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Wolfgang Hierundar

Nov 07
EINE SCHULE FÜR ALLE

Die aktuellste Studie der OECD über Bildung ist vor wenigen Monaten erschienen. Die empörten Reaktionen auf die erneut schlechte Bewertung des deutschen Schulsystems sind diegleichen, wie schon auf die zuvor veröffentlichten Studien. Jedoch sind viele der derzeitig von Bildungsexperten ausgesprochenen Empfehlungen keine neuen Konzepte. Bereits vor 18 Jahren begann Wolfgang Hierundar damit, ein alternatives Schulmodell in Rostock zu etablieren.


Die Augen von Wolfgang Hierundar leuchten, wenn er von seinem Beruf erzählt. Seine Art zu sprechen, macht es zum Vergnügen, dem passionierten Redner zu zuhören. Seine Vitalität überträgt sich auf die Umgebung. Er wirkt jugendlich. Mit der schräg aufgesetzten Schirmmütze und seinem verschmitztem Lächeln hat er die Attitüde eines Schülers. Dabei liegt seine Einschulung schon über 55 Jahren zurück.     

Die ersten beiden Schuljahre absolviert Wolfgang Hierundar in der damaligen Karl-Liebknecht-Schule, bevor er zur dritten Klassen auf die Borwinschule wechselt. Zu jener Zeit ist noch nicht abzusehen, dass er später einmal der Direktor der Schule werden soll. Wolfgang Hierundar wusste jedoch schon als Kind genau, dass er Lehrer werden wollte. "Es war der Greul jedes Kindergeburtstages. Ich wollte Schule spielen und auch der Lehrer sein." erinnert er sich. Bevor aus dem Spiel Wirklichkeit wurde, ging Wolfgang Hierundar auf die erweiterte Oberschule und erwarb dort das Abitur. Anschließend studierte er in Rostock Lehramt mit der Fächerkombination Deutsch und Sport. "Pädagogik und Psychologie interessierten mich sehr. Die Fächer habe ich dann einfach so mitgemacht." Trotz vieler zu überstehenden Mutproben innerhalb des Sportstudiums, wie beispielsweise vom 10-Meter-Turm springen, bereute Wolfgang Hierundar die Fächerwahl nicht. Er erkannte, dass sich Sport sehr gut eignete, um mit Kinder pädagogisch zu arbeiten. Mit großem Enthusiasmus engagierte er sich deshalb ehrenamtlich und leitete außeruniversitär verschiedene Sportgruppen. "Außerdem hatte ich das Glück, während des Studiums Vertretungsunterricht in Deutsch an der Borwinschule geben zu dürfen." Aufgrund dieser Erfahrungen fiel Wolfgang Hierundar der Berufseinstieg nach dem erfolgreich bestandenen Staatsexamen sehr leicht. Damit er auch weiterhin an der Borwinschule unterrichten konnte, musste der Junglehrer einen Antrag stellen. Denn es war damals üblich, dass der "Arbeiter- und Bauernstaat" den Hochschulabsolventen einen Arbeitsplatz zuwies. Die zuständige Behörde gewährte ihm jedoch seinen Wunsch. Mit Beginn des Schuljahres 1965/66 unterrichtete er an der polytechnischen Oberschule Borwin. Noch hatte er große Ideale. "Ich wollte alles anders machen und die seinerzeit sogenannte Volksbildung umkrempeln." Wie schon zur Zeit des Studiums, wollte sich Wollfgang Hierundar nicht nur auf das Fach beschränken, sondern verstärkt sozial arbeiten. Das fand bei den SchülerInnen und Eltern großen Anklang. Wohl auch deshalb wurden seine KollegInnen und Vorgesetzten aufmerksam auf den jungen Pädagogen. "Man wollte mich schon damals zum Schulleiter machen" erinnert sich Wolfgang Hierundar. Das aber scheiterte an der fehlenden Parteizugehörigkeit zur SED. Dadurch billigte man ihm lediglich die stellvertretende Position zu.

Seine Lehrertätigkeit wurde jäh unterbrochen, als Wolfgang Hierundar im Alter von 25 Jahren den Einberufungsbefehl erhielt. Gerührt denkt er an jene Zeit zurück: "Die Schüler hatten eine Musikkapelle bestellt, die zur Verabschiedung in der Bahnhofsvorhalle spielte. Mit Tränen in den Augen, habe ich dann die Stadt verlassen."

1969 kehrte er an die Borwinschule zurück. Sie war damals eine der letzten Schulen, die noch im 2-Schicht-System unterrichtete. Als drei Jahre nach seiner Rückkehr das Schichtsystem abgeschafft wurde, musste Wolfgang Hierundar erneut die Borwinschule verlassen. Fortan unterrichtete der Lehrer an der Schule am Wasserturm.

In der Wendezeit 1989/90 sah Wolfgang Hierundar eine Chance, seine früheren Ideen einer anderen Schulform umzusetzen. Durch die Unterstützung von Seiten seiner Familie und KollegInnen fasste er den Mut, ein Konzept für eine integrative Gesamtschule zu entwickeln. "Es sollte eine Schule sein, in der das Lernen gelehrt und gelernt, in der sozial miteinander umgegangen, Anderssein gewollt und toleriert wird, in der Behinderte im gemeinsamen Unterricht mit Anderen lernen und leben, in der jeder von der Primarstufe bis zum Abitur je nach seinen Fähig- und Fertigkeiten individuell durch innere und äußere Differenzierung gefordert und gefördert wird, in der keine Selektion erfolgt und alle Abschlüsse vergeben werden." So definierte Wolfgang Hierundar das Ziel, nach dem er strebte.

Doch schon vor der Antragsstellung wurde von Amtswegen Skepsis signalisiert. Aus diesem Grund veranstaltete der Pädagoge öffentliche Informationsabende, die er über Zeitungsinserate bekannt gab. Das Interesse der Bevölkerung war groß. Durch Unterschriftenlisten bekräftigten die Teilnehmer die Forderung nach Genehmigung des alternativen Schulmodells. Wegen der positiven Resonanz reichte Wolfgang Hierundar schließlich den Antrag ein. Im Mai 1989 bewilligten die Behörden die Realisierung des Schulkonzeptes. Bereits im September des gleichen Jahres begann der Unterricht im Schulgebäude in der Lindenstrasse. Nur wenig später wurden Wolfgang Hierundar und seine 25 engagierten KollegInnen wieder auf die Probe gestellt. Mit der Einführung des dreigliedrigen Schulsystems durch die Schulreform 1990, musste die integrative Gesamtschule wieder um ihre Berechtigung kämpfen. In stark eingeschränkter Form gegenüber dem ursprünglichen Konzept durfte das alternative Schulmodell weiter bestehen. Es erhielt den Status einer Angebotsschule. "Hätten die Eltern uns nicht angenommen, wären wir sofort eingegangen." skizziert Wolfgang Hierundar die damalige Situation. Die Auswirkungen der Schulreform machten darüber hinaus einen Standortwechsel erforderlich. Nach Abschluss der Rekonstruktionsarbeiten am Gebäude der Borwinschule, wurde dieses im Jahr 1992 durch die LehrerInnen und SchülerInnen der integrativen Gesamtschule bezogen. Da Wolfgang Hierundar und seine KollegInnen bereits während der Bauphase an der Gestaltung des Hauses mitwirkten, veränderten sie es entsprechend den Bedürfnissen von körperbehinderten Kinder und Jugendlichen. Damit wurde eine wesentliche Voraussetzung für den Integrationsgedanken des Schulkonzeptes realisiert. In den folgenden Jahren konnten weitere  Inhalte umgesetzt werden. Beispielsweise wurde die Gesamtschule Borwin bereits Mitte der neunziger Jahre als Ganztagsschule anerkannt. Die integrative Gesamtschule wurde stetig erweitert und Innovationen verwirklicht.

Gegenwärtig ist das ursprüngliche Schulkonzept von Wolfang Hierundar ein etablierte Größe in Rostocks Schullandschaft. Auch überregional genießt die Schulform große Anerkennung.

Hoffentlich macht Wolfgang Hierundars Beispiel Schule.                                      

Von JENS KÖPCKE

5 Kommentare zu „Wolfgang Hierundar”


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