Gastro

Liebe Rumrunners, die letzten Wochen haben für einige spannende Entwicklungen in der Welt des Rums gesorgt. Dabei gab es Einiges zu entdecken und das nicht nur in der Karibik. Denn merke: überall, wo es Zuckerrohr gibt, gibt es in der Regel auch einen Rum. Und wenn man das flüssige Gold aus den entlegensten Ecken unserer Welt im Glas hat, dann kann man sich ausmahlen warum Rum bei vielen Genießern als vielfältigste Spirituose gilt.

Dabei gibt es durch Herkunft, Tradition, Technik, Rohstoff, Klima und Reifung unzählige Möglichkeiten, einen guten Rum herzustellen. Einigen haben wir im Rahmen unserer Reihe Rumrunner auf den Zahn gefühlt. Die Reise geht von der Karibik über Indien bis nach Thailand. Also anschnallen und ab geht es ….

Wer Lust auf mehr hat und auch mal probieren will, dem sei ein Besuch in den Schollenbergerschen Weinhandlungen in Bad Doberan und Rostock oder die Seite www. weinhandlung-schollenberger.de empfohlen.

Plantation Black Cask Edition 2023 (Barbados und Venezuela)

Im Hause Plantation legt man sich, wie schon angemerkt, im Moment richtig ins Zeug und bringt eine neue Abfüllung nach der nächsten raus. 

So kann sich die Gemeinde der Rumliebhaber über die 2023er Edition des Black Cask freuen. In dieser Reihe sind ja schon einige spannende Qualitäten aufgelegt worden. Die aktuelle Abfüllung vereinigt Qualitäten aus der Westindis Rum Destillery auf Barbados und der Destileria Sofa in Venezuela. In den Urspungsländern wurden die Destillate in 200 Liter fassenden Bourbon-Fässern gelagert, um dann in Frankreich in kleinen getoasteten Ferrandfässern vermählt zu werden.

Die Nase nimmt zum Start intensive fruchtige Noten von Apfel, Banane und Zitrus wahr. Diese Noten werden begleitet von würzigen Anmutungen, welche an Kaffekränzchennoten von Vanille, Kaffe, Kokos, Nüssen und Honig erinnern. Im Mund kommen dann noch Aromen von Omas Pflaumenkuchen und holzige Anklänge von Muskatnuss und Tonkabohnen dazu. Plantation ist mit diesem Produkt eine würdige Fortsetzung der Black Cask-Reihe gelungen, welche viele Geniesser mit auf die Reise in die Karbik nimmt.

Naga Overproof (Thailand) 

Wat ein geiler Scheiß, Column Still Rum aus der Urheimat des Zuckerrohrs, dem indonesischen Archipel/Indochina. Der Naga "Kingdom of Siam" ist erstaunlich dicht und kraftvoll mit einem breitem Spektrum an Aromen von schwarzem Kaffe, dunklem Kakao, matschigem Mohn mit Vanille, kräftigen Gewürzen, Picknickschnitte (Rosinen, Mandeln, Nüsse und Körner), saurem Feigenbrot, feuchtem schweren Holz, etwas Öl, Kohl und Tamarinde. Die 62,3% stehen ihm gut und sind eine erweckende Backpfeife. Dazu was schnuckeliges von Osca Valladares zum Rauchen. Nur wenn wir da noch was an Nachschub bekommen, bin ich bereit, zu teilen. Wenn nicht, bleibt die Flasche bei mir. Mich erinnert der ein wenig an ein Schwergwicht aus der Karibik. Column Still kann auch wirklich kraftvoll sein! Dem musste ich mit einem zweiten Glas nochmal richtig auf den Zahn fühlen. Dabei fühle ich mich wie der König von Siam. Halleluja,  das ist ein richtiges Brett für richtige Kerle und starke Frauen. Aber wie gesagt, eigentlich ist dieser Zaubertrunk zu schade zum Teilen. Bleibt aber unter uns:-)

Camikara 8yo (Indien)

Indischer Rum aus Zuckerrohrsaft

Das aus dem indonesischen Archipel stammende Zuckerrohr ist eine der ältesten Kulturpflanzen auf der Welt und wurde in Südostasien schon vor über 5.000 Jahren kultiviert. Über China gelangte es nach Indien und wurde dort von den muslimischen Arabern aufgegabelt und im Mittelmeerraum salonfähig gemacht und dort kultiviert. Von Madeira aus nahm Kolumbus auf seiner zweiten Reise Richtung Westen einige Setzlinge mit in die Karibik und es machte dort richtig Kariere. Diese Geschichte ist bekannt und wurde schon oft erzählt. In Indien hat der Zuckerrohranbau auch eine gewisse Tradition und der eine oder andere Rum vom Subkontinent ist in der Vergangenheit neben „Bollywood-Whiskys“ in den Regalen Europäischer Händler aufgetaucht. 

In Rajasthan findet  die Piccadily Group mit Sitz im Bundesstaat Haryana die beste Gerste Indiens. Die Marke Indiri des Unternehmens erfreut sich in Deutschland bei Whiskyliebhabern aktuell einer gewissen Bekanntheit. Die Piccadily Group ist einer der größten unabhängigen Brenner und Verkäufer von Destillaten in der größten Demokratie der Welt. So liegt es fast auf der Hand, dass man sich hier auch mit der Destillation von Zuckerrohrsaft beschäftigt. Im kleinen romantischen Dorf Patiala im Punjab werden dazu die süßesten Zuckerrohrhalme geerntet. Das ganze kommt in die Saftpresse und der so hergestellte Zuckerohrsaft wird vergoren und destilliert. Danach gibt man dem New Make Spirit 8 Jahre Zeit zur Reifung in Fässern aus Amerikanischer Eiche in den Lagerhäusern des Unternehmens. In dieser Zeit gewinnt der farblose Zuckerrohrbrand an Farbe, Geschmack und Charakter, es entsteht so ein extravaganter goldener Trunk. Als der Rum dann, das erste Mal, aus den Fässer gezogen wurde, soll der Anblick so atemberaubend gewesen Sein, dass der Destillateur voller Begeisterung „Camikara“ ausrief. Der Begriff kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Flüssiges Gold“. Da sich Piccadily Destillers seinem indischen Erbe bewusst ist und dieses pflegt, war schnell klar, dass „Camikara“ der richtige Name für diesen goldenen Tropfen sein sollte. 

Die Lagerhauskapazität in den Lagerhäusern beträgt derzeit 50.000 Fässer mit Whisky und Rum. Hauptsächlich lagern dort Destillate in Ex-Bourbon, Virgin American Oak, französischen Weinfässern und PX-Sherryfässern. Die Freunde geistiger Getränke dürfen sich daher noch auf den einen oder anderen spannenden und exotischen Trunk unter der Flagge von Indri freuen. 

„Camikara“ kommt mit einer Stärke von 42,8% vol. in die elegante Flasche, welche in einem Beutel steckt. Natürlichkeit gehört zur Philosophie des Hause, deshalb verzichtet man auf Farbstoff, Karamell, Zucker und Aromen. Das macht den 8-Jährigen „Camikara“ zu einem hundertprozentigen Rum ohne Quatsch. Der Rum zeichnet sich trotz der kurzen Reifung durch eine sehr interessante Komplexität aus. Das ist dem Klima in der Region mit seinen starken Temperaturschwankungen geschuldet. Dies befördert die Geschwindigkeit der Reifung und die Interaktion des Rums mit dem Holz des Fasses. Das „Flüssige Gold“ aus Haryana   zeichnet sich durch eine spannungsgeladene Aromatik von reifen Bananen, Fruchtgummi und exotischen Gewürzen mit Anklängen von Ingwer aus.

FRANK SCHOLLENBERGER