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Klaus Kreutzer – Rostocks letzter großer Musikalienhändler

Klaus Kreutzer – Rostocks letzter großer Musikalienhändler

Okt 13

Beim Bau eines Klaviers oder eines Flügels sind es besonders die letzten fünf Prozent, die den Unterschied machen. Diese letzten Handgriffe sind für den Klang entscheidend (natürlich auch für den Kaufpreis).

Genau hier liegt die Faszination für Klaus Kreutzer, nämlich aus einem ohnehin schon guten Instrument, ein sehr Gutes zu machen. Klaus Kreutzer ist ein echter Rostocker und hat die Sympathie für die hier vorherrschenden Größenverhältnisse nie verloren, auch wenn er viel herum gekommen ist – wie man so sagt, die Städte dieser Welt gesehen und auch in Ihnen gewohnt hat. "Ich bin immer gern zurück nach Rostock gekommen", sagt er als wäre diese Stadt der Kaugummi unter seinem Schuh.
Im Jahre 1994 hat er als Klavierstimmer angefangen. Dem eigenen Ehrgeiz sei Dank, schlug er dann sogar noch eine akademische Laufbahn ein. Sein erstes Staatsexamen absolvierte er 2001 und es war das gleiche Jahr, in dem er sein erstes Ladengeschäft eröffnete - das Pianocentrum Rostock. Die Juristerei wollte er nie wirklich zum Beruf machen, seine Berufung war viel mehr die Musik. Und so fing alles an, mit einer kleinen Ladenfläche und gerade mal zehn Klavieren und zwei Flügeln. Im Jahr 2005 stand Kreutzer dann vor der Wahl - wo sollte die Reise hingehen? Der Vorgänger ist mit seinem Geschäft - dem Musikkontor - an gleicher Stelle gescheitert. Fortan gab es in der Stadt keinen Laden mehr für Musikalien und Noten. Also entschied sich Kreutzer dazu auf ein Vollsortiment zu erweitern. "Reich wird man damit nicht", sagt er rückblickend, "zumal die Situation, ähnlich wie bei den Buchläden, auch nicht leichter wird". Trotzdem hat er es angepackt, viel investiert, zwei der gut geschulten Mitarbeiter vom Vorgänger übernommen und das Warensystem auf Vordermann gebracht. Fortan wurde das Musikkontor & Piano Centrum Rostock  in der Langen Straße zur Anlaufstelle für die musikalisch Versierten und Interessierten, ein Refugium für die Musikliebhaber der Stadt, mit einem beachtlichen Archiv von etwa 50.000 Noten und 10.000 weiteren Musikalien. Waren es 2005 noch 200 Quadratmeter Ladenfläche, so sind es heute inklusive Lager, Probenraum, Werkstatt und Ausstellungsfläche etwa 400! Das Konzept ging auf und der wirtschaftliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Hier könnte die Geschichte mit einem Happy End aufhören, doch das tut sie nicht. Seit wenigen Wochen steht für Kreutzer fest: Das Vollsortiment wird aus seinem Laden verschwinden. Umstrukturierungen sehen an, auch personeller Natur. Das Kuriose hierbei: Die Entscheidung ist nicht wirtschaftlicher Natur, sondern vielmehr Resultat seiner Enttäuschung, seiner Wut über die persönliche Seilschaften und verfilzte Strukturen, die ihm das Wasser abgraben. Diesen Kampf gegen Windmühlen möchte er nicht mehr kämpfen – auch seine öffentlichen Empörungen blieben ungehört. Seine Probleme mit den Stadtoberen sind vielleicht metaphorisch für die ganzen Probleme die in der städtischen Politik und Verwaltung vorherrschen. "Leider scheint es hier ein verkrampftes Verhältnis zu Wettbewerb und Teilhabe Vieler an bestimmten Prozessen zu geben", echauffiert sich Kreutzer. Harter Tobak, was war also passiert?
Nach der Wende gab es auch bei den Musikschulen in der Stadt neue Strukturen. Man entschloss sich zu einer neuen Form der Trägerschaft und so gründete sich im Jahr 1993 der Verein "Neue Musikschule Carl Orff". Die Stadt trägt seither einen Teil der Fixkosten. Und nun wird es spannend. Natürlich operiert der Musikkontor in Rostock nicht konkurrenzfrei. Ein Mitbewerber befindet sich in der Goethestraße. Dieser ist seit jeher gut mit den Entscheidern der Musikschule und des Konservatoriums vernetzt. Konkurrenz belebt ja immer das Geschäft - so sagt man - jedoch ist es auch immer eine Frage der Mittel, die gewählt werden. Im neuen Haus der Musik sind nunmehr mehrere Musikschulen untergebracht: Perfekte Zielgruppe. Hat sich wohl auch Kreutzers Konkurrent gedacht. Kurzerhand wurden Einkaufslisten an die Lehrer verteilt und die Bestellung in diesem geschlossenen Kreis abgewickelt. Kreutzer hat hierdurch im Grunde keine Chance mehr diese Kundschaft zu erreichen. Kein fairer Wettbewerb - zumal auch Mittel der Stadt eingesetzt werden, die vielleicht ein nötiges Maß an Transparenz fordern. Um der Lage vielleicht doch noch Herr zu werden, hat Kreutzer natürlich alles versucht, angefangen mit einer Beitrittserklärung im Verein der Musikschule. Diese wurde jedoch abgelehnt. Er hat sich erkundigt, ob dies so seine Richtigkeit hat, er hat Eingaben verfasst, die Stadtoberen kontaktiert. Aber keiner hat auf den Vorwurf der Vetternwirtschaft reagiert. Nichts ist passiert. "Bei relevanten Ämtern wären sicher schon längst die Köpfe gerollt und im Grunde gibt es bei einem Vorwurf der Vetternwirtschaft und verfilzter Strukturen nur eines: Entweder eine Verleumdungsklage gegen mich, oder an der Sache ist vielleicht doch etwas dran", sagt er mit beherrschtem Zorn. "An keiner Schule darf man Werbung aufhängen, bzw. Verkaufsveranstaltungen durchführen. Dort jedoch wird privaten Beziehungen der Vortritt gelassen."
Einer hat sich dann doch gemeldet: Holger Matthäus. Der Vorwurf werde "geprüft", immerhin schon seit sechs Wochen. Es soll ein Interessebekundungsverfahren stattfinden - was auch immer das heißen mag. Für Kreutzer nichts als Schönfärberei. Wirkliche Konsequenzen scheint es nicht zu geben, nur bei Kreutzer selbst. "Ich kann ja nicht gegen Windmühlen kämpfen und möchte nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen schließen müssen." Dass es auch anders geht, zeigt sich an Kreutzers zweitem Standort. Seit 2005 betreibt er in Leipzig ein weiteres Geschäft. Bereits nach wenigen Wochen wurde er vom Musikschuldirektor zum Essen eingeladen. "Dort wird für die Schule selbst geworben und jeder der möchte, kann sich als Sponsor einbringen. Es gibt klare Regelungen, auch für werbliche Darstellung." Solche unvoreingenommene Umgangsformen würde sich Kreutzer auch in Rostock wünschen.
Doch seine Entscheidung scheint fest zu stehen - und auch die Beistandsbekundungen von Institutionen wie der IHK scheinen an Kreutzers Entschluss nichts mehr zu ändern. Man darf sich schon fragen, warum bei jedem neuen geschaffenen Arbeitsplatz der Minister anrückt - wenn selbige durch intransparente Machenschaften jedoch gefährdet sind, wiederum gar nichts passiert! Es scheint jedoch, als hätte Kreutzer seinen Frieden mit dieser Entscheidung getroffen, wirkt mit sich selbst im Reinen. Soviel Rückgrat muss man auch erst einmal haben. Vielleicht bleibt ihm am Ende sogar mehr Zeit für das, was man ja eigentlich Leben nennt. Für die drei Kinder. Vielleicht wird er nun bald mehr Zeit für sie haben, und viel weniger verpassen. Nur die Musikliebhaber dieser Stadt werden künftig etwas vermissen: Nämlich das in dieser Stadt so einmalige Sortiment an Musikalien und Noten.

PAUL FLEISCHER


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