Die Rostocker Band Concise stellt dieser Tage ihre dritte CD „revive“ in die Regale. Unter eigenem Label Wycombe Music erscheint die Veröffentlichung ästhetisch verpackt im edlen, weißen Digifile mit zwei weiteren Bonus-CDs.
0381-MAGAZIN: Die Idee zu „revive“ (3 in 1) ist wohl einzigartig.Wo liegen für dich die Vorteile bei diesem Konzept?
CHRISTIAN: Vorab stand fest, dass wir in jedem Fall drei Veröffentlichungen starten wollten. Dies betrifft Concise sowie die beiden Solo-Projekte Flaque und X_dynamics. Als kleines Label für elektronische Musik stoßen wir jedoch schnell auf finanzielle Grenzen und dienten so bisher lediglich als Sprungbrett. Ganz klar steht bei dieser Veröffentlichung der Bonuseffekt im Vordergrund, wobei Concise als Aufhänger dient und über diverse Remixbeiträge zu Flaque und X_dynamics überleitet.
0381-MAGAZIN: Wer steckt hinter den Projekten und wo liegen die musikalischen und auch personellen Bezüge zu eurer Musik?
CHRISTIAN: Den Rahmen aller an „revive“ beteiligten Projekte bildet der Hang zur Elektronik sowie der Reiz, stilneutral und unbelastet etwas Neues zu kreieren. Dabei spielen Herangehensweise und Interpretation eine wichtige Rolle. Das Rostocker Projekt X_dynamics überrascht durch seinen Facettenreichtum clublastiger Elektro-Musik, ohne sich dabei in eine Schublade stecken zu lassen. Ebenso spannend entwickelte sich der Sound von Flaque. Florian selbst definiert seine Musik als surreale, aber melodische Klanglandschaften, die zum Teil auf brachiale Drumarrangements und kristalline digitale Manipulationen treffen, geprägt von Umgebungsgeräuschen und sphärischen Klängen.
0381-MAGAZIN: Was hat es mit den Schaufensterpuppen im Artwork auf sich, die stark an die Elektronik-Pioniere von Kraftwerk erinnern?
CHRISTIAN: Kraftwerk haben mit der Visualisierung von Mensch-Maschine schon Klasse vorgelegt. Auf der Suche nach der perfekten Ästhetik und dem fließenden Übergang vom menschlichen hin zum künstlichen Produkt lieferten die besagten Schaufensterpuppen eine ideale Grundlage. Passend zum Albumtitel haben wir versucht, das Strebens nach Perfektion inhaltlich und musikalisch abzubilden. Der Trailer zur TV-Serie Nip/Tuck hat hierbei zwar nicht als Vorlage gedient, doch sind Parallelen nicht von der Hand zu weisen.
0381-MAGAZIN: Ihr bezeichnt euren Stil als e-music. Kann das als bewusster Widerspruch zur sonstigen Auffassung e(rnster) Musik aufgefasst werden? Oder habt ihr Angst vor dem Wort „Techno“?!?
CHRISTIAN: Der Begriff Techno bewirkt im Bezug auf unsere Musik bei mir ein ungutes Gefühl in der Magenregion. Was wir bei Concise mit dem Oberbegriff „electronic music“ zu umschreiben versuchen, hat weniger etwas mit der im klassischen Sinne ernsten Musik zu tun. Wir stehen nicht nur den Spielarten der Elektronik aufgeschlossen gegenüber - mutiges Experimentieren und sich selbst dabei nicht allzu ernst zu nehmen ist uns wichtig.
0381-MAGAZIN: Ist es nicht sehr schwer als moderne Electro-Band inRostock zu überleben?
CHRISTIAN: Allein mit S.k.e.t. als derzeitigen electro-industrial Exportschlager lässt sich obige Aussage schnell widerlegen. Im Umkehrschluss spielen innovative Projekte wie Haujobb gern vor dem dankbaren Rostocker Publikum. Gleiches galt bisher für Szene-Größen wie Oomph!, Die Krupps oder Laibach, die spielend den Funken überspringen ließen. Sicherlich ist Rostock kein Vergleich zu den kulturellen Hochburgen Leipzig und Berlin, dennoch lässt es sich wochenends gut im Norden leben, wenn man schon berufstechnisch von der Küste in die Hauptstadt vertrieben wurde.
0381-MAGAZIN: Was besagt eigentlich der Name Wycombe?
CHRISTIAN: „Wycombe“ als Eigenname wurde nach Bandgründung von „high wycombe“ einfach weitergenutzt. So entstand das Label Wycombe Music. Als Logo nutzen wir seither das Denkmal der revolutionären Matrosen im Rostocker Stadthafen. High Wycombe steht wiederum für die englische Stadt, rund 100 Kilometer westlich von London gelegen, die während des Zweiten Weltkrieges Stützpunkt der Amerikaner war. Der Name hat uns einfach fasziniert.
0381-MAGAZIN: Stehen aktuell auch Live-Auftritte von euch an?
KATRIN: Ja auf jeden Fall, geprobt haben wir lange genug. Live bekommen wir Unterstützung der Rostocker Band 12System mit Schlagzeug, Bass und Grand-Stick (12saitiges Instrument). Für diesesJahr sind schon eine Menge Auftritte geplant, in erster Linie in kleineren Clubs aber auch Festivals sollen dabei sein.