Sport
Zwischen Chaos und Hoffnungsschimmer
Jun 25
Doch der Start ins Fußballjahr verlief denkbar schwer. Mit großen Hoffnungen und einem neuen Trainerteam ging man im Sommer an den Start. Schon nach wenigen Wochen war klar: Die Chemie stimmte nicht. Die erhoffte Aufbruchsstimmung blieb aus, die Ergebnisse blieben ebenso aus. Die Konsequenz: der schnelle Trainerwechsel. Ein weiteres Kapitel in der langen Liste der unruhigen Jahre an der Ostseeküste.
Und doch – Hansa wäre nicht Hansa, wenn es nicht auch Lichtblicke gäbe. Trotz des schwierigen Saisonbeginns kämpfte sich das Team zurück, entwickelte über die Rückrunde eine neue Stabilität. Plötzlich war da wieder ein Funke Hoffnung – der Aufstieg in die 2. Bundesliga rückte in greifbare Nähe. Bis zum vorletzten Spieltag war der Traum realistisch, das Stadion bebte, die Stadt stand hinter ihrer Mannschaft wie selten zuvor. Auch wenn es am Ende knapp nicht reichte – was die Jungs auf dem Platz zeigten, war Charakter, war Leidenschaft, war Hansa.
Einen versöhnlichen Abschluss fand die Saison im Landespokal Mecklenburg-Vorpommern: Mit einem hart erkämpften, aber verdienten Sieg gegen den SV Pastow sicherte sich Hansa den Einzug in den DFB-Pokal – und damit nicht nur wichtige Einnahmen, sondern auch einen Prestigeerfolg für die Region. Ein silberner Streif am oft grauen Horizont dieser turbulenten Spielzeit. Schön zu sehen war auch, dass sich einige Nachwuchsspieler aus der eigenen Jugend in der ersten Mannschaft festgespielt haben.
Doch es war nicht nur das Sportliche, das diese Saison prägte. Leider war das Umfeld erneut von zahlreichen Unruhen begleitet. Besonders die häufigen Ausschreitungen einiger Fans bei Auswärtsspielen warfen ein trauriges Licht auf den Verein. Pyrotechnik, Platzstürme, Ausschreitungen – der FC Hansa sah sich erneut gezwungen, öffentlich Stellung zu beziehen und interne Maßnahmen zu ergreifen.
Auch auf Vereinsebene rumorte es. Teile des Aufsichtsrates traten im Laufe der Saison zurück, die Führungsspitze geriet unter Druck. Dazu kam der Rückzug des langjährigen Trikotsponsors, der sich angesichts der unruhigen Lage und Imageprobleme des Vereins aus dem Vertrag verabschiedete. Für einen Club, der finanziell ohnehin auf dünnem Eis tanzt, war das ein herber Rückschlag.
Aber in Rostock ist man Krisen gewohnt. Und vielleicht liegt gerade darin eine besondere Stärke. Denn was bleibt, ist der Glaube. Der Glaube an den Verein, an den Wiederaufbau, an das „Wir-Gefühl", das die Kogge trotz allem über Wasser hält.
Und so blickt man – trotz allem – mit Vorfreude auf das, was kommt. Bereits im Sommer steht ein ganz besonderes Ereignis an: das „Flutlichtmasten-Spiel“ im Ostseestadion, organisiert von Marteria und Hansa-Legende Paule Beinlich – pure Ostseestadion-Magie. Ein Zeichen der Verbundenheit und der Identität – vor allem auch ein Fest für die Fans.
Auch sportlich darf man sich auf ein Highlight freuen: In der Vorbereitung empfängt Hansa keinen Geringeren als den englischen Traditionsverein Aston Villa, aktuell Teilnehmer der Champions League. Für Paule Beinlich, der einst in Birmingham den Grundstein für seine große Karriere legte, wird es ein emotionales Wiedersehen.
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