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Report

Weihnachtsbräuche aus MV

Weihnachtsbräuche aus MV

Dez 21
… und warum der Knecht Ruprecht ein ganz fürchterlicher Geselle ist.

Süßer die Glocken nie klingen … Die Weihnachtszeit ist da und mit ihr der herrliche Geruch nach Zimt, frisch gebackenen Plätzchen, Glühwein und gebrannten Mandeln, der langsam durch die Straßen wabert. Nach und nach füllen sich immer mehr Fenster mit leuchtendem Krimskrams, Kerzen werden angezündet, die letzten Weihnachtskäufe erledigt und irgendwo spielt eine knisternde Schallplatte leise Michael Bublés „It`s beginning to look a lot like christmas“. Fühlt ihr es auch? Die Weihnachtszeit ist einfach magisch. Dieses zauberhafte Dasein beginnt bereits ab dem ersten Advent. Okay. Eigentlich schon, sobald am Brink das Weihnachtsdorf aufgebaut wird.

In dieser muckeligen Vorweihnachtszeit ist der Nikolaustag am 6. Dezember schon das erste  größere „Weihnachts-Event“, das uns bevorsteht. Vor allem für die kleinen Erdbewohnerinnen und Erdbewohner ist dies ein aufregender Tag: Schuhe putzen und vor die Tür stellen, dem Nikolaus vielleicht noch einen Brief dazu legen, warum man auch ganz viel Schokolade verdient hat. Generationen von Kindern haben sich jedoch vor diesem Tag gefürchtet und sind zusammen geschreckt, wenn es im Hausflur gepoltert hat.

„Erziehungszweck“ Knecht Ruprecht
Dem Brauch nach, der aus dem nordischen Sprachraum stammt, kommt der heilige Nikolaus mit seinem düsteren Gesellen Knecht Ruprecht zu den Kindern. Mitsamt rasselnden Ketten, Rute und  einem großen Sack, um unerzogene Kinder ins dunkle Innere hinein zu verfrachten. Und wer nicht spurt, der bekommt den peitschenden Zweig zu spüren. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie sehr sich kleine Wesen davor gruseln können. Schon im Mittelalter wurde diese Figur, der sogenannte Kinderschreck, erschaffen, um unartige Kinder für ihren Ungehorsam zu bestrafen. Und das Schlimme an der ganzen Geschichte: Diesen Kinderschreck gab es damals wirklich.
Aber seien wir mal ehrlich: Haben wir nicht auch damals von unseren Eltern zu hören bekommen, dass nur die lieben Kinder Geschenke bekommen und die Frechen anstelle die Rute? Und wurden wir nicht auch von Tante Else gefragt, ob wir denn auch immer schön brav waren? Das Prinzip ist irgendwie ähnlich. Nur nicht ganz so schaurig. In der heutigen Zeit, in der die Beziehungs- und Bindungsforschung nochmal einen gewaltigen Aufschwung erlebt hat, sind solche Geschichten längst veraltet. Kinder sollen ohne Ängste und Drohungen, sondern mit Vertrauen und ihren Bedürfnissen entsprechend, lernen. Da passt Knecht Ruprecht nicht mehr ins Bild. Das geht sogar so weit, dass sich Sozialforscher*innen, Psycholog*innen und Politiker*innen gegen diese furchterregende Schauergeschichte auflehnen. Die Grünen-Politikerin und Sprecherin für Familienpolitik Josefine Paul aus Nordrhein-Westfalen beispielsweise bezeichnet diese „Weihnachtstradition“ als psychische Gewalt und schlägt vor, dass Knecht Ruprecht anstelle von schaurig zu sein doch lieber als Tragehilfe für Süßigkeiten vom Nikolaus diene. Gute Idee. Und die Moral von der Geschichte? Vielleicht sollten wir uns alle selber an die eigene Nase fassen und unseren inneren Knecht Ruprecht aus der Weihnachtszeit verbannen. Mehr Besinnlichkeit, mehr Großzügigkeit, mehr Liebe für unsere Liebsten.

Und nun zu den schönen Bräuchen …
… denn davon hat unser schönes Bundesland nämlich doch einige zu bieten. Weihnachten gehört zu einem der bedeutsamsten Feste des Jahres. Vor allem die besinnliche Vorweihnachtszeit hat schon früher auf den kleinen Dörfern eine lange Tradition. So verhielt es sich beispielsweise, dass sagenhafte Gestalten, meist unverheiratete junge Männer, mit sonderbaren Namen wie „Knapperdachs“ oder „Zägenbuck“ in der Vorweihnachtszeit durch die Straßen zogen, Spiele aufführten oder die jungen Mädels umgarnten. Als Belohnung verteilten sie kleine Gaben. Bereits Ende November wurden die ersten Weihnachtsbäume aus den umliegenden Wäldern für die Familien geschlagen. Kurz darauf zog die „Semmelfrau“ um die Häuser, um Pfeffernüsse und sogenannte „Has`poppen“, kleine Teigfiguren, zu verkaufen. Möglicherweise entstand dadurch sogar unsere heutige Plätzchen-Tradition?
Kurz vor dem Weihnachtsfest begann das große Schlachten der Tiere, damit sich auch ja reichlich Fleisch auf den Tellern der Bauern befindet. Am 24. Dezember, dem Heiligabend, gehörte es zur Tradition, dass in der Schule vom Dorf eine kleine Weihnachtsfeier stattfand. Geschichten zufolge zogen Hirten am Heiligabend durch die Stadt Röbel, ein feierlicher Umzug mit geblasenen Hörnern. Anschließend wurden die Kerzen auf den Weihnachtsbäumen angezündet. Am Heiligabend gab es auch meistens die Bescherung. Kein Vergleich zur heutigen Zeit, denn damals gab es diese nur in einer sehr abgespeckten Form. So legten die Kinder am Vorabend ihre Pudelmützen auf das Fensterbrett oder stellten einen Teller hin. Dieser wurde dann mit Äpfel und Has`poppen gefüllt. In gut bürgerlichen Familien befand sich darin oftmals ein Zweischillingstück. In den Gutshäusern jedoch sah das ganze Fest schon etwas herrschaftlicher aus. So thronte in den Stuben der geschmückte und mit Kerzen bestückte Weihnachtsbaum, noch heute das Symbol für das Weihnachtsfest. Von seinen Ästen baumelten nicht selten schmackhafte Würste am Heiligabend. Um ihn herum versammelte sich die gesamte Familie mitsamt Gesinde, Lieder wurden gesungen, gegessen und gefeiert. Auch die Tiere auf den Bauernhöfen wurden dabei nicht vergessen. Diese bekamen am Weihnachtsabend eine extra Portion Futter. In den Kirchen fand, wie auch heute noch, die heilige Messe zum Weihnachtsfest statt. Die Tradition des Weihnachtsmannes kam hierzulande erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts in die Familien und zu den Kindern.

Heute ist davon nichts mehr übrig?!
Häufig wird kritisiert, dass diese ganzen besonderen Bräuche mit Beginn des 20. Jahrhunderts  und der Industrialisierung langsam schwanden und Platz machten für das große K wie Konsum.  Kaufrausch, Saufen und das neueste iPhone unter dem Tannenbaum — das ist doch das, was wirklich zählt. Aber kann man das wirklich so pauschalisieren? Nö. Auch wenn jede Familie heutzutage seine ganz eigene kleine Weihnachtstradition entwickelt hat, kann man doch noch viele Parallelen zu früheren Jahrhunderten und alten Weihnachtstraditionen erkennen. So gibt es häufig den Weihnachtsbaum noch, das Plätzchen backen, die Bescherung, das gemeinsame Zubereiten und Essen der Weihnachtsgans, der Kirchenbesuch am Heiligabend, dem Weihnachtslieder singen beim Adventsbalkon in der KTV oder auch einfach das gemütliche Zusammenkommen von Familien und Freunden. Und wenn sich neue Bräuche etablieren, dann ist das auch völlig in Ordnung. Wenn lieber Pizza bestellt wird, lieber Punkrock statt „Oh du Fröhliche“ gehört wird oder lieber „geschrottwichtelt“ wird, dann bitteschön. Aber ganz ehrlich: Das mit der Wurst am Tannenbaum (gibts sicherlich auch in der Veggie-Variante) ist doch eigentlich eine ganz nette Sache, oder?
So. Ihr findet uns in der Küche, Has`poppen backen. In diesem Sinne: 0381 wünscht allen eine frohe, besinnliche und von Dankbarkeit erfüllte Weihnachtszeit.

Luise Johanna Acker

Bild: Knecht Ruprecht, Illustration von 1894

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