KINO
Tipp: Forgetting Dad
Jun 10
Das Lichtspieltheater Wundervoll zeigt für nur 3 Tage ein Film, der mal anders ist, als das was uns sonst die Filmwelt präsentiert. Er schwankt zwischen Krimi- und Dokumentarfilm. Ein Sohn sucht Informationen aus der Vergangenheit seines Vaters und bekommt mehr zu erfahren, als er es jemals hätte erwarten können.
Es ist der 21. Mai 1990. Ein Mini-Van biegt auf den Parkplatz eines Shopping Centers in Sacramento, Kalifornien ein, als ein Auto von hinten auffährt. Der Fahrer des Vans steigt aus, besieht sich den Schaden und ist offensichtlich erleichtert, dass der sich in Grenzen hält. Schließlich fährt er mit seiner Frau weiter. Sieben Tage später erwacht er in einem fremden Bett neben einer Frau, die er nie zuvor gesehen hat; im Spiegel fällt sein Blick auf ein Gesicht, das er zum ersten Mal in seinem Leben zu sehen glaubt. Innerhalb weniger Sekunden sind die ersten fünfundvierzig Lebensjahre dieses Mannes ausgelöscht worden – für immer. Innerhalb der achtzehn Jahre, die seit jenem schicksalsträchtigen Autounfall vergangen sind, hat sich ein neuer Mensch entwickelt: An die Stelle von „Old Richard“, wie der Mann sein früheres Ich nennt, ist „New Richard“ getreten. Er trennte sich von seiner Familie und fing zusammen mit einer neuen Freundin ein ganz neues Leben an, weit weg von seiner alten Existenz.
Der Filmemacher Rick Minnich ist der älteste Sohn von „Old Richard“. Viele Jahre nach dessen „Neustart“ begibt sich der in Deutschland lebende Dokumentarist auf die Reise zurück in die Heimat und in die Vergangenheit seines Vaters. Unterstützt von den Erinnerungen seiner großen Patchworkfamilie und alten 8mm Home-Videos hinterfragt er die Krankheit des Vaters wie auch die Verdächtigungen und Gerüchte, die schon bald nach dem Gedächtnisverlust aufkamen. Denn Richard hinterließ nicht nur alle Erinnerungen, sondern auch das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt: Jahrelang dachte die Familie, Richard habe durch eine Verletzung, zugefügt während des Autounfalls, sein Gedächtnis verloren. Doch heute sagen die Gutachten etwas anderes. Sie gehen viel mehr von einem psychischen Schaden, einem Trauma, aus. Doch für ein Trauma benötigt es einen Grund. Allmählich entspinnt sich aus den Erzählungen der Familienmitgliedern und alten Kollegen das Bild eines Mannes, den Minnich nicht als seinen Vater kannte: Einen Vater mit Frauengeschichten, ständig wechselnden Jobs, der seine Kinder schlug und in einem Bankenbetrugsskandal verwickelt war. Der Regisseur erfährt von einem Mann, der so stark unter Druck stand, dass ein Trauma möglich scheint. Oder waren dies alles Gründe für eine ganz bewusste Flucht aus dem alten Leben?
Drehorte für den Film waren u.a. Kalifornien, Oregon, Missouri, Kansas
Vom 6. bis 9. Juni läuft „Forgetting Dad“ (UmO), täglich ab 17 Uhr, im LiWu
PM
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