische Band, aber ich denke, dass jeder Mensch sieht, wo wir stehen. Du brauchst nicht unbedingt eine politische Aussage in den Texten, um politisch zu sein. Wir machen Musik von Menschen für Menschen und versuchen, alles bunter zu machen. Kultur ist sauwichtig. Wenn das wegbricht, weiß ich auch nicht. Aber wir machen weiter und hoffen, dass wir die Welt ein bisschen schöner machen.“ Ihr Traum wäre für die Produktion 2-3 Wochen Berlin mit einem kleinen Truck voll mit Equipment nach MV zu verlassen, am besten ohne Internet. „Man muss aus Berlin raus, um sich wirklich freizumachen. Die Reize von außen sind schon immer relativ stechend. Nur wir und nur Die Kerzen wäre ein Traum.“ 

Bis dahin heißt es, auf die Konserve zu setzen und in die letzten Veröffentlichungen zu lauschen, die liegen mit „Schatten“ und „Wenn ich träum“ noch in 2024. Für „Schatten“ haben sie mit dem Sänger der Fotos zusammengearbeitet, der unter dem Namen „Der Assistent“ seinen Senf dazugegeben hat. „Tom Hessler ist ein guter Freund geworden, den wir innerhalb der Berliner Szene kennengelernt haben. Er hat mir persönlich viel die Augen geöffnet, was den Bezug zur Musik angeht. Das Wichtigste ist, auf seine eigene Intuition zu hören. In dem Business hast du manchmal das Gefühl, dass du kommerzieller sein musst oder einem Personenkreis gefallen musst. Und er meinte, mach nur das, was du fühlst. Wir haben beim zweiten Album mit Jochen Narf gearbeitet, und mit so jemandem wollen wir auch wieder arbeiten. Aber insgesamt wollen wir autarker sein.“

Hoffen wir also auf ein paar Konzerte? Stand jetzt sind keine Shows für 2025 geplant. Die Kerzen stecken voll im Produkionsprozess und wollen mit einer tollen Platten zurückkommen und alle Bühnen bespielen. Wir werden euch auf dem Laufenden halten. 

ANTJE BENDA