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Kai Hensel, Sonnentau
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Maria Brecht, geboren irgendwo im Ural, aufgewachsen in Rostock-Lichtenhagen, ist nach verhinderter Diplomatenlaufbahn (siehe Debütthriller „Das Perseus-Protokoll“) hinter dem Tresen einer Berliner Szene-Kneipe gelandet. Dort findet der Vater ihrer besten Schulfreundin, der Schönheitschirurg aus Warnemünde: Seine Tochter Juliane ist in Haiti bei einem Unfall ums Leben gekommen, doch die Leiche ist verschwunden. Er bittet Maria, in seinem Auftrag nach Haiti zu fliegen und seiner Tochter nachzuforschen. Maria Brecht kommt in das Haiti der Nach-Erdbebenkatastrophe, das aus dem Blick der Medien herausgefallen ist, in dem eine Helferszene verzweifelt um Spendengelder und Anteile an diesem Kuchen ringt, während sich drumherum apokalyptische Zustände abspielen. Nicht nur Marias Bild von selbstlosen Helfern und Spendern wird erschüttert, das Bild ihrer Freundin wandelt sich beängstigend. Und neben den Machtkämpfen im Kleinen entwickelt sich der Kampf um die Macht im Staate.
Kai Hensel, geboren 1965 in Hamburg, lebt als freier Autor in Berlin. Zunächst Werbetexter, dann Drehbuchautor zahlreicher TV-Produktionen und Kinofilme. Am Tag als Bobby Ewing starb erhielt 2005 den Max-Ophüls-Preis als bester Film. Seine beiden Theaterstücke Klamms Krieg und Welche Droge passt zu mir? wurden an über 200 Theatern im In- und Ausland aufgeführt. Hensel unternahm ausgedehnte Reisen durch Afrika und Asien und schrieb Reisereportagen für den Tagesspiegel, tip und die Frankfurter Rundschau. Vor zwei Jahren war ich von dem Thriller Das Perseus-Protokoll total begeistert (und bin es immer noch!). Es war der erste Roman von Kai Hensel, spielt in Griechenland, wo vor dem Hintergrund der Finanzkrise eiskalt ein Putsch vorbereitet wird. In die dazugehörigen Wirren mit Mord und Totschlag gerät Maria Brecht hinein. Eigentlich ist Maria Brecht auf Urlaub da und jenseits von Gut und Böse, und plötzlich ist sie Ermittlerin. Und eigentlich ist Maria Deutsch-Russin, aber im Besonderen in Rostock-Lichtenhagen aufgewachsen, wo ihre Eltern immer noch wohnen. Für mich als zugezogener Lokalpatriot läuft das unter Rostock-Literatur. Sonnentau spielt auf Haiti - Jahre nach der Erdbebenkatastrophe. Haiti ist aus den Schlagzeilen verschwunden, aber die Schäden sind noch da. Manche Helfer sind auch noch da, aber die Spendengelder sind größtenteils verschwunden. Verschwunden ist auch eine Schulfreundin Maria Brechts. Ihr Vater - Schönheitschirurg in Warnemünde -hat das letzte Lebenszeichen von ihr aus Haiti erhalten. Er bittet Maria brecht um Hilfe. Und was soll ich sagen: Sonnentau - Wieder spannend, wieder gut geschrieben, nur die Rostock-Bezüge etwas schwächer. Drei Gründe, um Kai Hensel zur Lesung nach Rostock einzuladen. Vielleicht taucht im nächsten Fall von Maria Brecht dann ja noch ein durchgeknallter Buchhändler aus Rostock auf. /* */ ?> |
6 / 8 €
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