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Report

Schlecht für's Geschäft. Gut für den Kunden?

Schlecht für's Geschäft. Gut für den Kunden?

Jan 10

In der letzten Ausgabe des 0381-Magazin konnte man erfahren, dass Rostocks finanzielle Probleme verschiedene Ursachen haben. Fehler der Vergangenheit, ein wenig Pech, die Umlagerung von Sozialausgaben und ein geruüttelt Maß Unvermögen bei der Bewältigung von Krisen haben unsere alte Hansestadt in einen Schuldenstrudel  gezogen, der ihre sogenannte fi nanzielle Unabhängigkeit zu verschlucken droht.

 

Nun werden Wege aus der Schuldenkrise gesucht. Der Oberbürgermeister will Stadteigentum verkaufen, findet aber in der Bürgerschaft dafür keine Mehrheit. Und in dieser Situation ist Rostock gefangen, da es an Optionen mangelt, kurzfristig Gelder zu erwirtschaften.
Dass die Wirtschaftskrise schon lange auch in Rostock angekommen ist, ist kein Geheimnis. Sichtbarstes Symbol ist Lage der Werft in Warnemünde und ihrer Mitarbeiter.
Kaum Einfluss scheint die Krise auf das Konsumverhalten der Menschen zu haben. Zum Glück, muss man aus Sicht der Kämmerer sagen.
Auch in Rostock scheint es dem Einzelhandel gut zu gehen. Es sind keine Umsatzeinbrüche zu verzeichnen und das Weihnachtsgeschäft musste in diesem Jahr auch nicht die Bilanzen retten, sondern bestätigt nur die ungebrochene Kauflust der Kunden.
Weitere frohe Kunde scheint sich anzubahnen, wollen doch zwei große Investoren den Standort Rostock erobern. Da ist zum einen der französische Sportartikler DECATHLON, der in Schutow auf etlichen Tausend Quadratmetern Kunden vom Tennisball über Turnschuhe bis zum kompletten Outdoor-Equipment ausstatten will. Das andere Projekt ist das Outlet Center des Dänen Claus Petersen, der im Tannenweg ebenfalls großflächig fabrikneue Klamotten verkaufen will.
Beide Unternehmungen versprechen die Schaffung neuer Arbeitsplätze, was der Stadt möglicherweise doppelt zugute käme, da weniger Arbeitslose weniger Geld kosten und stattdessen sogar Steuerzahler hinzukämen.
Heinz Kopp vom Einzelhandelsverband betrachtet diese Ansiedlungswünsche mit gemischten Gefühlen: "Natürlich sind Investitionen dieser Art für Rostock gut und wichtig, allerdings gibt es gute Gründe dafür, dass beide Projekte noch nicht genehmigt sind." Konkret hakt es daran, dass die Vorhaben nicht dem Einzelhandelskonzept entsprechen. Dieses besagt, dass es schützenswerte Einzelhandelsstandorte gibt und bedeutet, dass die Innenstadt hierarchisch für den Einzelhandel vorgesehen ist. Die beiden Standorte Schutow und am Tannenweg würden für die Innenstadt eine zu große Konkurrenz bedeuten. Es geht also in erster Linie nicht darum, dass Sport- und Outdoor-Händler ihre Läden aufgrund der übermächtigen Konkurrenz von DECATHLON dicht machen könnten! Würden die Franzosen in die Innenstadt ziehen wollen, wäre die Genehmigung wohl längst erteilt. "Wir wollen den historischen Stadtkern dem Einzelhandel vorbehalten, weil dieser das städtische Leben bestimmt und diese gewachsenen Strukturen erhaltenswert sind," erklärt Heinz Kopp und führt fort: "Rostock ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes und zieht so natürlich auch eine Vielzahl Touristen an. Diese wollen die Innenstadt mit geschäftigem Treiben erleben. Die wollen nicht durch Gewerbegebiete bummeln."

Nun stellt sich manchem Einheimischen die Frage, wie sehr Rostocks Innenstadt wirklich zum Geschäftsbummel einlädt.

Erster Anlaufpunkt ist das Areal am Kröpeliner Tor, wo potenzielle Kunden vom KTC,  einem Traditions-Schuhgeschäft, einem Bäcker, einem Friseur, einem Kaffee & Kram-Laden und einem Optiker angelockt werden. Es folgen einige Kleidungsgeschäfte mit einem "&" in der Mitte, einige versprechen mehr, als sie halten und zwei weitere gehören nicht zu großen Ketten! Natürlich ist der Anzieh(ungs)-Grwad dieses Abschnitts des Boulevards auch ziemlich hoch.
Die Young Fashion Shops zwischen Jakobi-Passage und dem Uni-Platz haben Garderobe, die für ein Taschengeld zu erstehen ist und Musik, die eigentlich nur gegen Schmerzensgeld zu ertragen ist, und sind weder für erwachsene Rostocker, noch für Touristen interessant.
Uniplatz, Breite Straße und Rostocker Hof betrachten wir mal als Einheit. Garderobe verschiedener Preissegmente, Schmuck, Mobilfunk, Fast Food und Parfüms werden hier zentral an den Kunden gebracht. Dieser Abschnitt ist der belebteste Platz der Stadt.
Weiter Richtung Rathaus verlieren sich die Menschenmengen ein wenig, allerdings wurde hier auch lange ungünstig gebaut, also bleibt abzuwarten, wie es sich hier weiterentwickelt. Handy-Shop, Buchladen, Apple Store u.ä. bestimmen den Weg zum Hopfenmarkt, wo ein toller Spielzeugladen, verschiedene Dienstleister und Gastronomie auf Kundschaft warten.
Genau gegenüber befindet sich seit noch nicht allzu langer Zeit mit TKmaxx ein Kaufhaus, dass ausschließlich als Off Price-Seller konzipiert ist. Hier gibt es von Markenklamotten über Schuhe, Haushaltswaren, Unterwäsche, Sportartikeln bis hin zu Brillen und allerlei Nutzlosigkeiten alles, was Schnäppchenjägers Herz begehrt, zu Preisen, die das Herz vieler Einzelhändler der Stadt schwer werden lässt. Über 50 Prozent günstiger als die UVP des Herstellers! Zu diesem Preis wandern hier Artikel im Minutentakt über den Tisch.

Viele Einzelhändler Rostocks sind von dieser Preispolitik genervt und darüber hinaus in ihrer Existenz bedroht.

Martin Briesemeister vom Fashion Store OUTLINE in der Pläterstraße war schon des öfteren im Big Seller in der Kröpi, wo er Markenware, die er zum Teil auch führt, zu Preisen findet, die unter seinem Einkaufspreis liegen!
"Mit so einem Konkurrenten kann ich mich nicht messen. Ich kaufe Kleidung in kleiner Stückzahl ein, so dass mein Kunde sicher sein kann, dass er am Abend in der Disco nicht zwölf Leuten mit der gleichen Klamotte begegnet. Ich habe ZOO YORK-T-Shirts für 35 Euro verkauft, bei TKmaxx kriegt man das gleiche Shirt für 15 Euro! Selbstverständlich leben wir in einer Marktwirtschaft, aber  mein Konkurrent  kauft unglaublich große Mengen direkt beim Hersteller in ganz Europa und den USA ein und verstreut dann die Ware dank EU-Binnenmarkt problemlos in alle seine Filialen. Da kann ich natürlich nicht konkurrieren. Also habe ich Marken, die es bei denen gibt, aus meinem Sortiment geworfen."
Auch dem Vertreter des Einzelhandelsverbandes sind die Probleme seiner Mitglieder mit dem Dumping Store bekannt. "Diese Konkurrenz mitten in  der Stadt ist für viele Geschäfte hart. Aber jeder Einzelhändler, egal welcher Größe und Branche, kann sich in der Innenstadt ansiedeln. Dies sieht das Einzelhandelskonzept vor und ist weder von konkurrierenden Nachbarn noch von der Stadt zu verhindern," stellt Heinz Kopp fest. "So banal es klingen mag, aber so funktioniert nun mal Marktwirtschaft. Wir begrüßen die Entwicklung dort auch nicht, aber mehr als unsere Hilfe bei der Entwicklung eines Konzeptes, um die Konkurrenzsituation zu bewältigen, können wir nicht anbieten. Die betroffenen Händler müssen sich ein Alleinstellungsmerkmal schaffen, eine Nische finden, die so ein großer Player nicht bedienen kann." Bezüglich des Wettbewerbs ist Heinz Kopp sehr dicht beim OUTLINE-Chef: "Wettbewerb ist nur vordergründig gut für den Kunden. Dabei wird nur der Markt ausgedünnt und letzten Endes verliert der Konsument die Auswahl. Aber trotzdem wird der Kunde seine Kaufentscheidung fast immer vom Preis abhängig machen. Schon die alten Hanse-Kaufleute wussten, der Kunde ist ein flüchtig' Gut!"
Nun ist es nicht so, dass Briesemeister Artenschutz für sich und andere Betroffene einfordert:
"Eine gesunde Konkurrenz kann für alle, Händler und Konsumenten, gut sein, aber Konkurrenzkampf, der nur über den Preis läuft, ist für unabhängige Ladenbesitzer scheiße!"

Um sich weniger abhängig von Laufkundschaft zu machen, hat Briesemeister einen Teil seines Geschäfts ins Internet verlegt, um einen größeren Kundenkreis zu erreichen. Nach der Perspektive seines Ladengeschäftes gefragt, ist Martin Briesemeister kein Optimist. "Wenn ich Empfehlungen wie die Schaffung von Alleinstellungsmerkmalen bekomme, kann ich sagen, ich hatte mal eins. Und jetzt stehe ich alleine da! Uns Einzelhändlern hat man mit diesem Konkurrenten einen Bärendienst erwiesen."
Es ist davon auszugehen, dass der Dumping Store in Rostock täglich zwischen 12.000 und 15.000 Euro umsetzt. Dies bedeutet, dass monatlich knapp 400.000 Euro nicht in andere Rostocker Geschäfte fließen. Briesemeister sagt, wer Outlet-Preise macht, ist ein Outlet Seller und sollte nicht in bester Innenstadtlage agieren dürfen. "So macht man die Einzelhändler und die Einkaufskultur kaputt. Geht man durch die Stadt, steht an fast keinem Schaufenster "Neue Kollektion", stattdessen nur noch "Prozente" oder "Sale" oder "Schnäppchen". Dies ist eine bittere Geschichte für den Einzelhandel, die zum Bumerang für die Stadt werden wird." Was Briesemeister meint, ist klar: schon heute verirren sich kaum noch Kauflustige auf den letzten 150 Metern bis zum Neuen Markt. Zwar gibt es dort noch einige kleine Geschäfte, aber auffällig sind dort nur Fressbuden und Geschäfte, bei denen "Billig" Programm ist. Da das neue Einkaufsparadies am Glatten Aal wohl unbestimmt verschoben wird, steht es wohl bald schlecht um Rostocks Shoppingherrlichkeit. Wenn bald wieder einige Geschäftsleute aufgrund der übermächtigen Konkurrenz aufgeben müssen, wird dies weiteren Verlust an Arbeitsplätzen mit sich führen und weniger Steuereinnahmen für die Stadt bedeuten. Und die französischen bzw. dänischen Investoren sind noch längst nicht da!
Wie es weitergeht, werden wir in den nächsten Monaten gespannt beobachten.   

von CHRISTIAN RUTSATZ


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