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MOINS – nachhaltige soziale Teilhabe
Jun 25
In der Sankt-Georg-Straße 109 in Rostock befindet sich das Amt für Soziales und Teilhabe, wo Annika Leese und Paul Lemke das innovative Projekt “MOINS” ins Leben gerufen haben. Annika Leese, die seit 2021 Amtsleiterin ist, und Sozialarbeiter Paul Lemke, Projektleiter von MOINS, arbeiten gemeinsam daran, Obdachlosigkeit in Rostock zu verhindern und nachhaltige Strukturen zu schaffen.
„Was soll ich sagen, wenn man die Ostsee vermisst, vermisst man sie halt,” erklärt Annika Leese, Leiterin des Amts für Soziales und Teilhabe in Rostock. Die soziale engagierte Leese bringt umfangreiche Erfahrung aus verschiedenen sozialen Bereichen aus Norddeutschland mit ein. Ihre Rückkehr nach Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2018 war motiviert durch das Heimweh nach unserer Ostsee. Paul Lemke, der 2019 im Rahmen seines Studiums der Sozialen Arbeit zur Stadtverwaltung kam, fand seine Berufung im Bereich der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe. Gemeinsam entwickelten sie das Projekt MOINS, das für „Menschen vor Obdachlosigkeit intelligent schützen” steht.
MOINS basiert auf vier Säulen, die darauf abzielen, Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit zu verhindern: Housing First stellt als eine Säule Wohnraum als Grundlage für die weitere Unterstützung bereit, ohne vorherige Bedingungen. „Housing First ist ein Paradigmenwechsel,” betont Paul Lemke. „Wohnraum als Grundlage, damit die Hilfe drumherum wirkt.” Diese Methode stellt sicher, dass Menschen sofort eine stabile Wohnsituation erhalten, anstatt zuerst durch ein langwieriges System von Notunterkünften gehen zu müssen. Die zweite Säule ist die zentrale Fachstelle für Wohnraumerhalt: Hier wird präventiv gearbeitet, um drohenden Wohnraumverlust zu verhindern. Paul Lemke erklärt: „Unser Ziel ist, dass die Obdachlosigkeit gar nicht erst eintritt.” Die Fachstelle bietet Beratung und Unterstützung, um Menschen in kritischen Phasen zu helfen, ihre Wohnungen zu behalten. „Wir konnten bereits bei 33 Personen den Wohnraumverlust verhindern,” berichtet Lemke stolz. Der digitale Hilfeplan und die digitale Beratungslandschaft bilden die dritte und vierte Säule und sollen die sozialen Leistungen wirkungsorientiert und evidenzbasiert steuern. „Wir wollen ein Tool entwickeln, das alle Beratungsangebote übersichtlich und kompakt für Betroffene darstellt,” sagt Lemke. Diese digitalen Werkzeuge sollen die Effizienz der Hilfeleistung erhöhen und den Zugang zu Informationen erleichtern. Gearbeitet wird dabei mit dem sogenannten Peer-Ansatz: Menschen, die selbst Obdachlosigkeit erlebt haben, unterstützen Betroffene mit ihrer Erfahrung. „Wir wollen die Erfahrung und Kompetenz derer nutzen, die das durchlebt haben,” erläutert Lemke. Dieser Ansatz ermöglicht es, auf Augenhöhe zu kommunizieren und Betroffenen Hoffnung und praktische Ratschläge zu bieten.
Herausforderungen und Erfolge
Das Projekt MOINS hat bereits erste Erfolge erzielt. Seit Jahresbeginn wurden 190 Personen beraten. Dennoch bleibt die Herausforderung groß, insbesondere angesichts der angespannten Wohnsituation in Rostock mit einer Leerstandsquote von unter einem Prozent. „Wir arbeiten daran, dass niemand auf der Straße landet,” so Leese. Sie fügt hinzu: „Es gibt immer individuelle Gründe, warum Menschen obdachlos werden, und wir müssen diese verstehen, um effektiv helfen zu können.” Ein wesentlicher Aspekt von MOINS ist die Einbindung der Zivilgesellschaft. Annika Leese betont die Bedeutung der Unterstützung durch die Rostocker Bürgerinnen und Bürger sowie durch Unternehmen und andere Organisationen. „ Guckt nicht weg, das passiert zum Glück in Rostock nicht viel,” appelliert sie. Ziel ist es, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden und die soziale Teilhabe in der Stadt zu fördern. Die Bereitschaft, sich zu engagieren, ist entscheidend für den Erfolg des Projekts. „Wir wünschen uns noch mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, sei es durch die Bereitstellung von Wohnraum oder durch aktive Teilnahme an unseren Initiativen,” sagt Leese.
Im Fazit ist MOINS ein wegweisendes Projekt, das nicht nur auf die unmittelbare Verhinderung von Obdachlosigkeit abzielt, sondern auch die tieferliegenden Ursachen erforscht und adressiert. Durch die Kombination von innovativen Ansätzen, wie dem Housing First und der digitalen Unterstützung, sowie der Einbindung von Betroffenen und der Zivilgesellschaft, setzt das Projekt neue Maßstäbe in der sozialen Arbeit in Rostock. “Wir sind ein junges, frisches Team und wollen das Thema wirklich angehen,” erklärt Leese abschließend.
moins-rostock.de
Hinweis: MOINS wird im Rahmen des Programms „EhAP Plus – Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.
ANTJE BENDA
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