Was kommt raus wenn 4 Mädels am Valentinstag kein Date haben? Sie gründen eine Band. So geschehen 2004 bei Emily, Theresa, Jenny und Shannyn aus Los Angeles. Herausgekommen ist die Experimental Art Rockband namens Warpaint. Drei Jahre lang spielten die Vier in den Clubs von LA und schrieben Songs für ihre Debut-EP Exquisite Corpse, die 2008 veröffentlicht wurde, und weil sie Kritiker sowie Fans überzeugte, an die Chartspitze der Lokalveröffentlichungen schoß. 2009, kurz nachdem Shannyn die Drumsticks an Stella abgab, hatte die Band ihren Sound gefunden und den Plattenvertrag mit dem britischen Independentlabel Rough Trade in der Tasche. Es wurde fleißig im Vorprogramm von The XX, Yeasayer und Vampire Weekend getourt. Am 25. Oktober erschien nun das erste Studioalbum von Warpaint. The Fool wird von Rough Trade gepusht und die Mädels landen auf dem Cover des englischen New Music Express. Ist The Fool „The Next Big Thing"?
Optisch erscheint die Band weniger stylisch. Man trägt hier und da schon ein Karohemd oder eine Trainingsjacke, ein verträumter Blick über die dunklen Augenringe ist auch mal ganz schick. Das ist zumindest sympatisch.
Musikalisch befindet sich The Fool irgendwo zwischen Post, Progressive und Indie Rock. Der künstlerische Austausch mit The XX und Yeasayer und Anleihen bei Red Hot Chili Peppers, Cat Empire und Foals sind hörbar, aber auch Björk, Depeche Mode und lassen grüßen.
Der Opener Set Your Arms Down baut eine wundervoll elegische Stimmung auf, die mit dem wogenden Bass- und Gitarrensound und dem zweistimmigen, wehmütigen Gesang der beiden Gitarristinnen entsteht und den Kurs von The Fool festlegt. Stetiger rhythmischer Wechsel, Melodienreichtum und süßer, verführerischer Gesang beherrschen das Album.
Besonders charmant ist die Tatsache, dass nicht alle kleinen Makel glattgebügelt wurden. Wenn die Sängerin in Shadows die Belastungsgrenze ihrer Stimme ausreizt, dann spürt man die Authentizität und den Anspruch den die Band an sich hat. Wenn der Einsatz angezählt und in die Aufnahme reingesprochen wird, entsteht eine Intimität, die Songs wie Baby sehr gut steht.
Der epische Song Composure nimmt den Hörer mit an einen mysteriösen Ort, an dem die Band experimentiert und eine so plastische Vielschichtigkeit arrangiert, dass man sich über die Schulter schaut, um sicher zu gehen, dass man nicht beobachtet wird.
Es ist auch mal beruhigend, dass es bei einer reinen Frauenband nicht vordergründig um Weiberkram geht. Zu kryptisch sind die Texte jedoch nicht, so dass man sich in urbane und zwischenmenschliche Motive hineindenken kann.
Mehr Mädchen sollten am Valentinstag die Dates sausen lassen und Bands gründen, wenn so schöne Alben wie The Fool dabei rauskommen.
JuNi
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