Kraftklub sind Söhne Chemnitz' (Karl-Marx-Stadt), sie sind Produkte der sich dahin schleppenden Vergangenheitsbewältigung und mit aller Inbrunst orientierungslos. Aus dem Unwillen heraus, einfach noch eine weitere deutsche Band zu sein, die unerträglich scheiße ist und in die Bedeutungslosigkeit gestreamlint wurde, entschlossen sie sich, einfach eine der wenigen Bands auf deutschem Boden zu sein, die geniale Ideen hat. Ideen von der Sorte, die man selbst gern hätte. Kraftklub haben einfach aus zwei sich selbst zu Tode langweilenden zeitgenössischen Musikgenres – das sind IndieRock und DeutschRap – ein neues, aufregendes Musikgenre gemacht.
0381-MAGAZIN: Was haltet ihr von dem 5. Platz beim Bundesvision Songcontest?
Kraftklub (Felix): Das war voll geil für uns.Wir waren super zufrieden mit dem Ergebnis und sind total ausgerastet. Das hätten wir vorher nicht getippt bei der starken Konkurrenz.
0381-MAGAZIN: Wie lange hat euer Bodypainting für den BVSC gedauert?
Kraftklub: Das "Anmalen" an sich hat fünf Stunden gedauert. Aber was nicht mitgezählt wurde, sind die Stunden der Qual, die man erlebt, wenn man sich das erste mal selber komplett am ganzen Körper rasiert. Wir haben uns einen Tag vor der Show alle extra solche guten Mädchenrasierer gekauft. Ich saß dann zwei Stunden in der Hoteldusche mit wahnsinnig heißem Wasser und habe versucht, mich komplett zu rasieren. Meine Knie waren total verballert und ich habe mich ständig geschnitten. Anschließend haben wir uns dann gefühlt wie kleine Kücken – so total nackt ohne Haare.
0381-MAGAZIN: Ihr schaut sehr professionell durchgestylt aus. Logo, Video, Tour, Klamotten. Man könnte denken, ihr seid eine gecastete Band. Wie ist das Projekt entstanden?
Kraftklub: Das ist ganz lustig. Wir wissen ja, wie es wirklich war. Selbst unser Grafiker ist ein alter Kumpel, der unsere "Corporate Identity" entwickelt hat. Die Geschichte mit den Uniformen und unserem Dress ist einfach nur entstanden, weil wir uns immer über diese ganzen Indiekapellen, welche bei uns in Chemnitz aufgetreten sind, lustig gemacht haben. All die Bands aus Berlin, die meinten "Eh, ich trete jetzt mit den Klamotten auf, mit denen ich draussen auch rumlaufe, weil ich so der Typ von nebenan bin, so voll der Mucker, mir ist alles scheiß egal." Das fanden wir so unangenehm und haben uns halt gedacht, wenn wir mal 'ne Band machen, dann ziehen wir uns alle schick an, sehen alle gleich aus, kommen auf die Bühne und die Gäste wissen gleich – eh, jetzt ist die Band da, die Show geht los.
0381-MAGAZIN: Was hört ihr denn privat an Musik – Indie, Rap?
Kraftklub: Die meiste Zeit verbringen wir im Moment im Auto und da ist leider der CD-Wechsler kaputt. Das heißt, wir hören nur Radio. Das Allerschlimmste vom Schlimmen. Die Top 40 und Chartsmusik. Wir sind die absoluten Experten, was den neuesten David Guetta-Tune angeht.
0381-MAGAZIN: Wie ist denn "Kraftklub" als Band entstanden?
Kraftklub: Auf einer Silvesterparty haben wir uns richtig kennengelernt. Dort hatten wir uns zusammen betrunken, sind über Nacht Freunde geworden und haben festgestellt – lass uns doch Musik als Band machen. Außerdem scheint es die beste Möglichkeit zu sein, um Mädchen kennenzulernen. Besonders gut aussehende Typen waren wir halt nie und da passte das mit der Band ganz gut.
0381-MAGAZIN: Und das klappt mit zunehmenden Erfolg besser mit den Mädels?
Kraftklub: Nein, nein. Mit den Mädchen klappt es noch nicht so richtig. Wir bräuchten so ein Handbuch "Wie man die Position als Musiker ausnutzt". Es scheint schon so, dass es Mädchen gibt, die an uns Interesse haben, aber wir sind da viel zu schüchtern, um daraus Kapital zu schlagen. Wir kriegen das leider nicht so richtig hin.
0381-MAGAZIN: Na dann hoffen wir, dass wir unsere Rostocker Mädels behalten dürfen und wünschen euch viel Spaß in Rostock.
HENRYK JANZEN