Musik aus MV

Dasitmilan formt aus sphärischen Sounds und treibende Kicks etwas Eigenes. Alle Stücke von seiner EP „Milancholie“ (VÖ: 28.08.2020) wurden von dem Rapper komplett alleine vorproduziert – die Berliner Produzenten Dasmo und Matthias Mania haben sie ausgeformt und weitergedacht. Entstanden ist Musik irgendwo zwischen Electro, Pop, Rap und Indie. Dastistmilan beschreibt sie selbst als ‚Electro-Hop’. Ich selbst sehe sie als Synthetischen Hip Hop. Aber lassen wir die Schubladen zu und vernehmen einfach seine Worte.

Die Melancholie in der Musik ist keine Unbekannte. Ob Gisbert zu Knyphausen, Kraftklub oder die Hansen Band, sie alle fanden es okay ein bisschen traurig zu sein. Auch Milan aka dasistmilan hat sich - mit seiner im August erscheinen EP - dem Thema gewidmet. „Ich war schon immer melancholisch. Ich habe als Kind mal eine Doku gesehen, die zeigte, wie ein Asteroid auf die Welt zurasen könnte und das ganze Leben auslöschen würde. Da ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass es nicht nur um ‚Legomännchen‘ geht, sondern das alles was wir haben, sehr vergänglich ist.“ 

Dabei ist Milan bei weitem kein herkömmlicher „Trauerklos“. Die Melancholie ist einfach ein Teil seines Lebens geworden und hilft ihm in der Vergänglichkeit die Schönheit zu sehen. Gut zusammengefasst hat er das in dem Titel „Bleibt“. Der Opener zu seiner EP wurde, wie die restlichen sechs Titel, von den Produzenten Dasmo und Mathias Mania gemastert und glatt geschliffen. „Ich habe ihnen die Grundmelodien geschickt und die Drums. Es war also alles schon ziemlich fertig. Da wo es bei mir dann aufhörte, habe sie angeknüpft. Gerade bei dem Titel ‚Wieder wach‘ ist durch ihr Zutun nochmal richtig Power entstanden. Vorher war er ruhiger und fast schon monoton. Und jetzt bricht es beim Refrain richtig auf.“ Hören könnt ihr nun eine Mischung aus 1990er Jahre Elcetro-Synthie Musik, die durch dunkle Raps abgerundet wird. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht für jeden etwas, aber einen Versuch durchaus wert. 

Sein selbst betitelter „Electro-Hop“ wurde dabei nicht zuletzt durch seine eigenen Plattenteller beeinflusst. So hat er in der Vergangenheit in unterschiedlichen Rostocker Clubs Hip Hop und Rap aufgelegt und stets neuen Input für seine Musik erhalten. „Das erste Mal hab ich in der Turnhalle der Borwinschule in Rostock aufgelegt. Ich war Mega stolz. Es kam dann irgendwann ein einschneidendes Erlebnis dazwischen mit meiner Mutter, die verstorben ist. Ich habe erst gar nicht bemerkt, wie mich das beeinflusst und was das mit mir macht. Irgendwann hatte ich dann den Drang die Sachen zu verarbeiten. Ich wollte mehr, als nur Musik von anderen spielen. Ich wollte halt selbst Musik machen.“ Es folgten eigens produzierte Instrumentale und erste Songs. Rap war für den Rostocker ein einfaches Mittel sich auszudrücken. Ohne Gesangsstudium konnte er seinen Gedanken, Gefühlen und vor allem Ängsten freien Lauf lassen. Damals noch unter dem Namen Milan veröffentlichte er die EP „Schwarzer November“, die schon damals Selbstzweifel mit seinem Mittelfinger kombinierte. 

Geändert hat sich seitdem, neben stärkeren Beats, auch sein musikalisches Umfeld. Auf „Melancholie“ finden sich im Feature Sebstian Hämer und Peter Musk. Beides Musiker aus Rostock, die sehr markante Stimmen besitzen und den Songs von Milan eine weitere Tiefe geben.  „Basti ist ein Freund von mir. Wir sehen uns zwar nicht oft, aber kennen uns schon lange. Ich mag seine Stimme. ‚Wieder wach‘ war einer der ersten Titel, der entstanden ist. Damals war er bei mir zu Besuch und ich habe ihn einfach gefragt, ob er Bock hat. Peter habe ich das erste Mal auf einem Konzert der Rostocker Botschaft im Peter-Weiss-Haus gesehen. Das fand ich richtig gut. Den Abend hab ich nur ein Bier getrunken und ihn nicht angesprochen. Ein paar Monate später trafen wir uns durch Zufall im Rostocker Hof. Ich habe ihn einfach gefragt. Später sind wir zusammen ins Studio und haben auf den Songs rumprobiert. Geworden ist es dann ‚Sad Songs‘. Das Schöne ist, Peter tanzt mit seiner Stimme irgendwie zwischen den Welten. Das ist sehr spannend.“ Geplant sind weitere Zusammenarbeiten wie eine Kollaboration auf dem neuen Album von Peter. „Wir wollen zudem zu ‚Sad Songs‘ ein entspanntes Video irgendwo auf einem Dach in Rostock drehen. Sonne aufgehen lassen und eine Kippe rauchen. Ganz easy.“

Live sind sie ebenso zusammen unterwegs. Auch wenn Corona ihnen die Hände bindet, will Milan  ab Januar 2021 auf „Die Freshman Klasse 2021 Tour“ gehen. Mit Peter Musk und Chris RecOn (Techno-DJ, Rostock/ Berlin) im Gepäck wird er dann zusammen mit SAM SILLAH (HipHop/Rap Künstler aus Düsseldorf) , KAREN, HeXer und VAELLI in neun Städten Deutschlands seine Melancholie unter die Leute bringen. Am 15. Januar macht er im Rostocker M.A.U. - Club halt. Präsentiert wird die Konzertreihe unter anderem von New Green Order Records, die dasistmilan auch unter Vertrag haben. „Arne, mein Kumpel und Manager, hat für mich nach einem Booker gesucht, weil wir Konzerte spielen wollten. Irgendwann hat dann Adnan (Booker von Kool Savage) per Mail geantwortet. Er hat uns zu einem Treffen nach Berlin eingeladen. Wir haben ein Weißbier getrunken, warnen uns sympathisch und jetzt bringe ich meine neue EP ‚Melancholie‘ auf seinem Label raus.“ 

ANTJE BENDA