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Report

Rostocks jüngster und schrägster Gartenkolonie-Vorsitzender

Rostocks jüngster und schrägster Gartenkolonie-Vorsitzender

Jul 11

Das Bild wirkt irreal: Auf dem Fußboden im kleinen Gartenhaus steht ein Schlagzeug. Daneben befindet sich die Couch, auf der zwei Kinder sitzen. Pia und Kimi sind zehn und vier Jahre alt. Diese hopsten gerade eben noch durch die Pfützen auf dem Plattenweg der Kolonie.

 

Birger Steffenhagen ist ihr Papa, Besitzer des Häuschens samt Schlagzeug und gleichzeitig der Vereinsvorsitzende der Kleingartenanlage Am Hellbach e.V. Zudem wurde er vor drei Jahren mit 33 Jahren Rostocks jüngster Vorsitzender einer Gartenkolonie. Sehr idyllisch und mitten in einem Naturschutzgebiet liegt diese Anlage mit 196 Parzellen jenseits der Schwaaner Landstraße am äußersten Ende der Südstadt. Wir trafen den jungen Mann ganz klassisch in der Vereinsgaststätte zum Gespräch.

0381-MAGAZIN: Wie kommst du denn so jung zu so einem Posten?
Birger: Mit dem Aufenthalt in einem Garten bin ich praktisch aufgewachsen, seit ich drei Jahre alt bin. Ich war einfach immer bei meinen Eltern im Garten. Und in dieser Kolonie hier bin ich glaub ich mit 16 Jahren mein erstes Bier trinken gegangen. Das ist schon immer eine öffentliche Gaststätte gewesen. Seit 2004 habe ich hier mit meiner Familie auch einen Garten und mich seitdem schon immer im Vorstand engagiert. Tja, nun bin ich 36 Jahre alt und Vorsitzender, mein Stellvertreter ist mit 46 Jahren auch noch recht jung und meine Frau ist 33 Jahre alt und unsere Schriftführerin.

0381-MAGAZIN: Was ist denn das Besondere hier?
Birger: Auf jeden Fall ist es die Anzahl von Familien in unserer Kolonie. Das ist mir auch unheimlich wichtig. Als ich anfing, habe ich erst mal das "Fußballspielen-untersagt-Schild" vom Weg abgerissen. So etwas gibt es bei mir nicht. Letztlich haben wir uns zwar genau wie alle anderen auch nach der Rahmengartenordnung zu richten, aber es geht hier dennoch sehr menschlich zu.

0381-MAGAZIN: Erfreulich ist auch, dass ihr eine eigene Vereinsgaststätte habt. Wie schafft ihr das?
Birger: Also, das ist uns auch ganz wichtig, damit die Leute sich treffen können und ins Gespräch kommen. Auch wenn der Euro in den letzten Jahren nicht mehr so locker sitzt, haben wir einen Festangestellten hier. Montags und dienstags ist Ruhetag und alle paar Wochen ist Tanz. Wir wollen die Gaststätte auch unbedingt halten und nicht an einen externen Pächter abtreten. In ganz Rostock haben glaub ich nur noch vier Kolonien überhaupt einen Festangestellten.

0381-MAGAZIN: Was hat sich denn über die Jahre hier besonders verändert?
Birger: Ich habe gemerkt, dass es hier nur über die Kinder und Familien läuft. Wir haben zwar immer auch ein paar junge Leute, die sich einen Garten anschaffen und dann mehr an Partys interessiert sind, aber seit dem letzten Jahr kommt es massiv vor, dass Familien sich bei uns melden. Das mag daran liegen, dass hier schon so viele junge Leute sind, vielleicht auch am jungen Vorstand, aber ich glaube vor allem, dass diese ganze Hausbau-Phase von vor fünf oder zehn Jahren so langsam in Rostock durch ist. Der Trend geht ganz klar hin zum Garten und die Leute können sich auch im Grünen verwirklichen.

0381-MAGAZIN: Was zählt hier zu deinen Aufgaben?
Birger: Letztlich gebe ich als Chef hier nur mein Autogramm. Die echte Arbeit bleibt am Rest des Vorstands hängen, vor allem an meiner Frau. Schriftführer ist echt ein Höllenjob. Das könnte ich gar nicht. Dafür muss ich mir hier aber viel von allem und jedem anhören. So sind die Leute einfach. Bei allen Problemen müssen sie gleich zu mir angelaufen kommen. Und oft ist ganz einfach Zwischenmenschliches das Problem. Klatsch und Tratsch sind einfach an der Tagesordnung und 70-Jährige verhalten sich manchmal wie Kinder. Oder jemand kommt einfach mal mit dem Fahrrad in die Anlage und es heißt dann gleich, dass seine Fleppen weg sind. Es ist wie ein kleines Dorf und ich bin der Häuptling, der oftmals standfest und zäh sein muss und auch gern mal weghört, wenn es zu persönlich wird.

0381-MAGAZIN: Wie steht es denn um das Vereinsleben?
Birger: Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass den Leuten nicht so klar ist, was es bedeutet, zusammen in einem Verein zu sein. Da geht es eigentlich vordergründig um das Miteinander. Vor der Wende habe ich das stärker empfunden. Heutzutage geht es oft viel zu sehr um sich und seine eigenen Vorteile. Das stört natürlich den Grundgedanken enorm. Ich würde mir auch wünschen, dass die Kolonien untereinander mehr zusammen arbeiten. Aber vielleicht ist das bei anderen auch so und nur mit mir mag keiner etwas machen, weil ich eben auch etwas wilder bin. Es ist mir auch schon oft passiert, dass ich komisch angeguckt werde, wenn ich dann sage, dass ich der Vorsitzende bin.

0381-MAGAZIN: Ist es nicht auch spießig, einen Garten zu haben und Vorsitzender zu sein?
Birger: Sieh mich an, keiner würde sagen, dass ich spießig bin. Im Gegenteil, ich habe schon viel Scheiße gebaut in meinem Leben und war früher ganz schön schräg. Im Winter spiele ich in meiner Laube Schlagzeug, da störe ich keinen. Dennoch lege ich ganz spießig jedes Jahr meine Salzgurken selber ein. Und ich ziehe den Garten auch jedem Urlaub vor und komme jeden Tag nach der Arbeit direkt hier her. Zuhause schmeiße ich nur meine Sachen hin, wenn ich vom Überseehafen komme, da arbeite ich als Schlosser.

0381-MAGAZIN: Im Frühjahr hat es in eurer Anlage auch mal richtig gekracht. Was war da los?
Birger: Ja, es gab sozusagen einen Putschversuch. Ein anderer wollte gern Vorsitzender werden und ich war kurz davor, hier alles hinzuschmeißen. Aber bei unserer Versammlung war es dann sehr rührend, denn einige Mitglieder haben sich für mich stark gemacht, sind aufgestanden und haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen. Ich habe das Gefühl, dass das den Zusammenhalt hier auch enorm gestärkt hat.

0381-MAGAZIN: Was hast du so für Ziele mit dieser 65 Jahre alten Anlage?
Birger: Irgendwann würde ich gern mal die schönste Anlage in Rostock haben wollen. Realistisch ist das aber nicht. Das scheitert schon manchmal daran, dass nur einmal die Gartennummer nicht gleich vorne am Tor befestigt ist. Letztlich aber wünsche ich mir nur, dass den Kleingärtnern das Leben nicht weiter so schwer gemacht wird, wie durch diese neue Abwasserregelung beispielsweise. Am schlimmsten wäre es, wenn es dadurch unbezahlbar wird, viele die Lust am Garten verlieren und immer mehr Kolonien irgendeinem Baugelände weichen müssten.

GESINE SCHUER

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