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Literatur

Uwe Tellkamp: Oben angekommen

Nov 08

Er ist der Star des Literaturherbstes: Der Dresdener Schriftsteller Uwe Tellkamp hat mit dem Buch "Der Turm" einen gewaltigen Roman vorgelegt. Auf 1000 Seiten entfaltet er ein Panorama aus den letzten Zügen der DDR vom Dezember 1982 bis zum Mauerfall. Im Mittelpunkt stehen die Bewohner auf dem Weißen Hirsch, einem Dresdener Villenviertel hoch über der Elbe, die mit Nostalgie ein bildungsbürgerliches Milieu bewahren. Uwe Tellkamp, der aus einer Arztfamilie stammt, hat in dem Roman eigene biografische Erinnerung verwoben. Nach dem Abitur studierte er Medizin und lebt jetzt in Freiburg. Zum Auftakt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde er mit dem Deutschen Literaturpreis für den besten Roman des Jahres 2008 geehrt.

 

0381-MAGAZIN: Erklären Sie doch bitte die Mütze, die Sie zur Preisverleihung trugen?

UWE TELLKAMP: Das ist eine Winzermütze, die man in Dresden kaum noch kennt. Es ein Geschenk meiner Cousine. Für mich ist das ein Stück Heimat. Die gelb-schwarze Band symbolisiert die Stadtfarben Dresdens.

 

0381-MAGAZIN: Für Sie war die DDR ein humanistisches Projekt?

UWE TELLKAMP: Ursprünglich war die DDR schon ein sozialistisches Projekt. Das humanistische Projekt galt der Bewahrung des klassischen, bürgerlichen Erbes. Das ist in der DDR immer Philosophie des Staates drin gewesen. Insofern war der Sozialismus nicht nur ein Karl-Marx-Projekt. Für mich war die DDR eher ein pervertiertes Goethe-Projekt.

 

0381-MAGAZIN: Es gibt Kritiker, die bezeichnen Ihr Buch als Zonenmärchen...

UWE TELLKAMP: Der Spiegel titelt gern und ziemlich schroff gegen mich. Natürlich trägt der Roman märchenhafte Züge. Das ist aber nichts
Schlechtes. Warum soll mich das verletzen?

 

0381-MAGAZIN: Wie erklären Sie sich die Renaissance von DDR-Themen?

UWE TELLKAMP: Für mich ist es eine Kontinuität. Die Frage ist nur, ob die anderen Titel so wahrgenommen werden.

 

0381-MAGAZIN: Spätestens seitdem im Fernsehen Ostalgie-Shows laufen, gibt es für Literatur eine verstärkte Nachfrage.

UWE TELLKAMP: Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich wusste zum Beispiel nicht, wo ich das Buch hinschreibe. Dass das mit derartigen Preisen endet, das ist eine völlige Überraschung. Ich habe mir vor gut drei Jahren gesagt: Das ist dein Stoff. Bis vor einem Jahr hatte ich aber ernsthafte Zweifel, ob das Buch veröffentlicht wird.

 

0381-MAGAZIN: Wie ist das Verständnis für das Buch in Westdeutschland?

UWE TELLKAMP: Grob gesagt, wird dort das Buch als Roman literarisch wahrgenommen. Ich habe den Eindruck, dass man sich verstärkt für diesen Abschnitt gemeinsamer Geschichte zu interessieren beginnt. Im Osten Deutschlands wird eher nach den Fakten gefragt, was an dem Roman Fantasie ist, was erfunden ist oder gefunden ist. Ich formuliere das bewusst vorsichtig: Denn es fällt mir auf, dass die Toleranz gegenüber den Fantasieelementen eines Romans im Osten geringer ausgeprägt zu sein scheint. Vor allem in Dresden ist das so. Wahrscheinlich, weil es dort die Nähe der Stadt oder die Nähe des Stoffes verhindert.

 

0381-MAGAZIN: Der Roman zeichnet sich einerseits durch Pathos, andererseits durch einen poetischen Grundton aus. Wie ist Ihr Verhältnis
zwischen Romantik und Klassik?

UWE TELLKAMP: Das ist eine schwierig, denn Romantik trägt, wenn sie übertrieben stattfindet, auch klassische Züge. Aus meiner Sicht ist der Erzromantiker ein Klassiker, der das Geschäft der Romantik als Erzengel betreibt. Der Klassiker, der Interesse am Verlassen des Realismus hat, wird zum Romantiker. Goethes Faust ist für mich ein erzromantisches Drama. Deswegen wird es nicht von ungefähr von der sogenannten romantischen Schule als Gründungsurkunde reklamiert. Das sind schwierigste ästhetische Fragen. Ich bin mir nicht mal darüber im klaren, was Romantik überhaupt ist. Auf keinen Fall das Dinner bei Kerzenschein. Das ist die Internetvorstellung von Romantik.

 

0381-MAGAZIN: Und wo schlägt Ihr Herz stärker?

UWE TELLKAMP: Ganz bestimmt bin ich Romantiker. Im Zweifelsfall ist meine Musik sicherlich die von Richard Wagner, aber ich bin genauso auch Mozart-Fan. Wenn Romantik darin besteht, über Bestehendes hinauszuwollen, eine Transzendenz von Verhältnissen anzustreben und damit Utopie möglich zu machen oder nach Utopie zu fragen, dann bin ich mit Sicherheit Romantiker.

 

0381-MAGAZIN: Gibt es eine Fortsetzung des Romans: Man will nun wissen, wer der Stasi-Spitzel war.

UWE TELLKAMP: Ich will das auch wissen. Ich denke dran, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aber das ist nicht das nächste Projekt.

 

0381-MAGAZIN: Kommt die Fortsetzung ohne Ostalgie aus?

UWE TELLKAMP: Ja, das ist schwierig. Schließlich ist das auch die Zeit meiner Kindheit, meines Aufwachsens. Kindheit an sich ist positiv besetzt, bei allen Einschränkungen. Nur kann ich nicht sagen, ich finde Dinge aus der Kindheit gut, weil dann sofort gesagt wird, dann findet er die DDR gut. Aber das stimmt so nicht. Ich hoffe, dass mir das gelingt. Ich habe keine Ostalgie und ich möchte die DDR auch nicht zurück haben. So finde ich es richtig und wichtig, dass man differenziert. Die DDR war nicht einfach nur ein fürchterliches Land.

 

0381-MAGAZIN: Gibt es einen Text zum Mauerfall-Jubiläum?

UWE TELLKAMP: im Frühjahr erscheint eine Anthologie "Die Nacht, in der die Mauer fiel", für die Autoren wie Durs Grünbein, Ingo Schulze und Marcel Beyer Erzählungen geschrieben haben. Da habe ich die Ehre auch dabei zu sein. Mein Text heißt "Lichtmaschine". An diesem Zeitfleck war ich an der Drehbank tätig und habe Lichtmaschinen gedreht.

 

0381-MAGAZIN: Wann erhalten Sie den Nobelpreis?

UWE TELLKAMP: Den kriege ich nie, weil ich politisch zu unangepasst bin. ich habe den Eindruck, dass bei diesem Preis neben der literarischen Qualität auch eine gewisse politische Korrektheit eine Rolle spielt. ich glaube, auf die Preise kommt es nicht an. Dem weißen Papier, das jeden Morgen vor mir liegt, ist es egal, ob ich Preise habe oder nicht.

 

0381-MAGAZIN: Als Arzt werden Sie nicht mehr arbeiten?

UWE TELLKAMP: Das habe ich zurückgestellt. Wenn ich die Nase voll habe, gehe ich nach Hamburg zum Tropeninstitut, lasse mich dort zum Tropenarzt ausbilden und fahre nach Surinam.


Karsten Jauch

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