Abbas Khider, Brief in die Auberginenrepublik @ Literaturhaus Rostock Rostock

1999 – Noch vermutet niemand, dass es einmal einen „arabischen Frühling“ geben wird, in Nordafrika und Nahost ist es immer heiß und die Diktaturen brutal.
 
Salim, politisch verfolgter Student, ist aus Bagdad ins libysche Exil geflohen, wo ihn seine Häscher nicht vermuten und auch nicht aufspüren sollen. Doch seine geliebte Samia ist in Bagdad geblieben, und er möchte ihr einen Brief zukommen lassen. Ein solcher Brief läßt sich nicht einfach mit 58 Cent-Briefmarke schicken, auch 4,90 Euro würden nicht reichen, denn er muss illegal nach Bagdad geschleust werden und der Absendeort muss geheim bleiben. Da sind dann schon 200 Dollar Transportgebühr notwendig. Und dieser Brief ist die eigentliche Hauptfigur dieser herrlichen Satire. Ihn begleiten wir im Taxi nach Kairo, mit dem LKW in den Libanon, von Hand zu Hand reisen wir mit und schauen uns das Kaleidoskop arabischer Gesellschaften an. Wir schauen bei der Verteilung der Transportgebühr zu, und auch dem Geheimdienstoffizier über die Schulter, wenn er den Brief dann doch in die Hände bekommt und liest.
 
So erschreckend dies alles ist, so witzig und grotesk und herrlich schreibt Khider das alles auf und läßt uns doch darüber lachen, denn letztlich sind Diktaturen doch immer irgendwie lächerlich.
 
Brief in die Auberginenrepublik ist eine gelungene Groteske und andererseits ein aufschlussreicheres Buch über die arabischen Gesellschaften als das die meisten Sachbücher dies leisten können.
 
Abbas Khider, geboren 1973 in Bagdad, floh 1996 nach einer Verurteilung aus „politischen Gründen“ und zwei Jahren Haft aus dem Irak. Er hielt sich bis 1999 als illegaler Flüchtling in verschiedenen Ländern auf und lebt seit 2000 in Deutschland. Khider studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in München und Potsdam. Bisher erschienen die Romane „Der falsche Inder“ (2008), und „Die Orangen des Präsidenten“ (2011), Für Brief in die Auberginenrepublik hat er bereits den Hilde-Domin-Preis 2013 und den Nelly-Sachs-Preis 2013 zugesprochen bekommen.