Wissenschaft ist immer international. Und ist seit jeher Teil einer globalisierten Welt. In Rostock sorgen nach den Jahren der Hanse nun vor allem Forscher aus aller Welt für internationales Flair. Aus Anlass des "Rostocker Wissenschaftsjahres 2009" vom Verein [Rostock denkt 365°] werden an dieser Stelle jeden Monat internationale Gastforscher aus Rostocker Wissenschaftseinrichtungen sich und ihren Blick auf die Stadt vorstellen.
Ich heiße Nassim Bahari. Das klingt für deutsche Ohren gewiss ungewohnt. Doch in Iran, meinem Heimatland, haben beide Namen eine schöne Bedeutung: "Nassim" heißt "milder Wind", "Bahari" bedeutet "Frühling". Mein Vater, ein Rechtsanwalt, schreibt in seiner Freizeit liebend gern Gedichte. Ihm verdanke ich diese lyrische Kombination. Meine Mutter ist Lehrerin.
Wir leben in Teheran. Meine Eltern wollten, dass ihre Kinder die bestmögliche Ausbildung bekommen. Das ist typisch für Iran, man vergleicht sich dort immer mit den Intelligentesten. Daher war stets klar, dass auch ich studiere. Ich habe mich für Informatik entschieden. In Deutschland mag das ungewöhnlich sein, in Iran aber studieren mehr Frauen als Männer dieses Fach.
Seit September 2007 lebe ich nun in Rostock. Doch warum ausgerechnet hier? Weil es Prof. Djamshid Tavangarian, einen iranischen Informatik-Professor, gibt, den ich über Verwandte kenne. Familie ist sehr wichtig in Iran.
Mir ist wichtig, nicht acht Stunden und länger vor dem Computer zu sitzen, sondern Kontakt zu Menschen zu haben - Land, Leute und besonders die Sprache besser kennen zu lernen. Und weil mir soviel daran liegt, dass wir Studenten aus den vielen Ländern gut miteinander umgehen, erhielt ich 2008 den Preis des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes. Das freut mich sehr.
Dennoch gibt es Einiges, das zu verbessern wäre, in Rostock wie in Deutschland. Die Gesetzgebung macht es Studenten aus Nicht-EU-Ländern sehr schwer. Vor allem was die Finanzierung des Lebens hier betrifft. Aufgefallen ist mir auch, dass in Iran schon im Studium
mehr geforscht wird. Statt einer Klausur muss man in Iran z.B. eine Veröffentlichung nachweisen. Ein großer Unterschied zwischen beiden Ländern ist, dass man in Iran sehr stolz auf seine Familie ist. Wenn man sich dort kennen lernt, ist stets eine der ersten Fragen, was die Eltern machen. Das habe ich in Deutschland noch nie erlebt. Ebenso wenig, dass die Rostocker sich trauen, englisch zu sprechen. Auch gibt es keine englischen Ansagen in S- und Straßenbahnen. So kam es, dass ich eines Tages in Warnemünde auf Kreuzfahrttouristen stieß, die
gerne mehr über die Stadt wissen wollten. Ich führte sie dann umher.