Campus Rostock
#thedatadiver Februar 2024
Ex-Olympionikin, Gesellschafterin eines K.I.- Unternehmens und Neuronale-Netze-Fan Annika Walter fragt sich diesen Monat:
Verkuppelt uns jetzt künstliche Intelligenz?
Bald ist Valentinstag, alles ist bis zum Anschlag angefüllt mit Herzchen-Romantik, und einige Singles wünschen sich vielleicht gerade jetzt, sie wären nicht mehr allein. Endlich die große Liebe oder wenigstens ein Valentins-Date finden, aber wie? Wer aufs Online-Dating setzt, kann davon ausgehen, dass dabei auch K.I. im Spiel ist. Dating-Apps setzen schon lange Algorithmen ein, um die Anwender*innen anhand von Charakter, Vorlieben und Interessen zusammenzubringen. Wie schön, wenn es auf diesem Wege funkt und man sich ganz unkompliziert jede Menge witzige und süße Botschaften senden kann. Allerdings ist nicht jede Botschaft süß und witzig. Und hier ist der Einsatz künstlicher Intelligenz für mich auch gleich viel interessanter. Unaufgefordert zugesandte Penisbilder sind eine der verbreitetsten Formen sexueller Belästigung im Internet. Auch Kelsey Bressler, eine Software-Entwicklerin aus Seattle, erhielt das eine oder andere unerwünschte Würstchenfoto und entwickelte 2019 eine Software, die die ungeliebten Nachrichten erkennt. Der Haken: K.I. muss man trainieren. Kelsey Bressler musste also ihr Programm mit allerhand Pics von Dicks füttern, um ihm beizubringen, welche Bilder künftig nicht mehr erwünscht sind. Aber woher die Trainingsdaten in ausreichender Menge bekommen? Per Twitter-Account namens „showMeYourD” rief sie Männer auf, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, und die ließen sie nicht im Stich. Ihre App "SafeDM" bewahrt nun Twitter-Nutzer*innen vor dem Anblick unerwünschter Penisbilder. Danke dafür, Kelsey Brenner! Und Danke, Bumble! Denn auch die Dating-App entwickelte 2022 ein KI-Tool, das gegen Dickpics vorgeht. Bumble zufolge soll die KI eine Treffergenauigkeit von stolzen 98 Prozent haben. Der Private Detector erkennt also ein potenzielles Nacktbild und zeigt es nur verschwommen an. Die Nutzer*innen entscheiden dann selbst, ob sie das Bild ansehen, blockieren und den Absender melden wollen. Das Data-Science-Team von Bumble hat übrigens auch noch ein Whitepaper geschrieben, das die Technologie erklärt, und eine Open-Source-Version auf Github zur Verfügung gestellt. Das ersetzt zwar nicht die große Liebe, aber oft sind es ja die kleinen Dinge, die das Leben schöner machen.
Liebe Grüße, #thedatadiver
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