Michael Krüger, Der Gott hinter dem Fenster @ Andere Buchhandlung Rostock

Nach der Verleihung des Preises der LiteraTour Nord im April saß ich mit Michael Krüger zusammen – er hatte die Laudatio auf Michael Köhlmeier gehalten (Zwei Herren am Strand) und schwatzten: Er war aus Berlin gekommen, erzählte von seinem mönchshaften Aufenthalt im Wissenschaftskolleg, wo ihm geschehen war, was er gar nicht gewollt hatte. Er war angesprochen worden, einen Erzählband zusammenzustellen und – bekanntermaßen kommt der Appetit beim Essen – dies hat ihn dann so eingenommen, dass er innerhalb drei Monaten diesen Band hat zusammenschreiben müssen. Das Buch sei fertig und würde im Herbst erscheinen. Der Abend war lang, die Getränke gut, ich musste einfach gleich mit ihm eine Lesung verabreden.
Michael Krüger war bis Ende 2013 Geschäftsführer des Carl Hanser Verlages. Er hat den Verlag zu einem der wichtigsten literarischen Verlage im deutschsprachigen Raum gemacht, Autoren wie Umberto Eco, der Nobelpreisträger Tomas Tranströmer und andere für den deutschsprachigen Raum entdeckt. Seine besondere Vorliebe gilt dem Theater und der Lyrik, was ihn nicht daran gehindert hat, selbst mehrere Romane zu schreiben.
Heute - in seinem (Un-)Ruhestand - ist Michael Krüger Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Der Verlag über das Buch:
„Ein Mann hinter dem Fenster bildet sich ein, alle Menschen seines Viertels am Gang und an ihren Gesten zu erkennen - bis auf einen, der regelmäßig im Zwielicht kommt und sich beharrlich den gierigen Blicken des Beobachters entzieht. Dem Wanderer in den Schweizer Bergen ergeht es nicht besser - nicht genug, dass er auf Spuren von Wölfen stößt, hat er bald einen Weggenossen, der aus dem Nichts auftaucht und versucht, den einsamen Spaziergänger in seine Gewalt zu bringen. Und auch das Mädchen auf der Haustreppe erscheint ohne Vorwarnung und zieht in das Leben des perplexen Bewohners ein, in dem kein Stein auf dem anderen bleibt.  
Herzbewegende Komik und sanfte Melancholie
So frohgemut und selbstsicher die Figuren in Michael Krügers Erzählungen auftreten, scheitern sie letztlich an ihrem Glauben, die Welt sei eine geordnete. Sie alle finden sich früher oder später an dem Punkt wieder, an dem die Wirklichkeit den Blick freigibt auf ihre Bodenlosigkeit. Was dann zum Vorschein kommt, bringt Krüger atmosphärisch dicht zur Sprache. Mit herzbewegender Komik und sanfter Melancholie erzählt er von Zuwendung und Abkehr, von Widersprüchen und Harmonie, von Nähe und Distanz. Und über allem schweift der Blick eines unbestechlichen Beobachters, der auch die hintersten Winkel der Seele durchdringt - und den Leser direkt in seinem Innersten berührt.“