Sport
Piranhas wollen sich durchbeißen
Saisonziel Verzahnungsrunde. Die Eishockey-Saison hat just begonnen, da steht auch schon der erste Personalwechsel beim Rostocker EC ins Haus. Nachdem die vergangene Saison wie in einem Rutsch über die frostige Bühne ging, geriet der Saisonstart in der Oberliga zwar nicht zum Fiasko, aber eben auch nicht so wie gewünscht. Wir sprachen mit Dirk Weiemann über den alten und den neuen Trainer, die Saisonziele und Besonderheiten beim Eishockey in Rostock.
0381-MAGAZIN: Herr Weiemann, die Saison ist noch keine vier Wochen alt, da dreht sich bei den Piranhas schon das Trainerkarussel. Warum musste Trainer Klaus Kuhnke nach einer erfolgreichen Vor-Saison schon nach wenigen Spieltagen seinen Hut nehmen?
Dirk Weiemann (Geschäftsstellenleiter Rostocker EC): Auch wenn das erstmal hart klingt, aber der Verein hat Saisonziele und diese sahen wir in Gefahr. Das hatte in erster Linie noch nicht einmal etwas mit den Ergebnissen zu tun, sondern mit dem Auftreten der Mannschaft. Wir mussten spielerische Defizite konstatieren, die sicherlich verschiedene Ursachen haben. Klaus Kuhnke wird sicher auch in Zukunft erfolgreiche Arbeit leisten und das wünschen wir ihm auch, schließlich fiel uns diese Trennung auch nicht leicht.
0381-MAGAZIN: Was wird denn unter seinem Nachfolger Pavel Blaha anders?
Weiemann: Mir erwarten von Pavel Blaha, dass er die Mannschaft mitreißt und den Piranhas wieder Biss verleiht. Dabei wird er sicherlich die volle Unterstützung der Fans haben, die den Spieler Pavel Blaha liebten. Schauen Sie in die Statistiken, da ist Pavel überall vorne dabei. 150 Spiele mit fast 200 Scorer-Punkten sprechen eine deutliche Sprache. Aufgrund seiner sportlichen Bilanz und seiner natürlichen Autorität wird Pavel als Spielertrainer dafür sorgen, dass das Team sein Potential ausschöpft und mit dem nötigen Siegeswillen auftritt.
0381-MAGAZIN: Was macht Sie so optimistisch? Schließlich ist Pavel Blaha ein Neuling an der Bande.
Weiemann: Das stimmt zwar, aber nur halb. Pavel Blaha hat erfolgreich als Coach in Budweis in der höchsten tschechischen Nachwuchsliga gearbeitet. Nun holen wir ihn als Spielertrainer, um gleichzeitig von seinen Fähigkeiten als Team-Leader an der Bande und als Verteidiger und fantastischer Blue Liner auf dem Eis zu profitieren. Dabei wird er von unserer Vereinslegende Wolfgang Wünsche und dessen Erfahrung begleitet und unterstützt.
0381-MAGAZIN: Was wollen die Piranhas denn in dieser Saison erreichen?
Weiemann: In unserer Liga haben sich Teams wie Adendorf und Wedemark erheblich verstärkt. Dazu kommen traditionell gut aufgestellte Mannschaften aus Hannover und Timmendorf. Auch gegen solche starken Gegener wollen wir gutes Eishockey spielen. Und Eishockey ist nur gut, wenn auch Zählbares dabei heraus kommt. Unser Ziel ist die Verzahnungsrunde, in der die führenden Teams aus dem Norden und Osten gemeinsam mit denen aus dem Westen und Süden die Teilnehmer an den Play offs für die 2. Bundesliga ermitteln. Ein Aufstieg ist für uns sportlich und finanziell kein Thema, es sei denn es würde richtig viel Geld investiert werden. Trotzdem wollen wir natürlich so weit wie möglich kommen.
0381-MAGAZIN: Eishockey erfreut sich in Rostock seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Wird den Fans in Zukunft auch mal großer Sport geboten werden können?
Weiemann: Ich denke, dass wir unserem Publikum schon lange ein anständiges Angebot machen. Sonst wären wir wohl beim Zuschauerzuspruch wohl nicht die Nummer 2 hinter Hansa.
Das Problem in unserem Sport ist die ständige Veränderung der Regularien, ohne dass wir als Vereine gestalterisch eingreifen können.
0381-MAGAZIN: Was meinen Sie da konkret?
Weiemann: Manche Dinge werden vom Verband durchgesetzt, obwohl absehbar ist, dass sie auf Dauer nicht funktionieren können. Vor zwei Jahren waren wir im überregionalen Spielbetrieb. Dies war natürlich mit immensen Fahrkosten verbunden, die nicht nur uns Rostocker enorm belastet haben. Inzwischen ist die Liga wieder regional gegliedert. Dies kommt allen Teams sehr entgegegn.
Ein anderes Beispiel für unsere Schwierigkeiten mit dem Regelwerk ist aktuell die sogenannte U21-Regel, die besagt, dass nur 15 Mann im Kader älter als 21 sein dürfen und mindestens drei jünger als 21 sein müssen. Natürlich ist es wichtig und richtig, den Nachwuchs zu stärken. Aber diese Regel hieß letztes Jahr noch U23-Regel! Das macht es für einen Verein wie den REC natürlich nicht leichter, weil weil hier natürlich nicht einen solchen Zulauf an Nachwuchs haben, wie in klassischen Eishockeygegenden im Süden und Westen der Republik.
0381-MAGAZIN: Und wie bewältigen Sie diese Probleme?
Weiemann: Zum einen ist unsere Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, insbesondere mit den Berliner Eisbären sehr gut. Zum anderen widmen wir dem Thema Nachwuchsförderung sehr viel Aufmerksamkeit. Natürlich fehlen uns Eishockeystrukturen wie beispielsweise in Bayern, wo Kleinstädte wie Füssen, Bad Tölz und Riessersee stets regen Zulauf haben. Trotzdem haben wir mehr als 80 Kinder und Jugendliche in unserem Nachwuchs und versuchen natürlich, diese Zahl noch zu steigern. Deshalb gibt es neben dem REC auch einen Förderverein, bei dem interessierte Kids Ausrüstungen leihen können. Die beste Nachwuchswerbung ist natürlich, dass inzwischen vier Mann aus unserem eigenen Nachwuchs in der 1. Mannschaft spielen. Dies motiviert unsere Kids und ihre Trainer ungemein und macht uns Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft.
CHRISTIAN RUTSATZ
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