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Literatur

"Pjöngjang", "Moresukine" und "Der Fotograf" Comiczeicher auf journalistischen Pfaden

Aug 08
In den letzten Jahren haben sich in der neunten Kunst neue Formen etabliert, die Grenzen zu anderen medialen Feldern einreißen. Autobiografisch beeinflusste Geschichten stellten bereits länger eine inhaltliche Bereicherung des Mediums Comic dar.

Zuletzt bewies Marjane Sartrapi mit dem überaus erfolgreich verfilmten "Persepolis", wie in Bildern erzählte persönliche Geschichte mit entsprechendem gesellschaftlichen Umfeld (sie selbst bezeichnet ihre grafischen Erzählungen "autofiktiv") einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden kann. Relativ jung noch ist der "Comicjournalismus". Als erste "echte" Comicreportagen können Joe Saccos Berichte aus den palästinensischen Gebieten ("Palestine") und den Kriegsgebieten Bosniens angesehen werden ("Safe Area Gorañde"). Mit einer eher distanzierten unparteiischen Sicht, die dem um Objektivität bemühten Journalismus zu eigen ist, werden die Lebensumstände der Menschen dargestellt. Darstellungsweisen, die bisher aus Foto- oder Filmreportagen bekannt waren, hielten nun auch auf dem Gebiet des Comics Einzug und verhalfen ihm zu weiterer weltweiter Anerkennung. Andere Arbeiten, die explizit an diese Reportageformen anschließen, sind bspw. "Alltagsspionage" oder "Operation Läckerli" mit Comicreportagen aus Berlin und Basel. In "Cargo" besuchen israelische und deutsche Comiczeichner gegenseitig das jeweils andere Land und berichten über ihre Beobachtungen.

Bei Reprodukt und der Edition Moderne sind nun unlängst Comics erschienen, in denen die Autoren Erfahrungen ihrer Asienaufenthalte verarbeiten. Der kanadische Zeichner Guy Delisle weilte 2004 im Auftrag eines Trickfilmstudios im nordkoreanischen Pjöngjang. Wie in vielen Bereichen üblich, wurde deren Produktion aus China (siehe "Shenzhen"/ Reprodukt) in den anderen Teil Asiens verlagert. Hier sind die Mitarbeiter/innen genötigt, ihr Talent noch billiger zu verkaufen – nur so wird die Masse unserer geliebten Zeichentrickserien möglich. Comicleser erhalten in "Pjöngjang" kleine Einsichten in ein Land, das sich Einblicken üblicherweise versperrt. Einerseits  isoliert sich das nordkoreanische Regime selbst und lehnt Hilfen für die hungernde Bevölkerung strikt ab und das Land wird von den meisten Nationen verschmäht und boykottiert. Andererseits sind ausländische Firmen als Devisenbringer gern gesehen, was noch lange keine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung bedeutet. Ausländische Firmen verschließen dem Gewinn zuliebe nur zu gern die Augen. Für Delisle und somit auch für den Leser wird das Elend in vielen kleinen Situationen sichtbar. Wenn sich der Autor in einer Situation fragt, warum Reissäcke durch das Bürogebäude getragen werden, wird dem Betrachter schnell klar: es ist der kärgliche Lohn für die Zeichenarbeit und die Menschen können sogar froh sein, dass es der Führungsetage offensichtlich möglich ist, in der Mangelwirtschaft Reis als Zahlungsmittel besorgen zu können. "Pjöngjang" wird durch die Darstellung der abgeschotteten Unterbringung ausländischer Geschäftsleute durchzogen. Trotz der daraus resultierenden recht oberflächlichen Betrachtung des Landes schafft es Delisle, verstörende Einblicke in die verschlossene und sehr widersprüchliche nordkoreanische Alltagswelt zu liefern.

Ganz anders die Herangehensweise von Dirk Schweiger in "Moresukine" ("Skizzenbuch"): ebenfalls beruflich für einige Zeit in Tokyo unterwegs, rief er dazu auf, ihm Aufgaben zu stellen. Unvoreingenommen stellte er sich den Herausforderungen und berichtete darüber zeichnerisch in einem Blog, der jetzt auch in gedruckter Form vorliegt. Sowohl der Autor selbst, als auch die Leser können anhand der Tagesaufgaben ihr Wissen bzw. ihr Klischeedenken über das "Land der aufgehenden Sonne" überprüfen. Die Fragestellungen spiegeln die Interessenvielfalt wider, wie sie wohl unsereins mit einer gewissen Affinität zu dem oft befremdlich wirkenden Land entwickelt: Wohn- und Arbeitsbedingungen, Essen, Mode, Tanz, Religion, skurrile Begegnungen aller Art etc. Es bleibt dem Leser überlassen, Bekanntes oder Neues zu entdecken. "Moresukine" ist somit einer der interessantesten Versuche der letzten Zeit, in einem Comic eine Art Reiseblog darzustellen. Am Ende des innovativen Versuchs bat Dirk Schwieger zusätzlich renommierte Zeichner aus aller Welt, einen Japaner zu treffen und darüber zu zeichnen, darunter u.a. James Kochalka, der in seinem täglichen Comictagebuch "American Elf" zeigt, wie weit sich Comics und Blogosphäre mittlerweile durchdringen. Ähnlich sehenswert: Reinhard Kleist ("Cash-I see a darkness"/ Carlsen) bloggt z.Z. aus Havanna/ Kuba.

Wiederum anders gestaltet ist "Der Fotograf - In den Bergen Afghanistans" der Autoren Emmanuel Guibert, Didier Lefèvre und Frédéric Lemercier, der über eine Mission von "Médecins Sans Frontières" ("Ärzte ohne Grenzen") nach Afghanistan im Juli 1986 berichtet. Fotos des teilnehmenden Journalisten Didier Lefèvre wechseln sich mit Comicpanels Guiberts ab und zeigen den Versuch der Ärzte, ein Lazarett in den afghanischen Bergen zu versorgen. Von den Mudschaheddin geduldet und den Truppen von Regierung und der Sowjetunion ausweichend, schlängelt sich die Karawane auf gefahrvollen Pfaden quer durchs Gebirge. Unter Einsatz des Lebens muss die kostbare Medikamentenfracht mehrere Male vor Verlust bewahrt werden. Immer wieder wird den wahren Leidtragenden dieses Krieges geholfen – der Bevölkerung. Es darf an dieser Stelle behauptet werden, dass geneigte Leser durch die Comicreportage einen detaillierteren Einblick in die Lebenssituation der Afghanen erhalten, als es hiesige Nachrichten vermögen. Interessant dürfte es zum Abschluss der dreibändigen Serie werden, wenn mit den Ereignissen einer späteren Reise gezeigt wird, wie sich die Verhältnisse nach der Machtübernahme der Taliban geändert haben. Gerade durch den Wechsel der realen mit den gezeichneten Bildern entsteht ein sehr glaubwürdiger Eindruck. Hier wird ein eher parteiischer Blick auf lebensfeindliche Verhältnisse geworfen, die damit kritisiert werden.

Die vorgestellten Bände reihen sich bei den vielen engagierten Comics ein, wie sie bspw. von Ted Rall ("To Afghanistan and Back") vorgelegt wurden. Auf den Irak-Krieg bezogen seien noch "Bagdad Journal" (Carlsen Verlag) und "War-Fix" (NBM Publishing) genannt. All diese Grafischen Novellen stehen für eine engagierte Comicszene, die sich längst in gesellschaftliche Prozesse einmischt und lassen das (bildungspolitische) Potential erahnen, das in den "Bildergeschichten" steckt.

Von Ronald Zeug

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