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Ralf Kirsten „Ich tendiere zur Bockigkeit“

Ralf Kirsten „Ich tendiere zur Bockigkeit“

Nov 09
Die meisten Menschen werden Ralf Kirsten als Leiter vom Lokalradio LOHRO kennen. Obwohl er es nicht mag, als solcher bezeichnet zu werden: „Ich bin doch eher der Hausmeister“. Aber LOHRO ist nur eines von vielen Projekten, das der umtriebige Wahlrostocker mit dem singenden Dresdner Akzent im Laufe der letzten 19 Jahre auf den Weg gebracht hat.


Ich treffe Ralf Kirsten in seinem kleinen fensterlosen Büroverschlag bei Radio LOHRO. Es riecht ein bisschen nach Terpentin und überall stapeln sich Bücher, Aktenordner und Zettel. Einer seiner ersten Sätze ist: „Na, du musst sehen, ob ich interessant genug für einen Artikel bin.“ Öffentlichkeit ist nicht so sein Ding, er dreht lieber hinter den Kulissen an der Knöpfen.

Kirsten ist Jahrgang 1956 und aufgewachsen in Dresden. „Wir wohnten direkt an der Elbe mit Blick auf die Elbwiesen. Von unseren Fenstern aus konnte man den ganzen Tag Schiffe beobachten, das hat mich sehr fasziniert.“ So ist es wohl auch zu erklären, dass, als er in der 10. Klasse gefragt wurde, was er denn mal studieren möchte, er sich für Schiffstechnik entschied. Nach Abitur und Militärdienst bewarb er sich in Rostock und begann an 1976 sein Studium an der Uni.

Renitenter Student

Allerdings nur bis zum zweiten Semester. Da kam es nämlich im Zuge eines philosophischen Seminars zur Konfrontation mit der sozialistischen Einheitsmeinung. „Eigentlich eine völlig harmlose Geschichte. Wir haben über Faschismus diskutiert und sie haben was erzählt von der Rolle der reaktionären Kreise des Finanzkapitals und solchen Schnullerfax. Ich habe dann gesagt: Leute, das ist ja alles richtig, aber das reicht mir nicht aus. Meine Mutter ist bestimmt eine überzeugte Genossin, aber sie kriegt immer noch glänzende Augen, wenn sie von ihrer BDM Zeit erzählt. Man muss doch auch die Faszination der Leute sehen und nicht nur ökonomische Gründe aufzählen.“ Die Seminarleiterin reagierte irritiert und schrieb dies in ihren Bericht. Da in sämtlichen Berichten der Dozenten bis dato nie etwas Nennenswertes auffiel, stach ihr Rapport natürlich heraus. Die Mitteilung über den eigenwilligen Studenten Kirsten nahm ihren Lauf und zwar bis zum Minister für Fach- und Hochschulwesen, der eine sofortige Klärung des Falles verlangte. Klärung sah zu dieser Zeit so aus, dass nicht lange gefackelt wurde: Ralf Kirsten flog von der Uni.

Ein massiver Bruch, den Kirsten aber einigermaßen wegsteckte. Denn wirklich interessiert hat ihn das total verschulte Studium ohnehin nicht: „Ich hatte immer eine Tendenz zur Eigenständigkeit und Bockigkeit“. Es folgte eine Zeit des lotterigen vor sich hin lebens: Bier verkaufen, Pakete sortieren, irgendwie ein bisschen Geld verdienen. Daneben trieb sich Ralf in Leipzig, Berlin und Rostock in Kreisen des „Sub-Untergrundes“ herum. „Das war aber eher eine Rotwein geschwängerte Pseudo-Geschichte.“ Schließlich ging er zur Warnow-Werft, arbeitete dort in der Produktion, „hängte Blechplatten an“ und wurde Diplomingenieur.

Neue Zeit

1987 schrieb sich Kirsten an der Berliner Humboldt-Uni ein, um zu promovieren. Doch die Wende platzte dazwischen „und da war natürlich die Straße viel spannender als alles andere, vor allem in Rostock.“ Die Promotion kam nie zustande, statt dessen tat sich Kirsten mit verschiedenen Leuten mit politischem Engagement zusammen, um die neu gewonnene Freiheit in ihrem Sinne zu gestalten. Sie gründeten 1990 den Verein „Kulturnetzwerk e.V.“, machten Projektarbeit und bauten die „erste Generation von freien Kultur- und Jugendeinrichtungen auf“. Es entstand das Institut für neue Medien, das LI.WU., die Kunstschule, die BAF oder das JAZ. „Das war wie so ein Hefeteig, in dieser Zeit hat sich viel entwickelt“, erzählt Kirsten. Die Leute, die zu dieser Zeit im Kulturnetzwerk oder in dessen Umgebung werkelten, lesen sich wie das heutige Who is Who der freien Kulturszene: Susi Wolff, Olaf Jelinski, Klaus Blaudzun oder Urs Blaser. Kirsten, geschult durch seine Zeit als Projektverantwortlicher im Rostocker Dieselmotorenwerk, wurde bald zum Organisator und Koordinator des Vereins und vieler Projekte. „Ich war pragmatisch. Ich hatte Erfahrung mit Problemen und Widerständen und besaß einen guten strategischen Blick.“

In den folgenden Jahren legte sich Kirsten, seit 1994 Mitglied bei den Grünen, „eine richtige  „Patchwork-Biografie“ zu, war mal arbeitslos, mal angestellt.

Anfang des neuen Jahrtausends begann dann die Ära LOHRO. Schon vor dieser Zeit störte es Kirsten, dass sich die etablierten Lokalmedien kaum für die freien Kulturträger interessierten. „Ich war muffelig auf die bestehenden Medien, alle fanden Orchester und Philharmonie ganz toll, aber dabei blieb es dann zum größten Teil. Auch die lokalen Bands fanden kaum Unterstützung.“ 2002 hörte er von Leuten, die ein lokales Radio aufbauen wollten und setzte sich dazu. „Ich hatte zwar keine Ahnung von Radio, aber dafür von Organisation.“

So nahm die Geschichte vom lokalen Rostocker Radio seinen Lauf. Seit 2005 sendet LOHRO als Vollprogramm, aber: „LOHRO ist noch lange nicht in trockenen Tüchern, es wird eher schwerer, noch ein Projekt in Rostock nachhaltig zu etablieren.“ Zu seiner Funktion als Intendant sagt Kirsten: „Ich sehe mich nicht als Nummer Eins. Ich bin ein bisschen die graue Eminenz, aber da gibt es viele andere Leute, die extrem wichtig sind. Das ist ja auch so ein bisschen das Ziel, sich selbst überflüssig zu machen.“ Und was ist mit der Kulturarbeit in Rostock? „Die Stadt ist noch lange nicht fertig, mit ein bisschen Mut kann man noch viele Sachen machen. Es bleibt spannend.“

Birke Scheffler

1 Kommentar zu „Ralf Kirsten „Ich tendiere zur Bockigkeit“”


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