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Faszination Polarlichter
Nov 25
Wenn der Himmel über der Ostsee plötzlich in grün, lila und rot zu leuchten beginnt, ist das Staunen groß: Polarlichter – ein Naturphänomen, das man früher nur aus dem hohen Norden kannte – sind inzwischen auch an der deutschen Küste zu beobachten. Immer mehr Menschen zieht es nachts an den Strand, in der Hoffnung, das himmlische Schauspiel zu erleben oder gar mit der Kamera festzuhalten. Eine, die diese Momente perfekt einzufangen weiß, ist Birka Gleichmann – auf Instagram „Birkaswelt“ – die sich mit Polarlichter-Fotografie in Mecklenburg-Vorpommern intensiv beschäftigt.
0381-Magazin: Polarlichter kennt man vor allem aus Skandinavien – doch inzwischen werden sie auch an der Ostsee gesichtet. Wie häufig lassen sich solche Lichtspektakel tatsächlich hier beobachten, und kann man sie auch mit bloßem Auge erkennen?
Birka Gleichmann: Spannenden Frage, die man nicht ganz einfach mit einem Satz beantworten kann. Polarlichter in unseren Breitengraden gab es schon immer. Auch wenn diese sich zu den Nordlichtern in Skandinavien doch etwas unterscheiden. Bei uns sind sie meist flächiger und nicht so tanzend, wie wir es aus Norwegen oder Island kennen. Die Polarlichter sind abhängig von der Sonnenaktivität und der Intensität des Sonnensturms und wie dieser auf das Erdmagnetfeld trifft. Wenn die Sonne sehr aktiv ist und große Mengen ihrer Teilchen ins Weltall katapultiert, hat man gute Chancen, Polarlichter auch bei uns an der Ostsee zu sehen. Ob man sie farblich sehen kann, liegt an der Intensität des Sonnensturms. Ist es ein starker Sturm, sieht man die Aurora Borealis definitiv mit dem bloßem Auge. Allerdings nie so intensiv, wie man es auf Fotos sehen kann. Dafür sind unsere Augen nachts schlichtweg nicht in der Lage. Aber selbst schwache Polarlichter sind beeindruckend und magisch. Diese kann man am Himmel als gräulichen Schleier wahrnehmen. Als würde man eine breite Taschenlampe am Horizont in den Himmel halten. Das ist öfter sichtbar, als das man Farben wahrnehmen kann. Umso beeindruckender ist es, wenn der Sonnensturm intensiv ist und uns farblich sichtbare Polarlichter schenkt. Die Häufigkeit lässt sich schwer vorhersagen. Die Sonne selbst hat einen Zyklus. Ihr Intensitätmaximum war 2024-2025. Daher können wir momentan noch einige dieser wundervollen Beobachtungen machen. Also haben wir hier in Deutschland grob gesagt nur alle 10-12 Jahre die Chance, intensivere Polarlichter zu sehen. Dass früher keiner darüber berichtet hat, liegt wohl daran, dass es keine guten Smartphones gab, womit es auf SocialMedia verbreitet werden konnte.
0381-Magazin: Viele möchten das Naturphänomen selbst fotografieren. Reicht dafür eine gute Handykamera, oder braucht man spezielles Equipment, um die Farben und Bewegungen der Polarlichter richtig einzufangen?
Birka Gleichmann: Meist reicht ein gutes Handy aus, um das Naturphänomen einzufangen. Durch eine längere Belichtungszeit werden die Farben dann leuchtender und intensiver. Es empfiehlt sich mit einem Stativ zu arbeiten. So kann man das verwackeln des Motivs verhindern. Wer allerdings hochauflösende Fotos möchte, braucht schon besseres Equipment. Hierbei sollte man auf Lichtstarke Weitwinkelobjektive achten.
0381-Magazin: Sie fotografieren regelmäßig an der Ostseeküste – welche Orte rund um Rostock oder Mecklenburg-Vorpommern eignen sich besonders gut zur Beobachtung und Fotografie von Polarlichtern?
Birka Gleichmann: Polarlichter sind am besten in nördliche Richtung und in kompletter Dunkelheit zu bestaunen. Daher eignen sich Strände ohne Fremdlichteinwirkung. Obwohl man auch hier die Intensität der Polarlichter beachten muss. Umso schwächer, umso dunkler sollte es sein. Bei starken Polarlichtern kann man auch an lichtintensiveren Orten tolle Fotos machen. Kleiner Tip, Vollmond ist hierbei auch nicht zu empfehlen.
0381-Magazin: Wie erfährt man, wann Polarlichter zu sehen sind? Gibt es bestimmte Wetterbedingungen, Apps oder Vorhersagen, auf die Sie achten, bevor Sie sich mit der Kamera auf den Weg machen?
Birka Gleichmann: Tatsächlich ist Vorbereitung und Recherche ein wichtiges Thema um auf der Polarlichtjadt erfolgreich zu sein. Es gibt Webseiten, auf denen man sich informieren kann oder WhatsApp-Gruppen auf denen sich ausgetauscht werden kann und andere Apps, die die Aktivität der Sonne dokumentieren und Intensitätsvorhersagen machen. Ich nutze die Website der NOAA und die Polarlicht Pro App. Allerdings ist das keine Garantie, dass man Polarlichter sieht. Es gehört viel Geduld, frieren, stundenlanges beobachten und dann doch ohne Sichtung von Polarlichtern nach Hause fahren genauso dazu, wie völlige Überwältigung über unverhofft starke Polarlichter. Aber es lohnt sich einfach immer wieder, weil man in und mit der Natur ist und das meist in völliger Stille. Das schönste daran ist, dass man diese Momente nur bedingt beeinflussen kann. Ob man gute Bilder bekommt oder einfach nur dem Spektakel folgt, entscheidet die Natur.
0381-Magazin: Ihre Aufnahmen zeigen beeindruckende Farben und Stimmungen. Können Interessierte Ihre Polarlicht-Fotos auch erwerben – etwa als Drucke oder digitale Versionen – und wo sind sie erhältlich?
Birka Gleichmann: Ja klar ist das möglich. Ich hatte in den letzten zwei Jahren schon einige kleine Ausstellungen wo man meine Bilder bestaunen und kaufen konnte. Ich teile meine Werke auch auf Instagram, wo man mich unter birkaswelt findet. Da kann man mich immer anschreiben. Dort gebe ich übrigens auch öfter mal per Story bekannt, das gerade Polarlichter zu sehen sind. Auch dieses Jahr kann man wieder einen Kalender meiner Landschaftsfotografie erwerben, wo unter anderem auch Polarlichtfotos dabei sind.
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