Literatur
Sarah Kuttner: „Mein Leben ist unspektakulär“
...sagt eine der umtriebigsten und kreativsten Frauen in der deutschen Medienlandschaft. Sarah Kuttner ist Moderatorin, arbeitet fürs Radio und Fernsehen, zuletzt bei „Kuttners Kleinanzeigen“ in der ARD und ist Sprecherin von Hörbüchern. Außerdem hat sie sich als sehr erfolgreiche Autorin erwiesen. Mit ihrem dritten Buch, Debüt-Roman und Bestseller „Mängelexemplar“ kommt sie nun mal wieder in unser beschauliches Rostock.
0381: Du bist ein mediales Multitalent: du schreibst, moderierst und hast 2007 einen Film synchronisiert. Kannst du dir vorstellen, auch mal einen Ausflug in die Schauspielerei zu unternehmen?
Sarah Kuttner: Eher nicht. Man sollte zwar nie nie sagen, aber eigentlich verlangt mein Herz nicht nach der Schauspielerei. Es kann vielleicht sein, dass mal ein total tolles Angebot kommt und ich feststelle, dass ich richtig gut als Schauspielerin bin, aber ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen.
0381: Ist denn bisher nie jemand auf dich zugekommen und hat dir Rollen angeboten?
Sarah Kuttner: Doch doch, ich bekam schon öfter Drehbücher zugeschickt. Aber das war meistens so ein halbseidener Scheiß, ich sollte dann immer irgendeine eine Franzi in Hotpants spielen.
0381: Nehmen wir an, „Mängelexemplar“ würde verfilmt werden und du könntest dir einen Musiker oder eine Band für den Soundtrack wünschen. Wer würde das Gefühl des Buches am besten wiedergeben?
Sarah Kuttner: Ich würde auf jeden Fall verschiedene Bands nehmen. Wer das sein könnte, kann ich im Moment gar nicht beantworten, da müsste ich erst drüber nachdenken. Aber ich fänd es auch spannender, wenn andere Leute das machen würden. Ich bin ja nicht objektiv.
0381: Gibt es vielleicht schon die Idee, „Mängelexemplar“ zu verfilmen?
Sarah Kuttner: Ja, da stehen immer ganz schnell Leute auf der Matte, die sagen, dass sie sich das vorstellen könnten. Konkrete Pläne allerdings gibt es nicht.
0381: Hast du ein Traum-Projekt, irgendwas Verrücktes, das du gerne mal verwirklichen würdest?
Sarah Kuttner: Nee, ehrlich gesagt nicht. Ich bin relativ wunschlos, auch immer gewesen. Habe nie große Träume gehabt, wie die Erde zu umsegeln oder die größte Sandburg der Welt zu bauen. Ich habe eigentlich wenig vor. Das klingt gar nicht so gut, eher unkreativ...
0381: Ein ganz schönes Understatement, wenn eine Sarah Kuttner sagt, sie sei unkreativ.
Sarah Kuttner: Neulich hat eine Freundin von mir aufgeschrieben, was sie alles noch machen will. Sie hatte eine Liste von 10 Sachen und ich dachte nur: Wow, mir würde nicht eine einzige einfallen. Mein Leben ist ziemlich unspektakulär, aber das ist genau richtig so. Ich habe einfach kein Bedürfnis zu reisen oder … (überlegt) Siehste, mir fallen nicht mal theoretische Sachen ein. Ich glaube, alles was ich machen will, mache ich auch. Mehr ist da nicht.
0381: Das spricht von einer inneren Ruhe.
Sarah Kuttner: Na ja, geht so.
0381: Bei Twitter, der neuen angesagten Web-Community, gibt es jemanden, der sich für Sarah Kuttner ausgibt. Ärgert dich so was?
Sarah Kuttner: Es gibt da diesen Sarah Kuttner-Menschen, der so schlau war, sich den Namen zu sichern. Aber der hat noch nichts geschrieben. Würde er es tun, wäre das natürlich total blöde, da würde ich rechtliche Schritte unternehmen. Meine Angst aber ist tatsächlich, dass Twitter ein Phänomen ist, das ich unterschätze und was in ein paar Monaten und Jahren tatsächlich das neue Email ist. Und dann für mich kein Name mehr übrig bleibt, außer vielleicht „Sexysüßemaus83“.
0381: Neben Twitter gibt es ja auch noch diverse andere Communities: Facebook, Studi VZ, Myspace usw. Woher kommt wohl dieses Bedürfnis heutzutage, in wirklich jeder Web-Community anwesend sein zu müssen?
Sarah Kuttner: Das ist wohl reiner Drang nach Darstellung. Ich finde es okay, wenn manche Leute das als Promoplattform nutzen und einfach nur Sachen schreiben wie: das ist mein neues Buch oder das ist meine neue Single. Was ich aber nicht verstehe ist, wenn Leute komplett ihre Ansichten aufschreiben. Aber vielleicht ist das auch das Leben 2.0, was eher schriftlich und online stattfindet. Man geht halt nicht mehr Butter kaufen, sondern schreibt darüber Butter kaufen zu wollen. Ich war neulich mit einer Freundin essen und als der Nachtisch kam, sagt sie: Oh, der Schokopudding sieht so lecker aus, den muss ich fotografieren und bei Twitter reinstellen. Das finde ich schon irgendwie merkwürdig und unnötig.
0381: Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Sarah Kuttner: Ich denke darüber eigentlich nicht nach. Aber es gibt eine Sache. Es klingt altmodisch, aber ich wäre irrsinnig gerne noch gesund in 10 Jahren. Das ist das Einzige, das man nicht in der Hand hat. Es ist einfach heute nicht mehr sicher, nur an Altersschwäche zu sterben. Ich wünsche mir wirklich, in 10 Jahren noch gesund zu sein.
Birke Scheffler
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