Saatgut steht am Anfang jeden Gartenjahres. Die neue Saison beginnt mit dem Aktionstag „Saatgut tauschen – Vielfalt entdecken“. Gärtnerinnen und Gärtner sind eingeladen, Samen ihrer liebsten, robustesten oder exotischsten Sorten mitzubringen und zum Tausch anzubieten. Am Nachmittag wird außerdem über das Thema im Rahmen von Vortrag und Film informiert.
In den letzten Jahrzehnten sind bis zu 90% der bewährten samenfesten Sorten mit ihrer breiten genetischen Ausstattung von Gärten und Äckern verschwunden. Warum ist das so? Und wie können sich Gärtner*innen für Samen-Vielfalt einsetzen? Um 15.30 Uhr zeigt das Lichtspieltheater Wundervoll den aktuellen Dokumentarfilm „Unser Saatgut“, der leidenschaftliche Saatgutwächter auf der ganzen Welt begleitet. Bei diesem Saatgut-Tausch fließt kein Geld. Der Eintritt ist kostenfrei und es muss nicht 1:1 getauscht werden. Eine Saatgutgabe bedarf keiner Gegenleistung. So profitieren alle. Für Verpackung ist gesorgt. Aus Organisationsgründen sind Tausch-Anmeldungen an info@fruchtwechsel.org wünschenswert, ebenso wie ein kleiner Beitrag für den Kuchenbasar. Ihr habt Fragen? Dann meldet euch unter post@boell-mv.de oder (0381) 4922184.
Sa., 16. März 2019, 14.00 – 18.00 Uhr
ab 14 Uhr Saatgut-Tausch & Kuchenbasar
14.15 Uhr Impuls: Warum ist Saatgut-Vielfalt wichtig?
15.00 Uhr Impuls: Wie kann ich Saatgut vermehren?
15.30 Uhr Film: „Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen“ (7,50 / 5 Euro)
FRIEDA23 · Friedrichstr. 23 · 18057 Rostock
In Kooperation mit: Hof Ulenkrug, Fruchtwechsel, BUND Rostock, RENN.nord, Heinrich-Böll-Stiftung MV
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Hof Ulenkrug in Dargun
Die Vielfalt von Saatgut erhalten!
Auf dem Hof Ulenkrug wird seit 1995 die Vielfalt von Saatgut gelebt. Derzeit leben hier 24 Erwachsene und fünf Kinder. Der Hof betreibt Vieh- und Landwirtschaft sowie ein Saatgutprojekt, mit dem alte und lokale Getreidesorten frei zugänglich gemacht werden. Die Getreidekollektion umfasst etwa 1000 Sorten. „Das Problem ist überall, dass Leute nicht mehr an regional angepasstes Saatgut kommen“, gibt Anne zu bedenken. Weltweit entstehen daher Saatgutprojekte, die die genetische Vielfalt der Pflanzen erhalten. Der Ulenkrug kooperiert mit einem Projekt in Syrien, außerdem mit Saatgutnetzwerken im Libanon und in Kolumbien. Vor zehn Jahren stieß der Ulenkrug die ersten Saatguttauschbörsen in Mecklenburg- Vorpommern an. „Die Pflanzen geben viel mehr, als man braucht. Das kann man weitergeben“, erklärt Ieke. Inzwischen gibt es Tauschbörsen in Klempenow, Greifswald und Demmin, auf Usedom und Rügen. Da bisher nur wenige Leute selbst Saatgut produzieren, seien sie oft aber „eher ein Verschenkemarkt“, sagt Ieke lächelnd. Bis zu 100 Besucher*innen kommen zu den Tauschbörsen, vor allem Kleingärtner*innen. Großindustrielle Landwirtschaftsbetriebe allerdings konnten noch nicht von der Idee überzeugt werden, bedauert er: „Wir wollen zeigen: Es geht anders. Aber es gibt schon Momente, da fühlt man sich extrem allein.“ Für die Zukunft des Saatgutprojekts wünscht sich Jürgen mehr lokale Verbündete: „Es gibt in letzter Zeit viele junge Leute, die sich dafür interessieren oder woanders ähnliche Projekte starten. Es ist in vielen Köpfen angekommen: Unsere Ernährung hängt davon ab, welches Saatgut wir haben.“
„Ich wünsche mir, dass die Großbetriebe, die uns das Leben mit Monokulturen und Pestiziden verpesten, Interesse zeigen würden für Vielfalt auf dem Acker und die Pestizide einfach im Schrank stehen lassen.“ (Ieke vom Hof Ulenkrug)
Saatgutprojekt des Hofs Ulenkrug
www.prolongomai.ch/die-kooperativen/deutschland
Bild: Jürgen, Anne und Ieke vom Hof Ulenkrug begutachten ihre Getreideernte