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Die Hochzeit des Figaro
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Wolfgang Amadeus Mozarts 1786 uraufgeführte Oper »Die Hochzeit des
Figaro« lebendig auf die Bühne zu bringen, stellt uns immer wieder vor
besondere Herausforderungen, gilt das Werk doch als eine der wenigen
nahezu vollkommenen Opern. Mit unvergesslichen Charakteren, die in
Menschlichkeit und Glaubwürdigkeit den Rahmen einer fiktiven Schöpfung
beinahe übertreffen, wird ein spezifisches Spektrum unterschiedlichster
Lebenssituationen vorgestellt.
Die Rostocker Neuinszenierung belässt das Stück in den Jahren des zu Ende gehenden Rokokos, kurz vor der Französischen Revolution. Gefangen in einer von Rang und Geburt bestimmten Welt befinden sich etliche Personen in einer Umbruchszeit, und bei den Herausforderungen, die der Alltag mit sich bringt, gerät die Tradition aus den Fugen. Eine solche Welt liegt uns heute fern; warum aber spricht uns die Oper an? Zum Teil liegt es an der Komplexität und Wahrhaftigkeit der einzelnen Charaktere. Wie kaum ein anderer Komponist des Musiktheaters konnte Mozart Menschen in ihrer Vielfalt und ihren Widersprüchen zeichnen, so individuell und glaubhaft, dass sie für uns zu realen Personen werden. Seine Musik trägt und kommentiert die Handlung. Dabei eröffnet das Orchester eine zusätzliche Ebene und vermittelt Einsichten in Gedanken und Emotionen, welche die Personen des Dramas selbst nicht ahnen. So entsteht ein vielschichtiges Erlebnis, bei dem eine reale, alltägliche Handlung von Musik durchdrungen wird, die alles verwandelt und veredelt. Die Musik lässt die Unvollkommenheit des Menschen verzeihen und sie letztlich sympathisch werden. Sie wird zum Medium der Einsicht und der Toleranz; und wenn sich am Schluss Graf und Gräfin, Bräutigam und Braut versöhnen, so überträgt sich dieser Gedanke auch auf uns selbst. /* */ ?> |