Was passiert, wenn sich zwei erstklassige Musiker plötzlich ohne Band wiederfinden? Jonas Wolter, 20-jähriger Gitarrenlehrer, und Sebastian "Bodo" Bode, 29 Jahre jung und Schlagzeuglehrer, gründeten "Wooden Peak". Im Oktober erscheint mit "Frog" das erste Album des Rostocker Duos – ein virtuoser Mix aus Akustik und Elektro, aus Jazz und Folk. Wir sprachen mit den beiden über die Vorteile eines eigenen Studios, über einen fiesen Zugunfall und über Bodos Englischkenntnisse.
0381-MAGAZIN: Hallo Jonas, hallo Bodo. Wie habt ihr euch gefunden?
Bodo: Ich habe mit Jonas vorher schon bei "12System" gespielt. Das Projekt brach dann auseinander, im Frühjahr 2008.
Jonas: Am nächsten Tag haben wir sofort zusammen geprobt. Wir wollten eigentlich richtige Konzertmusik machen und in Kirchen spielen. Aber dann haben wir schnell gemerkt: Es geht in eine andere Richtung.
0381-MAGAZIN: Allerdings. Die Songs klingen eher folkig. Jonas, du hast doch mal in der Rockband "Ten Leaves Left" gespielt. Wieso hast du E- gegen Akustik-Gitarre getauscht?
Jonas: 2006 habe ich ein Konzert des Australiers Tim McMillan gesehen. Der hat perkussiv Akustik-Gitarre gespielt, also den Holzkörper als Instrument benutzt und darauf rumgeklopft. Da hat sich mir eine neue Welt erschlossen. Ich habe noch am gleichen Abend angefangen, so etwas zu üben und fand E-Gitarre nicht mehr interessant.
0381-MAGAZIN: Ihr habt eure gesamte Aufnahme in Eigenregie gemacht. Warum?
Jonas: Wir wollten uns Zeit lassen. Es ist krass, was während der Aufnahme noch an kreativem Prozess abgehen kann.
Bodo: Wir haben nach und nach Technik angeschafft und viel ausprobiert: Was klingt wie und warum? Was muss ich machen, damit etwas genau so klingt, wie ich mir das vorstelle? Nachdem wir die Sachen eingespielt hatten, von Mai 2008 bis zum Januar, haben wir die Aufnahme bewusst einige Wochen liegen gelassen, um etwas Abstand zu gewinnen. Erst danach haben wir weiter gearbeitet. Das Konzept ist aufgegangen.
Jonas: Es war gut, dass es so lange gedauert hat. Aber jetzt müssen die Sachen auch wirklich raus. Die Leute sollen es hören.
0381-MAGAZIN: Wann ist ein Wooden Peak-Song fertig?
Jonas: Wir sind Gefühlsfanatiker. Die Frage lautet immer: Wie fühlt sich der Song an, wenn man ihn mit geschlossenen Augen anhört? Manchmal verändern wir auch schon fertige Songs wieder, wenn das Gefühl später nicht mehr stimmt.
0381-MAGAZIN: Das klingt, als würdet ihr sehr viel über das reden, was ihr macht.
Jonas: Das ist richtig. Unsere Songs entstehen selten aus dem Drauf-los-musizieren. Ich denke, es sind sogar drei Pfeiler: Musik machen, über Musik reden und über Musikgeräte reden. In einem zündenden Moment kann das richtige Gerät die Rettung sein.
Bodo: Das war vor allem in den letzten Wochen der Fall.
Jonas: Bodo konnte manchmal nicht schlafen, nur wegen eines neuen Kabels.
0381-MAGAZIN: Wer schreibt eure Texte?
Jonas: Inzwischen machen wir das beide. Anfangs wollten wir gar keine machen, dann dachte ich, ich mach das. Und plötzlich hat Bodo auch einen Text mitgebracht.
Bodo: Ich habe auch schon vorher Texte geschrieben, aber das war der erste, den ich dir gezeigt habe. Ich war so aufgeregt, dass ich dabei 35 Zigaretten geraucht habe.
0381-MAGAZIN: Und worum geht es?
Bodo: Also eher so um globale Themen, nicht bloß um die verflossene Liebe. Zum Beispiel, dass man sich bei all der Hektik und dem Stress auch mal besinnen soll. Dass man auch mal über den Tellerrand schaut.
Jonas: Ich bin einmal mit einem Zug gefahren, der eine Kuh gerammt hat. Die Knochen haben geknackt und die übrigen Kühe liefen in Trauer zur Lok. Dieses Erlebnis hab ich dann weiter gesponnen und daraus entstand der Text für unseren Song "Cows Collide".
0381-MAGAZIN: Wie sehen eure Pläne für die nächsten Monate aus?
Bodo: Das Album raus bringen, eine kleine Tour spielen. 2010 ist unser Jahr. Mal gucken, was passiert.
Jonas: Wir werden herausfinden, wie lange wir unterwegs sein können, ohne uns zu hassen. Und Bodo wird sein Englisch verbessern.
Bodo: Stimmt. Wir wollen nämlich auch im Ausland spielen.
0381-MAGAZIN: Und wann kann man euch das nächste Mal in Rostock sehen?
Am 25. September, bei der Release-Party der Burnin' Blankets im JAZ. Und am 19. Oktober im Momo.
von ROBERT BERLIN