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DIESTEL UNVERBLÜMT – KLARTEXT VOM EX-BOSS
Apr 10
Positive Nachrichten rund um den FC Hansa haben leider seltenheitswert. Hier ist eine: Ein Trikotsponsor für die nächste Saison ist gefunden! Doch die Sorgen um das sportliche Überleben des Vereins sind nicht kleiner geworden. Auch Ex-Präsident Peter-Michael Diestel bangt um die Zukunft des Clubs. Gegenüber dem 0381-Magazin macht Diestel seinem Ärger über die Situation Luft und fordert Konsequenzen.
0381-MAGAZIN: Herr Dr. Diestel, beim FC Hansa sieht es in dieser Saison mal wieder nicht so rosig aus. Verfolgen Sie als ehemaliger Präsident des Vereins die Situation noch intensiv?
Peter-Michael Diestel: Ich verfolge die Spiele der Mannschaft regelmäßig und bin auch noch mit viel Herzblut und großem Interesse dabei. Allerdings tue ich mir Spiele live im Stadion nur noch sehr selten an, da ich nur über ein normales Schmerzempfinden verfüge und das, was dort im Moment geboten wird, weit darüber hinaus geht.
0381-MAGAZIN: Vor kurzem äußerten Sie sich in einer großen deutschen Tageszeitung so, dass der Verein hingerichtet würde. Könnten Sie uns diese Aussage erläutern?
Diestel: Der FC Hansa hat große Zeiten erlebt. Aber zur Zeit ist das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit nicht präsent. Man fällt in letzter Zeit nur durch dilletantische Personalwechsel auf der Trainerbank auf. Im Moment spielt der FC Hansa darum, zweitklassig zu bleiben und möglicherweise ist sogar dieses Ziel zu hoch gesteckt. Meiner Meinung nach repräsentiert Hansa Rostock die Nordregion. Deshalb war meine Aussage ein Schmerzensschrei. Im Moment tut es mir sehr weh, wenn ich mir den Verein anschaue.
0381-MAGAZIN: Stefan Beinlich äußerte, dass es sich einige Leute im Verein zu bequem gemacht haben. Glauben Sie, dass persönliche Interessen in den letzten Jahren die Arbeit von Verantwortlichen dominierten?
Diestel: In den letzten zehn bis zwölf Jahren haben die Leute, die auch heute noch Hansa führen, mit dem Verein rumgespielt. Die sitzen in ihren Logen und machen den dicken Max. Selbstverständlich gibt es da persönliche Interessen. Die Namen dieser Menschen stehen für den Niedergang des FC Hansa. Die Unfähigkeit dieser Leute ist ja schon nachgewiesen. Kein Fan würde den handelnden Personen privat Geld anvertrauen. Nirgendwo in der Wirtschaft würde ein Vorstandsvorsitzender, der abgelöst wurde, weiter im Vorstand sitzen dürfen. Wer nichts leistet, muss raus. Die Situation und die Darstellung in der Öffentlichkeit schreien nach der Roten Karte!
0381-MAGAZIN: Was konkret muss sich ändern, um den Verein zu retten. Haben Sie ein Konzept parat?
Diestel: Der aktuelle Vorstandsvorsitzende scheint sein Unternehmen sehr erfolgreich zu führen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er dies auch bei Hansa schafft. Dazu sollte man fähige Leute integrieren, die helfen wollen und die auch in der Vergangenheit schon bewiesen haben, dass sie dem Verein helfen können. Mir fallen da Namen wie Gerd Kische, Eckhart Rehberg und Horst Klinkmann ein. Was mich angeht; zu meiner Zeit war der Verein schuldenfrei. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Aufsichtsrat und Vorstand mich willkommen heißen würden. Weil einer wie Diestel mit Anwälten und Wirtschaftsprüfern kommen und den Verein auf den Kopf stellen würde.
0381-MAGAZIN: Das klingt so, als würden Sie bereit sein, erneut Verantwortung zu übernehmen.
Diestel: Für das Vaterland und für Hansa Rostock stehe ich immer bereit! Hoffentlich hört meine Frau dies nicht.
Interview: CHRISTIAN RUTSATZ
Christian Rutsatz
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