In Manhattan, zwischen der Sixth und der Ninth Avenue, direkt am Time Square liegt er – der Broadway. Es ist die Meile, die New York zu kulturellem Weltruhm verhalf, die seit über 100 Jahren Träume erschafft und wieder platzen lässt, Sternchen zu Stars machte und wie kein anderer Ort prall gefüllt ist mit Fantasien, Sehnsüchten und Illusionen.
Unzählige Schauspielgrößen Hollywoods begannen ihre Karrieren am Broadway: Orson Welles, Robert Redford, Marlon Brando oder Grace Kelly, um nur Einige zu nennen. Hat man es am Broadway geschafft, so schafft man es überall, heißt es. Hier wurde 1947 der Tony Award eingeführt, der sich mittlerweile zum wichtigsten Theater- und Musicalpreis in den ganzen Vereinigten Staaten gemausert hat.
Auch Peter Leonard, Intendant des Rostocker Volkstheaters wurde schon früh mit dem Broadway-Fieber angesteckt „Mit 9 Jahren stand ich zum ersten Mal auf dem Broadway, in der Nähe vom alten Metropolitan Opera House und Time Square. Schon damals hat mich dieser Teil fasziniert. Hier, wo tausende Menschen die Theater-Tempel täglich besuchten – zum Lachen und Weinen, zum Singen und Tanzen – wollte auch ich sein.“ So beschreibt er seine erste Begegnung mit dem schillernden Theaterviertel. Für ihn ist der Broadway „Geisteszustand, Lebenseinstellung, Weltanschauung“.
Fantastische Akustik
Diesen Zustand will Peter Leonard in diesem Sommer nach Rostock transportieren. In der ehemaligen Werfthalle 207 am Stadthafen soll der bunte Geist des Broadway den grauen Norden erobern. „Ich will in bisschen New Yorker Flair in die Hansestadt bringen. Das Festival soll einen Teil der Stimmung und Vielfalt wiedergeben, die Tag für Tag, Nacht für Nacht am Broadway zu finden ist.“ Oper, Tanztheater, Kinderstücke, Musicals und Philharmonische Konzerte - Aufführungen aller Couleur erwarten die Besucher und verleihen dem ehemaligen Werftgelände ungewohntes Flair.
Die Halle 207 hat schon früh das Theaterherz des Intendanten erobert. „Als ich zum ersten Mal auf diesem Gelände war, hatte ich spontan die Vision, die ehemalige Neptunwerft zu einem kulturellen Zentrum Rostocks zu machen“, schwärmt Leonard. „Die Halle 207 hat eine fantastische Akustik. Die ist besser, als in manchen Opernhäusern.“
Die ehemalige Werfthalle am Stadthafen wurde um 1890 in Betrieb genommen und bis zur Wende voll genutzt. Sie ist Teil der wechselvollen Geschichte der Neptunwerft und architektonisches Erbe der einstigen Industriestadt Rostock. Einige der heutigen Bühnentechniker des Theaters, so erzählt Leonard, hätten in der Halle noch gearbeitet.
Atmosphäre erhalten
Die raue und abgenutzte Atmosphäre der Halle soll bei allen Aufführungen unbedingt erhalten werden. Bühnenbildner Falk von Wangelin will den schrundigen Fabrikcharakter in die Kulisse integrieren. Kein Plüsch, keine dicken Vorhänge, lediglich ein paar Metallstreben und eine Glaswand, die je nach Art und Größe der Veranstaltung verschoben werden kann. „Die Farben, das Material, Wellblech, Stahl, schmutziges Glas – all das soll das Bühnenbild aufgreifen. Man soll noch das Gefühl haben, in einer Fabrik zu sitzen“, erklärt von Wangelin.
Insgesamt wird die Bühne 196 qm Fläche in Anspruch nehmen, so dass für etwa 700 Besucher Platz sein wird. „Wir wollen den Eventcharakter des Ganzen nicht überbetonen“, sagt Leonard, „es wird keine Massenveranstaltung, sondern Kunst in und mit dem besonderen Raum.“
Am 19. Juni geht’s los. Und damit das Publikum den rechten Eindruck vom Glanz und Glamour der berühmten Theatermeile New Yorks bekommt, heißt die erste Show bezeichnenderweise„That's Broadway“. Ein Musical-Revue-Abend mit allseits bekannten und beliebten Smash-Hits aus „West Side Story“, „Anatevka“ oder „My Fair Lady“. Es darf mitgesungen werden.
Birke Scheffler
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