Die Rückrunde in einer der wichtigsten Spielzeiten der jüngeren Vereinsgeschichte hat für den HC Empor begonnen. Und zwar erfolgreich. Mit dem Sieg gegen die Young Gladiators aus Magdeburg steht der Rostocker Traditonsclub weiter aussichtsreich im Rennen um die Qualifikation zur eingleisigen 2. Bundesliga.
Rang 9 soll es werden und geht es nach Holger Schneider, dem allgewaltigen Mastermind beim HC Empor, sollte es unbedingt eine bessere Platzierung werden. Schneider will den Erfolg und er braucht ihn. Auch für sich, doch vor allem, weil er Empor wieder da hin führen will, wo der Verein aufgrund seiner Erfolge in der Vergangenheit und des daraus erwachsenen Selbstverständnis´ seiner vielen Anhänger hingehört. Die Handball-Bundesliga muss das Ziel sein. Langfristig!
Empor befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase für die Saison und für die nähere Zukunft des Vereins. Misslingt der Sprung in die neugeschaffene 2. Bundesliga, braucht man keine Glaskugel um vorherzusagen, dass ein vom Erfolg beseelter Macher wie Schneider nicht in Rostock zu halten ist. Und ob sich die Fans, die derzeit in Scharen zum Handball pilgern, in diesem Fall erneut als leidensfähig erweisen, ist auch unklar. Dementsprechend sind also alle ausstehenden Spiele von großer Bedeutung. Und doch gibt es eine Begegnung, die, obwohl auch hier nur zwei Punkte verteilt werden, als wichtigste der Saison gilt. Es handelt sich um das Spiel gegen den SV Post Schwerin. Rund um die Berichterstattung zu dieser Partie fallen stets Begriffe wie "elektrisierend", "ewig jung", "Prestigeduell" und "Derby". Der mediale Tenor, aber auch bei den Fans, klingt, als ginge es um "old firm", das sicher bedeutendste Lokalderby der Welt, bei dem in Glasgow um die Vorherrschaft im schottischen Fußball gekämpft wird, aber – noch nicht einmal besonders heimlich – dort wird auch noch ein Religionskrieg ausgetragen.
Um es mal deutlich zu machen: So hoch hängen die Trauben am 11. Februar in der Rostocker Stadthalle sicher nicht. Der Rostocker Multifunktionstempel wird hoffentlich voll sein und die Anhänger werden ein höllisches Spektakel veranstalten, doch im Grunde handelt es sich bei dem Spiel um das Duell zweier Clubs, von denen einer schon deutlich und der andere auch schon etwas bessere Zeiten erlebt hat.
Wo also liegt die Brisanz dieser Partie? Im sportlichen Erfolg? Nun, vergleichen wir die Bilanzen doch einmal. Bei Post Schwerin stehen 4. Plätze aus den DDR-Oberliga-Saisons 1973/74 und 1976/77, ein DHV-Pokalfinale und sowie Top 3-Platzierungen in der 2.Handball-Bundesliga Nord zu Buche. Hinzu kommen – mal mit der Rostocker Brille betrachtet – zwei Abstiege aus der 1. Bundesliga, in die die Schweriner aber auch zweimal aufgestiegen sind. Keine schlechte Vita für einen Verein, den es seit 45 Jahren gibt, aber es wurde eben auch nie etwas Vorzeigbares hochgehalten in Schwerin!
Dies sieht bei Empor Rostock natürlich extrem anders aus! Zehn Meisterschaften, sieben Pokalsiege und zwei europäische Titel konnten in die Annalen des Clubs eingetragen werden. Natürlich liegen diese Triumpfe lange zurück, aber immerhin gab es welche! Empor gehörte einst zur Creme de la Creme des Welthandballs.
Und Post Schwerin? Gehörte eigentlich immer zu den zwei besten Handball-Mannschaften in Mecklenburg! Bis zur Wende standen die Schweriner am Saisonende nie vor Empor!
Nach der Wende änderte sich alles. In Schwerin gelang es durch Bodenständigkeit, den Club in der 2. Bundesliga zu etablieren. Die solide Arbeit gipfelte in zwei Abstechern in die Handball-Bundesliga.
Bei Empor ging fast 20 Jahre lang alles schief, was schief gehen konnte. Ein einziger Aufstieg in 21 Jahren und dieser war auch nur möglich, weil es sogar geschafft wurde, den besten Handballverein der DDR in die NOHV-Regionalliga runter zu wirtschaften. Nun geht es wieder aufwärts beim HC Empor.
Beim Duell mit Post Schwerin gilt es zwei Punkte für das Saisonziel zu sichern. Und wenn's denn hilft, auch um die mecklenburgische Meisterschaft. Aber gibt es einen unwichtigeren Titel?
Zum Duell gegen Post Schwerin gibt es Tickets zum Aktionspreis "Rostocker 7"! Zu siebt für je 7 Euro kann man das Derby mit der ganzen Familie oder den Freunden in der StadtHalle erleben.
CHRISTIAN RUTSATZ