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Lisa Radl – Stadtteilmanagerin von Lichtenhagen
Mai 24
Wenn ich an Lichtenhagen denke, denke ich als erstes an die S-Bahnhaltestelle der Deutschen Bahn, die mich entweder nach Groß Klein oder eben Lichtenhagen führt. Als zweites kommt seit ein paar Wochen der Name Lisa Radl in meinen Kopf. Die Wahl-Rostockerin ist seit 2021 Stadtteil- bzw. Quartiersmanagerin von Lichtenhagen. Seitdem hat sie bereits das Stadtteilfest wieder belebt, schiebt gerade ein Stadtteilcafé zusammen mit den Einwohner*innen an und arbeitet auf einen Ort für Jugendliche im öffentlichen Raum hin. Ihr Ziel ist es, den Stadtteil zu beleben und dauerhaft aus seinem Dornröschenschlaf zu holen.
Lisa Radl ist 2018 mit ihrem Freund von einem Ort zwischen Frankfurt am Main und Würzburg nach Rostock gezogen, weil sie das Meer toll findet, genug soziale Kontakte vor Ort hat und sich hier zuhause fühlt. Doch einen Schritt zurück: Lisa absolvierte ihre Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin beim CJD (Fachschule für Sozialwesen) in Baden-Württemberg. „Für die Berufsschule kamen alle aus Deutschland in ein kleines Dorf nach Baden-Württemberg. Ich habe mir irgendwann drei Wochen Urlaub genommen und alle aus meinem Jahrgang besucht. Da Rostock auch ein CJD hat, bin ich auch hierher gekommen.“ Sie fand Rostock so schön, dass sie immer wieder zum Urlaub machen hergekommen ist, bis Rostock zu ihrer Wahlheimat wurde. „Mein Freund und ich wollten beide nochmal studieren und Rostock bot an der Fachhochschule des Mittelstands das duale Studium ‚Sozialpädagogik und - Management‘ an.“
Heute wohnen sie in der KTV; damals zogen sie zunächst nach Dierkow. „Wir haben im fünften Stock gelebt und konnten vom Balkon direkt aufs Grün schauen. Eine Fläche so groß wie drei Fußballfelder, allerdings mit einem unattraktiven Spielplatz. Ich habe angefangen, darüber meine Bachelorarbeit zu schreiben.“ Thema war das „Urban Gardening" und die Umsetzung in Zusammenarbeit mit den Anwohner*innen. Unterstützt wurde Lisa damals unter anderem von Christian Hanke (Quartiersmanager Dierkow), der heute ihr Arbeitskollege ist. „Ich war durch meine Arbeit im Saft und ich habe mich daraufhin auf meine jetzige Stelle beworben.“ Lisa übernahm im Februar 2021 als Quartiersmanagerin im Stadtteil Lichtenhagen, gefördert durch die Städtebaufördermittel „Sozialer Zusammenhalt“. „Nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass ich im Thema Verwaltung und Stadtplanung an meine Grenzen stoße. Dann habe ich das Fernstudium ‚Integrative StadtLandentwicklung‘ an der WINGS Wismar angefangen und werde es hoffentlich auch bald mit dem Master abschließen.“
Dass Lisa in ihrem Job richtig ist, merkt man an ihrem Engagement für die Menschen. „Wir probieren zum Beispiel mit dem Seniorenbeirat, dem Nähtreff und einzelnen Familien ein Stadtteilcafé ins Leben zu rufen. Das Netzwerk, das dabei wächst, schafft es nach und nach einige Bedürfnisse der Einwohner*innen abzudecken.“ Lisa Radls Lichtenhagen ist also grün, familiär und manchmal ruhig, letzteres will sie ändern. „Im Kern ist die Aufgabe des Quartiersmanagements, dass die Förderung gezielt bei den Menschen im Stadtteil ankommt. Zum Beispiel bei der 1. Lichtenhäger Rocknacht, die am 16. März im Nordlicht stattfand. Die Besucher*innen wünschen sich nächstes Jahr eine Wiederholung. Ein weiteres Highlight war zum Beispiel, dass in 2023 nach langer Zeit wieder ein Stadtteilfest stattfand. Wir hatten bis 16 Uhr geplant, und 14.30 Uhr waren fast alle Stände „ausverkauft“. Es war über alle Erwartungen hinaus ein Erfolg. Das zeigt, wie wichtig so etwas ist.“ Ihr Büro war zunächst im SBZ Kolping Lichtenhagen, bevor im Sommer 2023 der Umzug in eine sogenannte Ecklösung am Lichtenhäger Brink 10 erfolgte. „Es war klar, dass wir mehr Räume für Begegnung brauchten.“
Orte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aus dem Stadtteil mehr machen, als nur einen Ort zum Schlafen. „Wir brauchen Orte für Jugendliche im öffentlichen Raum. Ob es jetzt ein Skatepark, ein Spielplatz nach dem Vorbild des Gerberbruchs für Jugendliche, eine legale Sprayerwand oder Zeiten im Stadtteilbüro werden, ist noch nicht raus. Aber da muss was getan werden. Es wohnen in Lichtenhagen zwar viele Rentner*innen, aber auch überdurchschnittlich viele Jugendliche.“ Vorstellen kann sich Lisa die Umsetzung auf dem alten Bolzplatz hinter dem Sonnenblumenhaus. „Das ist aktuell noch kein attraktiver Ort, aber wir könnten im Rahmen der Städtebauförderung das Ganze angehen.“
In den nächsten fünfzehn Jahren soll der soziale Zusammenhalt in Lichtenhagen gefördert werden und dafür liegt Geld bereit. Der Lichtenhäger Boulevard wurde bereits saniert, es soll auch noch ein Park gestaltet werden, der die Jugendlichen integrieren soll. „Durch die Städtebauförderung kann die RGS zum Beispiel jährlich 50.000 EUR für bauliche Projekte in Lichtenhagen beantragen, die durch Einwohner*innen eingereicht werden. Bis Dato wird der Weg der Schul- und Hortkinder angehoben, um den Verkehr zu beruhigen und dadurch sicherer zu machen und die Kirchgemeinde bekommt eine Begradigung der Außenfläche, um Veranstaltungen machen zu können. Das Problem ist, die Förderung ist im dritten Jahr, und es wurde augenscheinlich noch nichts von den genannten Maßnahmen umgesetzt. „Das stimmt nicht: Bauen in Deutschland dauert einfach lange. Das Projekt zeigt, dass auch im Kleinen etwas bewirkt werden kann.“
ANTJE BENDA
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