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Gregor Sander „Winterfisch“
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Lesung & Gespräch, Moderation: Thorsten Ahrend (Wallstein Verlag)
Der Ostseeraum bildet die Kulisse für Gregor Sanders neue Erzählungen. Große Geschichte(n) in kleiner Form. Meisterhaft. Schauplätze sind Rerik, Gotland, Helsinki, auf Hiddensee und in Rostock. Sie handeln von Menschen, die unterwegs sind und zugleich in ihren Schicksalen gefangen: wortkarge Seebären, desillusionierte Künstler, angebetete Frauen. So unterschiedlich die Geschichten auch sind, sie haben doch alle etwas gemeinsam: Sie ziehen den Leser immer wieder in ihren Sog. In Rostock sucht Adam, die zweite Geige im Symphonieorchester, ein Zimmer in der Östlichen Altstadt und verliebt sich prompt in seine Mitbewohnerin. Von der Nikolaikirche konnte „[m]an die ganze Gegend sehen. Die Dächer der Altstadt lagen tief unter uns, die Warnow, das leere Becken des alten Stadthafens und am Horizont sogar die Ostsee und ein modernes Kohlekraftwerk mit einem riesigen Schornstein. Der Dampf, der daraus aufstieg, zog quer Richtung Osten. Rostock endete immer noch an der mittelalterlichen Stadtmauer. Alles was außerhalb lag, waren Industriegebiete, Tankstellen oder etwas weiter ein Neubaugebiet. „Satellitenstadt“, musste ich denken.“ Gregor Sander, der in Rostock studierte, führt uns zurück in eine Zeit mit Kohleofen-Wohnungen und Plattenbau, als die neue Spitze der Petri-Kirche neu errichtet wurde und zeigt an uns bekannten Orten wie Seilschaften des „VEB Horch und Guck“ noch nachwirken. Sanders Erzählen kommt fast karg und auf seltsame Weise verschwiegen daher, wie die Landschaft und die Leute – so sagt man es gern und oft einem Schriftsteller mit Wurzeln in Mecklenburg-Vorpommern nach. Spätestens mit diesen meisterlichen Erzählungen müssen wir uns eingestehen, dass an der Beziehung zwischen Land und Leuten wohl etwas dran sein muss. /* */ ?> |
4 / 6 €
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