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Literatur

Salve Wladimir - Wladimir Kaminer im Interview

Salve Wladimir - Wladimir Kaminer im Interview

Dez 08

Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk und studierte anschließend Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Seit 1990 lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin und ist mittlerweile einer der beliebtesten Autoren Deutschlands. In seinem neuen Buch „Salve Papa“ fragt er sich nun: Was lernen seine Kinder eigentlich in der Schule? Eine Antwort ist: Sie lernen Latein. Zumindest seine Tochter. Zumindest zeitweise. Zumindest zwei Worte: "Salve Papa!" Damit ist sie mit ihrem Latein zwar bereits wieder am Ende, aber sie hat ja noch sieben Jahre Zeit bis zum passenden Abschiedsgruß. Inzwischen hat ihr Bruder bei eBay bereits einiges fürs Leben gelernt. Auf dem Schulhof versteigert er seine Lutscherbestände an den Meistbietenden, was dem Vater eine Vorladung bei der Rektorin einbringt. Ja, man hat es nicht leicht als Erziehungsberechtigter. Aber Kaminer tut sein Bestes, um dem Nachwuchs auf den rechten Weg zu helfen und erzählt auf hinreißend komische Weise von den Freuden des Familienlebens. 0381 sprach mit ihm.



0381: Im neuen Buch „Salve Papa“ beschreiben Sie die Tücken im Alltag eines Erziehungsberechtigten. Was halten Ihre Kinder davon, die Protagonisten des Buches zu sein?

 

Kaminer: Am Anfang haben sie sich gefreut, denn sie wollen gern berühmt werden. Dann aber, nachdem sie das Buch durchgelesen hatten, haben sie mir zwei Seiten mit Richtigstellungen in die Hand gedrückt, mit allem was ich falsch geschrieben habe und was noch in das Buch hinein muss. Das heißt, dass das nächste Buch um einiges länger sein wird.


0381: Sie schreiben, dass der Generationenvertrag nicht funktioniert, weil die Kommunikation zwischen den Generationen fehlerhaft ist. War das denn je anders? Unseren Müttern ging es doch genauso. Außer dass sie vielleicht drakonischere Strafen hatten...


Kaminer: Natürlich war das nie anders. Wir als Eltern können unseren Kindern lediglich das Hier und Jetzt beibringen. Das Problem ist, dass Eltern ihren Kindern nur erzählen können, wie man sich am besten vor 30 Jahren benommen hat. Dass die Kinder in einer völlig anderen Realität leben, ist für Eltern nur schwer zu verstehen. Da muss die Schule eigentlich greifen. Aber darum geht es ja auch in meinem Buch.


0381: Die Helden meiner Kindheit waren Juri Gagarin und New Kids on the Block. Wer ist das bei Ihren Kindern?


Kaminer: (lacht) Ja ja, bei mir war es auch Juri. Was meine Kinder angeht: Die entwickeln sich eigentlich ganz natürlich ihrem Alter entsprechend. Mein Sohn ist neun und steht total auf Star Wars und so kleine komische Wesen mit Laserschwertern. Meine Tochter wird bald dreizehn und ihr Zimmer ist voll geklebt mit Plakaten von Avril Lavigne und anderen komischen Gestalten, die Pubertätslieder singen. Ich finde das alles sehr rührend.


0381: Wenn ich Sie in Fernsehtalkshows gesehen habe, beschlich mich manchmal das Gefühl, dass Sie sich mit Ihren Büchern missverstanden fühlen, zu sehr auf ihren Witz und ihre Kalauer reduziert werden. Liege ich da falsch?


Kaminer: Ich halte mich selbst für einen ernsten Menschen, für einen Forscher, einen neugierigen Geschichtenerzähler. Wie ich von wem verstanden werde, ist eine Angelegenheit, die ich kaum steuern kann. Ich glaube schon, dass ich von den Meisten richtig verstanden werde, von Anderen wieder nicht. Aber im Fernsehen sehen die Leute sowieso alle nicht besonders klug aus.


0381: Sie sagten einmal: „Als Schriftsteller lebt man immer in zwei Welten: Im Furunkel des Geschriebenen und in der wirklichen Welt.“ Ist es schwierig zwischen diesen Welten zu wandern, sie manchmal zu unterscheiden?


Kaminer: Sicher ist das schwierig, weil man in der geschriebenen Welt einem Schöpfer gleich kommt. Man kann diese Welt umgestalten und vieles machen, was in der realen Welt nicht funktioniert. Da ist natürlich die Versuchung sehr groß, für immer in die geschriebene Welt umzuziehen. Ich versuche, diesen Spagat zu schaffen und weniger zu schreiben. Gestern zum Beispiel habe ich gar nichts geschrieben, nur ein Gedicht.


0381: Sie haben weiterhin gesagt, dass das Ich eines Autoren ist vollkommen unwichtig sei. Sie schreiben ja aber sehr aus der autobiographischen Perspektive. Wie geht das zusammen?


Kaminer: Wir leben in einer Kultur des Erzählens und des Schreibens. Das ist uns eigen. Wie in Griechenland. Homer hat auch von Schlachten erzählt in denen er vorkommt, obwohl er nie teilgenommen hat. Er hat irgendwelche Thriller-Geschichten erzählt, aber hat von sich selbst geredet.


0381: Kann der Mensch oder eine Gesellschaft ohne Literatur leben?


Kaminer: Literatur ist für mich nichts anderes als das Festmachen vergangener Taten, vergangener Gefühle, vergangenen Lebens. Ohne Verständnis der Vergangenheit kann man mit der Gegenwart nicht umgehen. In der Vergangenheit liegen doch die Schlüssel für alle Fragen und Versuchungen der heutigen Zeit. Wie soll das gehen ohne Literatur? Allerdings ist auch die Literatur übermüllt mit irgendwelcher Belletristik. Man muss da als Leser seinen eigenen Weg finden. Das war schon immer schwer, gerade auch im Sozialismus. Doch trotz diverser Komplikationen haben es damals viele Leser geschafft, an die richtigen Bücher zu kommen. Wieso soll das heute anders sein?


0381: Ihr Bestseller „Russendisko“ ist nicht nur in ganz Europa verlegt worden, sondern ist bis nach Brasilien gewandert. Wie ist die Reaktion auf Ihre Bücher im Ausland?


Kaminer: Es gibt Leute, die als Touristen nach Berlin kommen und zu unseren „Russendiskos“ kommen. Die erzählen mir begeistert, dass sie mein Buch gelesen haben.


0381: Und was halten sie davon?


Kaminer: Na ja, die Leute finden alles sehr ulkig und skurril, was in den Erzählungen steht, glauben mir aber kein Wort.


0381: Sie wohnen seit 1990 in Berlin. War Berlin vor ein paar Jahren im Vergleich zu anderen Hauptstädten noch eher ein Provinznest, versucht es sich zur Metropole zu mausern. Verändert sich die Stadt zum Positiven?


Kaminer: Für mich war Berlin nie Provinz. Die Geschichte mit der Mauer hat den Leuten hier eine überlebenswichtige Erfahrung beschert. Das sind alles „Terminatoren“, die hier leben. Haben Katzen sieben Leben, besitzen die Berliner zwei: Eins vor der Wende und eins nach der Wende. Für mich als Schriftsteller bringt das einen enormen Vorteil, weil es somit viele Geschichten gibt.


0381: Berlin ist also ein literarisches Spannungsfeld für Sie?


Kaminer: Die Stadt bedeutet für mich in erster Linie die Bewohner. Sie sind die große und einzige Sehenswürdigkeit in Berlin. Das mag ich. Oder wie die Berliner sagen: Ick kann nich' meckern.


0381: Haben Sie nie überlegt, woanders hinzuziehen? Vielleicht ins Umland, wegen der Kinder?


Kaminer: Das kam für uns nie in Frage. Ich glaube, meine Kinder brauchen die Großstadt.


0381: Herr Kaminer, wir sind am Ende...


Kaminer: (lacht) Wie meinen Sie das?


0381: ...des Interviews. Ich bedanke mich sehr herzlich.



Birke Scheffler

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