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Torsten Mielenz – „Geht nicht, gibt’s nicht“
Feb 24
Deko-Chef ist bereits seit 40 Jahren am Volkstheater Rostock
Als Herr der Stoffe könnte man Torsten Mielenz bezeichnen. Der Leiter der Dekorationsabteilung am Volkstheater Rostock hat in 40 Arbeitsjahren rund 800 Stücke mit ausgestattet. Kulissen, Mobiliar, Prospekte... Dabei erlebte er mehr als ein Dutzend Intendanten. Ein Besuch.
Die Nähmaschine rattert. Torsten Mielenz (60) näht. Aktuell steht ein roter Vorhang für das Schauspiel „Die 39 Stufen“ an. In den Werkstätten des Volkstheaters türmen sich in Arbeitsraum und Lager der Deko-Abteilung Stoffballen und Säcke mit edlen Stoffen. Alle seien leicht gesalzen, wegen des Brandschutzes, erklärt er. Meistens Baumwolle, Samt, aber auch Synthetisches. Oder Seide. Die sei besonders teuer, werde immer wieder neu genäht und verwendet. „Wir arbeiten viel um.“
Die Stoffe werden über den Fachhandel für Theaterbedarf bezogen. Beschafft wird, was das jeweilige Stück erfordert, Materialien bis zu zwölf Meter Breite. Wichtig dabei sei, sich auf Messebesuchen Inspiration zu holen.
Improvisationstalent ist am Volkstheater gefragt. Der schmale Zugang zum Haus und fehlende Bühnentechnik sind Hürden für die Handwerker. Dekorationen müssen zerlegt werden, damit sie am Patriotischen Weg durch die Türen passen. „Geht nicht, gibt’s nicht“, beschreibt Mielenz die Einstellung. An viele prächtige Kulissen könne er sich erinnern. Beispiel: die Oper „Manon Lescaut“. Damals habe man eine ganze Flughafen-Lobby auf die Bühne gebaut: erst in voller Pracht, denn nach einem Angriff zerstört. Oder „Alice im Wunderland“. Da entstand eine ganze Landschaft, die am Ende in ein Loch – gleich einem Strudel – gezogen wurde. „Alles mechanisch“, sagt Mielenz. Also ohne aufwändige Technik. Ideen hole er sich auch im Urlaub, besucht andere Theater. Mailänder Scala, Wiener Staatstheater, Staatsoper Berlin zählt er auf. „Da kann man sich auch was abgucken.“ Zu den Aufgaben gehöre es auch, Stühle oder Sofas für das ganze Volkstheater zu erschaffen.
1983 hat Mielenz am Volkstheater angefangen, als gelernter Polsterer. Damals waren es rund 700, heute sind es 260 Mitarbeiter. Das erste Stück, für das er arbeitete, sei „Schaf und Wölfe“ gewesen – mit Bühnenbildner Falk von Wangelin. Sein erster Intendant war Hanns Anselm Perten, der das Theater in der DDR-Zeit maßgeblich prägte.
Torsten Mielenz hat ein Foto von Perten im Büro aufgehängt, ringsherum Bilder aller Intendanten, die er selbst in 40 Jahren erlebte. Gut ein Dutzend. Jeder habe besondere Schwerpunkte gehabt, grübelt er. Das Thema Neubau war immer präsent. Jetzt, da es endlich soweit sein könnte, wünscht sich der Deko-Chef: „Das Theater sollte wieder der zentrale Treffpunkt der Stadtgesellschaft werden.“ Er freue sich auf die vielen neuen Möglichkeiten und mehr Bühnenzeiten.
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