Bis an die Ostseeküste ist der Hilferuf der bayerischen Hopfenbauern gedrungen: Wenn in der Corona-Krise nicht schneller und unbürokratischer Ersatz für die ausbleibenden Saisonkräfte aus dem benachbarten Ausland gefunden wird, droht die Hopfenernte 2020 auszufallen. Und damit auch der Rohstoffnachschub für die Rostocker Biere. Christian, Mattis und Tilo gehören zu denjenigen, die das verhindern wollen: Für rund drei Wochen sind die Azubis der Hanseatischen Brauerei Rostock nun als Hopfenretter im Einsatz – freiwillig.
Jetzt, im April und Mai, müssen die Hopfentriebe ausgesetzt und um die zuvor gesteckten, meterhohen Drähte gewickelt werden. Dort klettern sie dann bis zum Spätsommer empor, bis zu 20 Zentimeter am Tag. Hotspot für das „grüne Gold“ ist die bayerische Hallertau: Das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt stellte allein im vergangenen Jahr rund 86 Prozent der deutschen Hopfenernte.
Damit die Hopfenbauern ihre Ernte auch in der Corona-Krise nicht abschreiben müssen, brauchen sie tatkräftige Unterstützung. Denn das Anpflanzen geschieht noch immer in Handarbeit. „Unsere Azubis packen mit an, für rund drei Wochen sind sie jetzt bei Familie Ostler in Oberulrain/Neustadt an der Donau“, erklärt Rostocker Braumeister Uwe Kästner. „Sozusagen ehrenamtlich, denn die Azubi-Vergütung läuft weiterhin über uns, Kost und Logis stellen die Hopfenbauern.“
Für die Einhaltung der gebotenen Verhaltensregeln würde man bei der Unterkunft sorgen, so die Zusicherung. Auch bei der Arbeit sei das kein Problem, da die einzelnen Hopfenreihen bis zu drei Meter voneinander entfernt sind.
Uwe Kästner: „Trotzdem freuen wir uns, wenn unser Azubi-Trio im Mai dann wieder zurück ist. Denn unsere Rostocker Flaschenbiere sind im Handel gerade ordentlich gefragt. Wenn das so bleibt, können auch wir jede helfende Hand gut gebrauchen, um den Nachschub sicherzustellen.“
Über die Hallertau
Das Dreieck zwischen Ingolstadt, Freising und Kelheim ist mit 2.400 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Im Jahr 2019 wurden dort rund 42.000 Tonnen Hopfen geerntet. Das macht 86 Prozent der deutschen Hopfenernte aus.
Hanseatische Brauerei Rostock
Bier hat in Rostock eine lange Geschichte. Schon im Mittelalter stand Rostocker Bier für Qualität und Geschmack. Aus dieser 760-jährigen Braukultur ist die Hanseatische Brauerei Rostock hervorgegangen. Am 28. März 1878 gaben die Ingenieure Georg Mahn und Friedrich Ohlerich bekannt, dass sie die Julius Meyersche Bierbrauerei „käuflich übernommen" hatten. Nach einer wechselvollen Unternehmensgeschichte – geprägt von zwei Weltkriegen, der deutsch-deutschen Teilung und der Wiedervereinigung – ist keine andere Brauerei so eng mit Rostock und seinen Menschen verbunden. Denn das Bier der Hanseatischen Brauerei wird seit Generationen von Rostockern für Rostocker im Herzen der Stadt gebraut.
Foto: Holger Martens
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