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Uwe Steimle – "Lachend Köpfe öffnen"

Uwe Steimle – "Lachend Köpfe öffnen"

Dez 11

Dresden ist berühmt für seinen Dresdner Christstollen. Uwe Steimle ist berühmter Dresdner. Jetzt wird erstmals zusammengefügt, was zusammengehört: Dresden, Christstollen und Steimle. Das Kostwerk heißt "Hören Sie es riechen?". Man erfährt mehr über die Rezeptur, die Großmutter beim Selberbacken, das Lagern des Christstollens auf Balkonen und in Kellern. Es gibt die wichtigsten Stollenregeln, zum Beispiel, dass man den Stollen niemals diddscht und auf keinen Fall an die Hühner verfüttert und immer beste Butter nehmen muss. Die beste Kostprobe seit Erfindung der Kekse! Uwe Steimle ist auch in Rostock kein Unbekannter – er war über Jahre als Ermittler im Schweriner Polizeiruf zu sehen.

 

15.12.2011 · 20.00 Uhr · Zwischenbau

 

0381-Magazin: In Ihrem neuen Mundart-Programm "Hören Sie es riechen?" wenden Sie sich der Geschichte unseres Stollens zu. Backen Sie auch selber?
Uwe Steimle: Stollen? Nee! – Ich fress’ ihn nur, wie wir Sachsen sagen. Aber darin bin ich Experte. In dieser Saison habe ich schon zwei Stollen verputzt.

0381-Magazin: Sagt man in Dresden nicht Striezel?
Steimle: Striezel oder Stollen, das ist beides richtig. Nur nicht Stolle.

0381-Magazin:  In welcher Mission treten Sie an?
Steimle: Ich kümmere mich um all die Dinge, die für unser Sachsenland wichtig sind und Identität stiften. Die was mit Heimatgefühl zu tun haben, ohne dass es gleich -tümlich wird. Mein voriges war ein Hörbuch über das Grüne Gewölbe, und der Stollen darf in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Ich trete auf als Botschafter des guten Geschmacks. Über Ländergrenzen hinweg sollen Menschen erfahren, wo der Stollen herkommt, ehe wieder andere kommen und behaupten, sie hätten’s erfunden. Es gibt ja sogar Menschen, die behaupten felsenfest, das schöne Elbsandsteingebirge wäre erst nach der Wende entstanden.

0381-Magazin: Dabei wurden schon zu DDR-Zeiten Stollenpakete gen Westen geschickt ...
Steimle: ... da stand zwar immer drauf: Geschenksendung – keine Handelsware. Aber in Wahrheit war Stollen doch unser einziges inoffizielles Zahlungsmittel. Unsere Familie hat damals 13 Stück in den Westen geschickt. Die lagerten vorher auf dem Schlafstubenschrank unserer Hinterhauswohnung und es regnete rein. Die hatten also immer ein besonderes Aroma. Daran erinnere ich mich gern. Ich verschicke übrigens immer noch Stollenpakete – an den MDR, den NDR, den Bayerischen Rundfunk. Und selbst Menschen, die sonst nie Dankbarkeit zeigen, sind bei echtem Stollen dankbar. So gewinnen wir die Herzen der Menschen in der Bundesrepublik.


0381-Magazin: Also Stollen als ein Stück heile Welt?
Steimle: Ja, könnte man so sagen. Hausbäckerei – und besonders der wunderbare sächsische Stollen – ist für mich in unserer globalisierten Welt etwas sehr Ursprüngliches. Etwas, das beseelt.

0381-Magazin: Von wem haben Sie Ihre komödiantische Ader?
Steimle: Den Mutterwitz hat mir – na wer wohl – meine Mutter mitgegeben, mit der ich oft rumgeflachst habe. Ansonsten war ich, als Einzelkind und im Hinterhaus groß geworden, oft alleine und musste mich selbst unterhalten. Ich hatte viel Zeit zum Lesen und Hören, zum genauen Beobachten. Das kommt mir beim Kabarett zugute. Humor schließt auch ein, über sich selbst lachen zu können. Das Lachen hilft über vieles hinweg, auch über Depressionen und Krebs. Und wenn ich andere auf diese Reise mitnehmen kann, macht es uns allen das Dasein etwas erträglicher.

0381-Magazin: Ein Kritiker hat Sie mal als besserwisserischen Ostalgiker bezeichnet ...
Steimle: Der wird sich schon was dabei gedacht haben. Ostalgie hieß eines unserer ersten Kabarettprogramme nach der Kehre, den Begriff habe ich mir sogar mal schützen lassen. Ja, ich komme aus dem Osten. Aber wenn ich in Talkrunden als Ostmensch vorgestellt werde, weiß ich oft nicht, ob das nun ein Standortvorteil ist oder üble Nachrede. Und nein, ich verstehe mich nicht als Besserwisser. Ich habe lediglich den Vorteil, beide Systeme erlebt zu haben und nicht – wie viele andere – an geschichtlichem Alzheimer zu leiden. Und bin überzeugt, dass 90 Prozent der DDR-Bürger anständige Menschen waren, die ihre Lebensleistung in keiner Weise in Frage zu stellen haben. Wir müssen uns nicht von anderen erklären lassen, wie wir angeblich gelebt wurden. Damals musste keiner – wie der Sozialdemokrat Kurt Beck heute – vorschlagen, ärmeren Kindern beispielsweise die Schulspeisung zu spenden. Geradezu unerträglich finde ich, wenn in einem Atemzug von den beiden deutschen Diktaturen die Rede ist: Die DDR hatte meines Wissens keine 50 Millionen Toten auf dem Kerbholz. Solche Schmutzkübelei macht mich ungeheuer wütend. Also versuche ich, auf meine Art dagegen anzukämpfen, nämlich lachend Köpfe zu öffnen.

0381-Magazin: Kommt Ihr Humor gesamtdeutsch an?
Steimle: Erstaunlicherweise ja. Aber es sind ja auch schon an die drei Millionen aus der Ehemaligen in die Bundesrepublik gewechselt, so dass es drüben manchmal zugeht wie auf einem Vertriebenentreffen. Die bringen meistens noch jemanden mit, dazu ist Sächsisch herzlich und was zum Schmunzeln, das öffnet die Köpfe – und schon sind wir drin!

0381-Magazin: Welche Ihrer Charaktereigenschaften würden Sie gern loswerden?
Steimle: An meiner Wohnungstür steht: Das Murren ist zu unterlassen. Das ist es.

0381-Magazin: Sie wirken ziemlich fit.
Steimle: Danke. Ich tue auch was gegen Konditoralschäden, fahre weite Strecken mit dem Rad, wandere in der Sächsischen Schweiz oder mache Dauerlauf mit meiner Frau. Das macht den Kopf frei.

0381-Magazin: Nach welchem Motto leben Sie?
Steimle: Niemals aufgeben! Irgendwann setzen sich Vernunft und Qualität durch.

0381-Magazin: Macht Ihr Beruf immer Spaß?
Steimle:Nein. Aber das ist auch nicht Sinn und Zweck der Übung. Ich schaffe mir Freiräume, auch Tage, an denen ich mal gar nichts sage. Sonst werde ich verrückt. Ich bin ja keine Maschine. Ich bin auch kein Verbraucher, zu dem mich das Verbraucherministerium und das ganze Konsumsystem hier zu Lande permanent degradieren will. Ich bin ein Mensch. Und ein glücklicher dazu, weil ich gelernt habe, mich an kleinen Dingen zu erfreuen.

WINFRIED MAHR


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