Bühne
Buch einer NobelpreisTrägerin am Volkstheater
Feb 24
Regisseurin Sarah Kurze bringt den Roman „Eine Frau“ von Annie Ernaux auf die Bühne
Eine emotionale Geschichte erwartet die Besucher des Ateliertheaters – voller Konflikte und Verbindungen zwischen Generationen. „Eine Frau“ der französischen Schriftstellerin Annie Ernaux feierte am 20. Januar seine Uraufführung. Regisseurin Sarah Kurze hofft, dass das Stück „das Publikum im besten Fall berührt“.
Nur wenige Wochen nach dem Tod ihrer Mutter schrieb die französische Schriftstellerin Annie Ernaux, Literaturnobelpreisträgerin 2022, ein Porträt dieser lebensfrohen Frau – von der schweren Kindheit bis zu Alzheimer-Erkrankung und Tod. 1906 geboren, wuchs sie ländlich geprägt auf, arbeitete erst in einer Weberei, dann in einer Seilerei, bevor sie sich den Traum eines eigenen Ladens erfüllen konnte. Eine einfache Frau, die für ihre Tochter ein besseres Leben wollte, auch Bildung betreffend.
„Dies ist keine Biografie und natürlich auch kein Roman,“ sagt Ernaux über ihren Text, „eher etwas zwischen Literatur, Soziologie und Geschichtsschreibung. Meine Mutter, die in ein beherrschtes Milieu hinein geboren worden war, das sie hinter sich lassen wollte, musste erst Geschichte werden, damit ich mich in der beherrschenden Welt der Wörter und Ideen, in die ich auf ihren Wunsch hin gewechselt bin, weniger allein und falsch fühle.“
Am Beispiel des Lebens ihrer Mutter beschreibt sie eine Abfolge an Kämpfen um sozialen Aufstieg, die Entbehrungen, die dafür hingenommen werden, um der Tochter den weiteren Aufstieg zu ermöglichen, und die Entfremdung, die schließlich daraus entsteht, dass sich die Generationen durch die unterschiedliche soziale Situation sehr weit voneinander entfernen.
Mit „Eine Frau“ setzte Ernaux ihrer Mutter ein Denkmal – mit deutlicher Sprache, präzise, offenbarend. „Kein Wort zu viel, keine überschwänglichen Details, das literarische Extrakt einer Mutter-Tochter-Beziehung“, schrieb „Der Spiegel“.
Den Stoff wollte Regisseurin Sarah Kurze (30) ins Theater bringen, schrieb einen Brief an Ernaux. Der Verlag habe mitgeteilt, dass der Brief die Autorin „sehr berührt“ habe, so Kurze. Nun ist die Geschichte in der deutschen Übersetzung von Sonja Finck (Suhrkamp, 2021) auf der Rostocker Bühne. Mit drei Darstellerinnen – Katrin Heller, Katharina Paul und Malin Steitz. „Sie sind alle drei die ganze Zeit da“, verrät die Regisseurin, die die Theater-Fassung des Textes selbst erstellte.
Sarah Kurze stammt von der Insel Usedom. In Rostock ist sie keine Unbekannte. 2022 inszenierte sie am Volkstheater „Der Untergang der Titanic“. „Eine Frau“ sei ein Stück, das für sie hierhergehöre – wegen der Bindung zur Familie und anderen Menschen, „mit denen ich groß geworden bin“.
02. und 23.02.2024 · 20.00 Uhr · Ateliertheater
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