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Kultur

Die dritte Realität des Paul Wunderlich

Die dritte Realität des Paul Wunderlich

Dez 08
Paul Wunderlich gilt als einer der letzten großen Universalkünstler seiner Generation. Er ist Bildhauer, Maler, Graphiker und Objektkünstler. Seine Arbeiten gehören zu den markantesten und großartigsten der neueren deutschen Kunstgeschichte. Wunderlichs Werk ist opulent und von übergroßer Vielfalt - mal zurückgenommen und sanft, dann wieder voll von strotzender Energie und Farbfülle.


Paul Wunderlichs Werk lässt sich nicht klar einordnen. Zu abwechslungsreich sind seine Darstellungsmittel, zu vielfältig die Einflüsse. 1927 in Eberswalde, Mark Brandenburg, geboren, geht er nach der Schule nach Hamburg an die Kunsthochschule. Als einen Wendepunkt in seinem Leben beschreibt er den 08. Mai 1945: „Ich hatte überlebt, der Nazi-Terror war vorbei, ein Leben in Freiheit lag vor mir. Noch heute feiere ich diesen Tag als meinen eigentlichen Geburtstag.“ (Interview im Hamburger Abendblatt).

1955 kommt Wunderlich mit Emil Nolde und Oskar Kokoschka in Kontakt, arbeitet für sie als Drucker und widmet sich selbst der Litographie. Zu dieser Zeit verschreibt er sich noch einer eher realistischen Darstellungsweise in seiner Kunst. Dies ändert sich jedoch in den 60er Jahren. Er malt Körper mit ungleichen Proportionen oder zeichnet Figuren, die vor einem leeren Bildhintergrund ihre Gliedmaßen verloren zu haben scheinen.

In den Jahren darauf verändert sich sein künstlerischer Stil erneut, er wird stark von den Surrealisten um Salvador Dalí inspiriert. Seine Darstellungen werden sanfter, traumhafter. Auch ist er nun nicht mehr nur Maler und Zeichner, sondern beginnt mit der Schaffung von Bronzen und Skulpturen als dreidimensionale Abbilder seiner Malerei. Es sind oft Tiere und Menschen, die er kreiert. Die Körper wirken nicht mehr nur disproportional und verstörend, sondern sind schön - reduziert auf die Ästhetik ihrer ursprünglichen Form, fließend, organisch und weich.

Sexualität und Erotik ist neben der Mythologie ein immer wieder kehrendes Element in Wunderlichs Werk. Heute kaum mehr vorstellbar, kommt es aufgrund dessen im prüden Deutschland der 60er Jahre zu einem Skandal. Wunderlichs Litographie-Zyklus "qui s'explique" wird wegen unsittlicher Darstellungen durch die Staatsanwaltschaft Hamburg beschlagnahmt. Erst 1985 werden die Bilder dem Künstler ohne Kommentar wieder gegeben.

Paul Wunderlich lässt sich Zeit seines Lebens von verschiedenen Stil- und Kunstrichtungen beeinflussen. Besonders die Muster des Jugendstils und Art Deco lässt er einfließen, so dass in seinen Arbeiten eine spannungsreiche Zwiesprache zwischen Ornamentik, Körperlichkeit und surrealistischen Elementen entsteht. Manchmal platzen seine Bilder geradezu vor Energie und Kraft. Dann wieder reduziert Wunderlich seine Motive auf ihre wesentliche Form - mit dem Effekt, dass seine Bilder die ursprüngliche und originäre Schönheit ihrer Motive enthüllen.

Es gibt scheinbar kaum einen Bereich, den Paul Wunderlich in seinem Schaffen auslässt. So entwirft er auch einmal das Blumendesign für einen Teppichboden. Diese kleinen Ausflüge ins Kunsthandwerk sind ihm von Kunstkritikern des Öfteren angekreidet worden. Doch "wie das so ist mit Sünden – auch diese hat man mit Vergnügen gemacht", so Wunderlich in einem Interview, das in einem Werkkatalog abgedruckt wurde.

Nicht nur Stile verschiedener Epochen verarbeitet Wunderlich immer wieder in seinen Bildern. Auch Künstler und deren Werke macht er sich zu eigen. Er entlehnt ihre Motive und interpretiert sie mit grellen Farben und ironischem Unterton auf seine Art und Weise neu. So gestaltet er eine originalgetreue Skulptur von Albrecht Dürers „Hasen“ und bespannt ihn mit quietschbuntem Kunststoff. Berühmt ist auch seine Farblitographie des Johann Tischbein Gemäldes „Goethe in der Campagna“. Ein blasser Goethe sitzt in seiner weltbekannten Pose vor gelbem Himmel und zwei Kühltürmen eines Kraftwerkes.

Paul Wunderlich gilt als einer der bedeutendsten Künstler des europäischen Neosurrealismus. Doch trotz dieser hohen Weihen und zahlreichen internationalen Auszeichnungen und Preisen ist Wunderlichs Werk in Deutschland eher wenig bekannt. Angesichts der Fülle und Zugänglichkeit seiner Arbeiten ist dies einigermaßen unverständlich. Anders sieht es da im Ausland aus. Wunderlichs Werk wird seit Jahrzehnten in aller Welt ausgestellt. Besonders in Japan wird er verehrt. 1994 und '95 veranstalteten Museen in Tokyo, Osaka und Hokkaido große Retrospekiven seiner Arbeiten und er erhielt den „Japan Cultural Forum Award“.

Die Rostocker Kunsthalle zeigt eine umfangreiche Ausstellung, die trotzdem nur ein Ausschnitt aus dem großartigen Werk Wunderlichs sein kann. Zum einen wird das außergewöhnliche Radierwerk des Künstlers herausgehoben. Weiterhin werden Arbeiten aus der Sammlung Karin Székessy, der Ehefrau von Paul Wunderlich, gezeigt. Sie stammen aus den sonstigen Schaffensbereichen des Künstlers, also Malerei, Zeichnung, Lithografie, Skulptur und auch Schmuck.
 

Paul Wunderlich - Die Radierungen und Sammlung Székessy - bis zum 11. Januar 2009 in der Kunsthalle Rostock







Birke Scheffler

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