Musik aus MV
Jedes Land klingt anders.
Seit 2011 ist ein Rostocker auf den Weltmeeren unterwegs. Zusammen mit seinem Freund und Kapitän Ben Bart reisen sie mit einem kleinen Boot von Kontinent zu Kontinent. Bei jedem Halt suchen sie direkt vor Ort Einheimische auf, um mit ihnen zu komponieren und zu singen. Wir haben in die Welt hinausgefunkt und Sailing Conductors um einen Zwischenbericht gebeten.
0381-Magazin: Was verbindet "Sailing Conductors" mit unserer Rubrik "Musik aus Rostock"?
Smutje Hannes Hafenklang: Ich bin in Rostock geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Seitdem ich 14 bin, spiele ich Gitarre und in diversen Bands. U.a. For Headphones Only und Nu:Vana in Rostock. Bisher haben wir noch keine Rostocker Musiker aufgenommen, das bietet sich aber an, wenn wir auf der Hanse Seil 2014 einlaufen.
0381-Magazin: Warum seid ihr auf Reisen gegangen?
SCSC Benni hat damals festgestellt, dass sein Studium in Australien länger gehen würde, als er seinen Rückflug hätte hinauszögern können. Dann wollte er sich kein neues Rückflugticket kaufen und sinnierte über dieses Problem am Strand von Sydney. Plötzlich tauchte ein weißes Segelboot am Horizont auf und die Idee war geboren.
0381-Magazin: Wie lange dauert die Reise schon an und was war eure bisherige Route?
SC: Wir sind im April 2011 auf die Salomonischen Inseln geflogen und haben dort unsere Marianne gekauft. Unsere Route: Honiara, Salomonische Inseln – Port Moresby, Papua Neuguinea – Darwin, Australien – Bali, Indonesien – Koh Samui und Bangkok, Thailand – Phu Quoc, Vietnam – Singapur – Port Klang, Malaysien – Galle, Sri Lanka – Indien – Nosy Be, Madagaskar – Richardsbay, Südafrika.
0381-Magazin: Was erlebt ihr auf eurer Reise bzw. was habt ihr schon erlebt?
SC: In der Tontechnik würde ich dazu jetzt weißes Rauschen ausspielen, weil die Summe aus der Überlagerung von unendlich vielen Frequenzen ein gleichmäßiges Rauschen ergibt. Wir haben Wale und Delfine gesehen, einen Hai an der Angel gehabt, unser Boot ist trockengefallen, wir sind beinahe mit einem Tanker zusammengestoßen, wir haben eine Boje in der Hafeneinfahrt von Bali gerammt, wir haben mit Aborigenee-Kids Sportfreunde Stiller im Busch gesungen, meterhohe Wellen erlebt, sind in unheimliche Gewitter gekommen, wurden von den ärmsten Menschen der Welt zum Essen eingeladen, haben am Strand geschlafen und dabei unser Schlauchboot verloren.
0381-Magazin: Wie sehen die ersten Ergebnisse aus?
SCSC Unserer Meinung nach sehr gut. Am Ende entscheidet aber der Hörer. Die ersten Aufnahmen kann man sich auf
www.vimeo.com/sailingconductors anschauen oder auf soundcloud anhören.
0381-Magazin: Kann ich eure Reise im Internet mitverfolgen?
SC: Na klaro, wir haben auf unserer Seite die Route abgebildet und senden über Satellitentelefon Live-Updates unserer jeweiligen Position mit einer kurzen Nachricht, was gerade so passiert. Man kann auch sehen, wohin wir noch fahren.
0381-Magazin: Wann werdet ihr wieder fest in Deutschland sein?
SCSC Am zweiten Augustwochenende 2014 werden wir in Rostock auf der Hanse Sail einlaufen. Dann geht es über Wismar, Lübeck, Kiel, Hamburg, Brandenburg bis nach Berlin. Auf der Strecke wollen wir dann Konzerte mit ein paar unserer besten Musiker geben, die dann das erste Mal zusammenspielen werden.
0381-Magazin: Was passiert mit euren Lieder, Bildern und Erfahrungsberichten?
SC: Derzeit kann man sich alles im Internet anschauen. Ein Besuch auf unserer Facebook Seite lohnt sich immer. Längere Berichte findet man dann auf unserer Website (sailingconductors.com). Im Frühsommer 2013 wollen wir unsere erste CD auf unserem eigenen Label veröffentlichen. Nach unserer Ankunft wird dann im Frühjahr 2015 unser Buch mit ganz verrückten Geschichten und die fertige CD veröffentlicht. Vermutlich gibt es dann auch eine DVD, das ist aber noch nicht ganz sicher. Vielleicht kommen wir ja auch schon vorher ins Fernsehen, genug Material haben wir auf alle Fälle, die Kamera läuft regelmäßig heiß.
0381-Magazin: Welches Land hat euch am meisten beeindruckt?
SC: Jedes Land ist immer spannend und ganz anders als das andere. Aber nach einer Weile hat man auch von dem tollsten Ort genug und muss einfach weiter fahren. Das ist ja auch ganz gut so, damit wir irgendwann mal in Deutschland ankommen. Sehr intensiv war auf alle Fälle Indien. Wir sind tagelang bei 45 Grad im Schatten Zug gefahren und haben im Prinzip das ganze Land bereist. Vom Süden in Chennai über Delhi bis an die pakistanische Grenze in Kashmir. Wir haben sehr viele und auch gute Musiker getroffen, mussten mit der "Indischen Wahrheit" zurecht kommen und haben uns doch nie ganz an sie gewöhnt. Außerdem sind wir fast mit dem Auto dem Himalaya hinabgestürzt und konnten doch nie genug bekommen von dieser beeindruckenden Landschaft. Gebirge ist eben doch was anderes als immer nur Meer.
0381-Magazin: Was hat euch musikalisch bisher herausgefordert?
SC: Je besser die Musiker sind, desto leichter haben wir es. Dann macht man die Mikrofone an und es klingt einfach. Manchmal muss man aber schon viel nachbearbeiten. Grundsätzlich spielen aber alle Musiker immer zu viel, sodass man da sehr viel verkürzen muss. Einige Musiker können aber auch nur zu bestimmten Stilistiken spielen. Das machen sie dann unglaublich toll und wenn man dann ein anderes Stück probiert, stellen sie sich an wie die ersten Menschen. Das ist dann schade, aber geht eben nicht anders. Musik ist eine Sprache, die man auch lernen, verstehen und sprechen muss. Beim Blues konnten aber alle Musiker auf Anhieb etwas cooles dazu spielen.
Anne Roloff
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