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Mein Kiez: Gehlsdorf – Das Miami von Rostock

Mein Kiez: Gehlsdorf – Das Miami von Rostock

Jun 18

Gehlsdorf ist seit 1934 offizieller Ortsteil unserer Hansestadt und liegt auf der östlichen Seite der Warnow. Steht ihr dann an der Kaikante des Stadthafens und seht hinüber, erblickt ihr eine andere Welt. Man sieht ganz viel Grün, ein paar Stege, die ins Wasser führen und kleine Villen, die zwischen den Baumkronen heraus luken. Von Gehlsdorf weiß man als „Neu-Rostocker“ meist folgendes: 1. Es ist schön zum Leben. 2. Hier liegt die Nervenheilanstalt. 3. Es gibt eine Schwimmhalle. Sicher wird der eine oder andere jetzt sagen: „Da fehlt doch was!“ Aber das soll an dieser Stelle folgen.

Lasst uns zurück ins Jahr 1285 reisen und erleben wie das Michaelsdorf das erste Mal in einer Schrift erwähnt wurde. Es folgten fast 700 Jahre bevor es zu einer selbstständigen Kirchgemeinde wurde und nur wenig später im Jahr 1934 Teil von Rostock. Irgendwo zwischen 1285 und 1934 wurde dann auch der Name von offiziell Michkhelestrope nach Gehlsdorf umbenannt. Zudem entwickelte sich dieses kleine Fleckchen Erde - direkt an der Warnow liegend - zu einem beliebten Wohnsitz für, wie sagt man, wohl situierte Leute. Vor allem Schiffskapitäne hingen hier ihren symbolischen Anker an den Haken und Reeder bauten sich beeindruckende Häuser, die noch heute am Ufer und entlang der Straßen zu erblicken sind. Man könnte fast sagen, dass sich die Rostocker, überspitzt gesagt, ihr eigenes kleines Miami geschaffen haben. Und weil Gehlsdorf so schön ist und Rostock auch Wohnraum braucht, soll das Gebiet weiter erschlossen werden. Ende Mai wurde der erste Spatenstich vollzogen, um am Ufer weitere Wohnungen zu schaffen. Die Norddeutschen Neusten Nachrichten berichteten am 21. Mai, dass der Investor Fred Mushal auf einem 60 000 Quadratmeter großen Areal neben der Tamsen-Werft einen Wohnpark mit 161 Mietwohnungen errichten möchte. Man darf gespannt sein. Bis 2021 sollen die Häuser stehen und neue Bewohner in die Stadt locken.
Markanter Punkt in der Wahrnehmung von Gehlsdorf ist der Michaelshof. Die kirchliche Einrichtung kümmert sich unter anderem um Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Die diakonische Stiftung setzt sich aus dem Hof, einer Schule und dem Werk zusammen und gehört zu einer der ältesten sozialen Einrichtungen der Hansestadt. Beschäftigt wird sich mit den Arbeitsfeldern der Behindertenhilfe und der Eingliederungshilfe. Nach Angaben des Michaelshofes nutzen aktuell über 1.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Angebote der Stiftung.

Die roten Nasen des Michaelshof
Damit der Alltag auf dem Hof auch ein bisschen Abwechslung bietet, schauen ab und an ein paar fröhliche und rotnasige Menschen vorbei. Sie agieren nach dem Zitat des französischen Dramatikers Nicholas Camfort: „Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.“ Vor allem in Krankenhäusern verliert man häufig die Lust am Lachen. Die Rostocker Rotznasen bekämpfen diesen Unmut seit 2007 in Mecklenburg-Vorpommern. Sie sind Klinikclowns und gehen mit ihren roten Nasen in Krankenhäuser, Tageskliniken oder Pflegeinrichtungen. Sie halten Händchen und singen ein Lied. Sie beginnen mit dem Patienten und ihren Angehörigen ein gemeinsames Spiel und verändern dadurch die Atmosphäre. Ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen, können sie direkt und frech auf die Menschen zugehen und ihnen ein bisschen von ihrer Krankheit oder dem Alltagstrott nehmen. Zweimal im Monat sind sie auch im Michaelshof in Gehlsdorf clownesk unterwegs und besuchen für rund zweieinhalb Stunden die Bewohner der evangelischen Stiftung.

0381-Magazin: Worin liegt der Unterschied zwischen einem Klinikclown und einem Zirkusclown?
Rostocker-Rotznasen: Ein Zirkusclown unterhält anonym die Leute. Er macht im Gegensatz zu uns eine Show. Wir gehen ganz individuell auf die Leute zu - weil genau das unser Anspruch. Die Definition unserer Arbeit ist, sich ganz persönlich auf die jeweilige Situation und den Menschen, den wir vor uns haben, einzustellen. Deshalb reagieren wir in jedem Zimmer blitzschnell. Damit uns das auch gut gelingt, bilden wir uns regelmäßig weiter. Eine Mutter mit Kind agiert anders als ein alter Mensch und wieder anders als jemand mit geistiger Behinderung. Im Michaelshof zum Beispiel treffen wir auf körperliche und geistige Behinderungen. Das ist dann schon eine Herausforderung. Aber wenn man zum Beispiel ein Lied singt und das Strahlen in den Augen der Bewohner sieht, dann ist jegliche Anstrengung vergessen. Sie singen dann mit uns und das ist einfach super. Wir merken richtig, wie wir bei den Patienten etwas reaktivieren.

0381-Magazin: Wie wird man eigentlich Klinikclown?
Rostocker-Rotznasen: Wir sind zum größten Teil alle ausgebildete Clowns, haben also eine Ausbildung gemacht. Zudem gibt es Workshops, die uns helfen. Man sollte diesen Job aber bei Interesse nicht unterschätzen. Als Klinikclown geht man nicht nur in ein Zimmer und macht Faxen, sondern man leistet soviel mehr. Man braucht seinen eigenen speziellen Zugang zu den einzelnen menschlichen Situationen, die auf einen treffen. Für Neueinsteiger gibt es Trainings, die man absolviert. So findet man schnell heraus, ob das etwas für einen ist. Bevor es in die Krankenhäuser dann geht, hospitiert man und erlebt durch Zusehen, was es bedeutet Klinikclown zu sein.

0381-Magazin: Bei sozialen Projekten ist Geld immer ein starker Aspekt. Wie finanziert ihr euch?
Rostocker-Rotznasen: Wir arbeiten auf Honorar und versuchen unsere Einsätze von den Einrichtungen tragen zu lassen, in denen wir auftreten. Das ist natürlich nicht immer möglich, da diese selber finanziell schauen müssen, wo sie bleiben. Deswegen haben wir einen Förderverein und setzen auf Spenden. Zukünftig versuchen die Klinikclowns bundesweit mit den Krankenkassen ins Geschäft zu kommen. Bereits seit einigen Jahren ist es bewiesen, dass Lachen gesund macht. Die „Gelotologie“ untermauert dies wissenschaftlich und sagt eindeutig, dass das Lachen positive Auswirkungen auf Körper und Geist hat. Und das kann ja nur im Sinne der Krankenkassen sein.

Neben den erheiternden Aktionen der Rotznasen und der guten Pflege der Angestellten, sollte man erwähnen, dass die Stiftung des Michaelshof gut in das Leben des Ortsteils eingegliedert ist. Ein kleiner Insider: Man findet unter anderem auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt immer einen Stand vom Michaelshof mit wunderschönem selbstgemachten Geschirr. Ich selbst darf zwei Tassen, eine Teekanne und eine Stövchen mein eigen nennen. Wer es kauft, unterstützt die Arbeit der Menschen in der Werkstatt und hat jeden Morgen beim Kaffee eine tolle Tasse in der Hand.

Und sonst so?
Aber lasst uns weiter durch den Ort ziehen. Die Nervenheilanstalt ist, wie eingangs gesagt, ein weiteres wichtiges Markenzeichen von Gehlsdorf. Viele Menschen haben hier schon Hilfe gefunden. Hinzu kommt die sanierte Schwimmhalle und wie sollte man es außen vor lassen: Die zahlreichen Boote und Schiffchen, die Tauchschule und natürlich die netten kleinen Strand ähnlichen Nischen entlang des Ufers. Und genau hier soll sich etwas ändern: eine Brücke soll die kleine Fähre zwischen Gehlsdorf und der Innenstadt ersetzen. Im Rahmen der Bundesgartenschau möchten die Planer der Stadt die, nicht ganz neue Idee umsetzen. Auf kurzen Wegen sollen Fußgänger und Radfahrer über die Warnow kommen. Das Bauwerk soll zwischen dem Christinenhafen im Süden und Fährhufe im Norden über die Warnow schwingen und ein Klappsystem für die Durchfahrt von Schiffen mit bis zu 10 Metern Höhe möglich machen. Das es da den ein oder anderen Kritiker gibt, ist normal. Vorne dabei die Segler. Sie sehen Schwierigkeiten unter anderem bei größeren Schiffen der Hansesail oder der Freitagsregatta. Aber noch ist nicht alles Wasser den Bach runter gelaufen. Fest steht seit Mitte Mai, dass sich die Stadt für die Bundesgartenschau 2025 bewerben wird. Für Gehlsdorf könnte dies eventuell die neue Brücke bedeuten, aber auch eine Sportanlage oder Freiluft Arena. Wir dürfen gespannt sein.

Antje Benda


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