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Report

Funk und Fernsehen in Rostock

Jan 09

Das allererste, regelmäßig erscheinende Medium in Rostock kam 1711 auf den Markt. Damit war Rostock neben Hamburg eine der ersten Städte in Norddeutschland, die ihren Bewohnern regelmäßig Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch redaktionell hübsch aufbereitet servierte. Auch in den darauf folgenden fast 300 Jahren ist einiges passiert. Heute kommen aus Rostock nicht euer charmantes 0381-Magazin, sondern mehrere Tages- , Wochen-, und Monatszeitungen, Radiostationen und Fernsehanstalten. Letztere, genauer gesagt tv.rostock, rok-tv, Ostseewelle Hitradio und LOHRO wollen wir euch im folgenden Beitrag vorstellen und zu Wort kommen lassen.

 


Kleine Nachrichtengeschichte

Die erste Zeitung Rostocks hieß Auszug der Neuesten Zeitungen. Das Nachrichtenblatt war eine riesige Sensation, vor allem für die kleinen Leute. Zum ersten Mal konnten die Menschen lesen (wenn sie denn lesen konnten), was sich außerhalb ihrer persönlichen Reichweite ereignete, wie die Welt weit entfernt lebte, liebte und sich bekriegte.

Die Entwicklung des zweiten Mediums, über 200 Jahre später, war ein nicht minder Aufsehen erregendes Ereignis: Der Rundfunk. Am 22. Dezember 1920 fand in Deutschland die erste Rundfunkübertragung eines Instrumentalkonzerts durch den posteigenen Langwellensender in Königs Wusterhausen statt. Postbeamte spielten auf mitgebrachten Instrumenten, sangen Lieder und trugen Gedichte vor. Aus Rostock ertönte 1928 zum ersten Mal eine Radiosendung. Allerdings wurde im Funkhaus in der Thomas-Mann-Straße lediglich produziert. Gesendet wurde aus Hamburg, wohin die fertigen Beiträge („Rostocker Stadtnachrichten“ und „Rostocker Kulturbilder“) per Telefonleitung geschickt wurden. Da natürlich nicht jeder ein Radio sein Eigen nennen konnte, entwickelten sich Hörergemeinschaften – Menschen verschiedenster Herkunft, die sich zu den Sendezeiten um's Radio versammelten und andächtig der knarcksenden Stimme aus dem Holzkasten lauschten.
Mit den Nazis kamen die Volksempfänger und damit die düstere Symbiose zwischen Rundfunk und plärrender Propaganda. Bis 1937 wurde in Rostock noch produziert, dann war Sense.

Nach dem Krieg bekam die Stadt 1959 ein neues Funkhaus. Dies war nun in der Richard-Wagner-Straße. Ein Funkturm wurde errichtet und somit konnte Rostock nun auch senden. Sehr erfolgreich war die „Ferienwelle“, die ab 1967  zwischen dem "Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse" und dem 1. September, dem Ende der DDR-weiten Sommerferien, ein Unterhaltungsprogramm für die Urlauber an der Ostseeküste ausstrahlte. Neben Musik und Ausflugstipps informierte das Programm natürlich auch über diverse Plan(über)erfüllungen und sozialistische Bruderküsse mit den östlichen Nachbarstaaten.

Eine Fernsehstation gab es auch in der Hansestadt, nämlich das Ostseestudio Rostock in der Tiergartenallee 11. Hier wurde beispielsweise die erste Talkshow im DDR-Fernsehen aus dem Hotel Atlantic produziert.

Nach 1989 kam erst mal eine Weile gar nichts. Medientechnisch wurde Rostock wieder ein Entwicklungsgebiet. Doch es entwickelte sich was. Es kam der NDR mit einem Außenstudio genauso wie Antenne-MV. Doch waren es eben nur Außenstationen, die Funkhäuser standen in Hamburg und Schwerin. Da sagten sich ein paar Idealisten: Das könne wir alleine! Nahmen ihren Enthusiasmus, ihre Kreativität und ihren norddeutschen Dickschädel und fingen an, abseits von den großen Medienanstalten, Fernsehen und Radio selber zu machen. Was daraus entstanden ist, ist ein reiches und buntes Angebot an regionalem Funk und Fernsehen, das in seiner Vielfalt in norddeutschen Breiten einzigartig ist.


tv.rostock

tv.rostock ist, wie der Name schon sagt, Rostocks Regionalfernsehen. Gegründet und aufgebaut wurde der Sender von der mediadock GmbH. Er ist seit dem Jahre 2000 auf Sendung und seit 2006 als erster Lokalsender in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Sechs-Tage-Programm unterwegs. Alles was das lokal interessierte Herz begehrt, wird bei tv.rostock geboten: Politik, Kultur, Sport, Kinder- und Jugendsendungen und vieles mehr. Dass diese Programmformate funktionieren, zeigen die Mediadaten: über 90 Prozent der Leute im Sendebereich kennen tv.rostock, 70 Prozent schauen den Sender regelmäßig.

Finanziert wird tv.rostock allein durch Werbung. Ist der Sender dann noch unabhängig? Thomas Böhm, Programmleiter von tv.rostock meint dazu: „Vollkommen unabhängig sind wir nicht. Trotzdem hinterfragen wir natürlich bestimmte Ereignisse, das erwarten die Zuschauer ja auch. Wenn beispielsweise die Stadtwerke die Strompreise erhöhen, fragen wir nach den Gründen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass hinter jedem Schreibtisch ein Verbrechen sitzt. Wir begleiten positiv und machen keinen Schlagzeilenjournalismus, wie teilweise die Printmedien.“ Die Idee hinter tv.rostock beschreibt er wie folgt: „Wir sind ein Regionalsender für Rostock und Umgebung. Der NDR ist zwar größer aufgestellt als wir, aber da er landesweit agiert und wir lokal, decken wir einen Bereich ab, den es beim NDR nicht gibt. So ist unsere einzige Konkurrenz eigentlich nur das Gespräch am Gartenzaun.“

Bei tv.rostock arbeiten sechs feste Redakteure, aber auch viele freie Mitarbeiter. Die kommen meist von der Uni, wollen neben ihrem Studium Medienerfahrung sammeln oder den Sender als Einstieg in die Medienbranche nutzen. Außerdem gibt es mehrere Lehrlinge, die eine Praxisausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton machen.

Das Verhältnis zu rok-tv sei gut, sagt Thomas Böhm: „Jeder akzeptiert sich in seiner Verschiedenheit. Bei rok-tv kann halt jeder alles machen, bei uns nicht. Wir sind strukturierter.“ Die allgemeine Medienlandschaft in M-V betrachtet er jedoch kritisch: „Die ist nicht besonders vielgestaltig. Rostock ist da die große Ausnahme. Hier gibt es LOHRO, mehrere Stadtmagazine, den Offenen Kanal und den NDR. Obwohl dieser relativ wenig in Mecklenburg macht, trotz seiner großen Präsenz. Es gibt das Nordmagazin nach einem bestimmten Strickmuster, vor allem für die Leute auf dem Land und das war's im Großen und Ganzen.“ Aber genau das eröffne tv.rostock Freiräume, so Böhm: „Wir sind so stark, weil der NDR so schwach ist. Mittlerweile bekommen wir Anrufe aus anderen Städten wie Lübeck, die unser Konzept so gut finden, dass sie in ihrer Stadt auch einen ähnlichen Lokalsender aufbauen möchten. Wir haben da eine Vorreiterrolle.“


rok-tv

rok-tv ist ein nicht kommerzieller Bürgersender, der seit 1997 in Rostock und Bad Doberan sendet. Damit war Mecklenburg-Vorpommern nach Thüringen das zweite ostdeutsche Bundesland, das nach der Wende einen Offenen Fernsehkanal einrichtete. Träger des Senders ist die Landesmedienanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Von dort bekommt rok-tv auch sein Geld. Finanziert wird das Studio in der Grubenstraße aus kleinen Teilen der GEZ-Gebühren.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Medienanstalten hat rok-tv, wie alle Offenen Kanäle, keinen Programmchef oder Chefredakteur. Die Verantwortung für den Inhalt der Sendungen tragen allein die Gestalter. Konkret bedeutet dies, dass jeder, der sich für Fernsehen und Programmgestaltung interessiert, zu rok-tv gehen kann, um seine Ideen eigenverantwortlich zu produzieren und zu senden. Das nötige Wissen, wie eine Kamera funktioniert, der Schnittplatz benutzt wird, Mikrofone eingestellt werden, etc, wird vorher in Beratungen und Schnellkursen beigebracht und vermittelt.

Bis heute hat es rok-tv auf drei Sendetage gebracht. Dabei gibt es alle möglichen Programmformate: Tiersendungen, Talkrunden, die Rostock-Soap „Platz der Freundschaft“, Kinderprogramm und die „Stubnitz Radio Show“, die am längsten existierende Sendung auf rok-tv. Insgesamt beteiligen sich über 3.600 Leute am Programm.

Schwer war es nicht, die Rostocker vom Offenen Kanal zu begeistern, erzählt Bettina Pinske, Leiterin des Senders. „Schon bevor es rok-tv gab, existierte in Rostock eine große und kreative Videoszene. Rok-tv ist somit auf sehr fruchtbaren Boden gefallen.“ Bettina Pinske war von Anfang an mit dabei und hat den Sender aufgebaut. Ihre Idee von rok-tv ist, „das Recht auf freie Meinungsäußerung zu gewährleisten. Unser Ziel ist es, möglichst viele Bürger und Bürgerinnen am Programm zu beteiligen und ihre eigene Sendung gestalten zu lassen. Und das mit einer möglichst großen Spannweite.“

Fokus bei rok-tv liegt demnach auf dem Produzenten. Das Interesse der Zuschauer, die Vereinbarkeit mit deren Vorlieben und Wünschen, ist eher zweitrangig. „Obwohl man natürlich auf den Zuschauer auch eingehen sollte. Das versuchen wir, in den Beratungen zu vermitteln“, so Pinske.

Da keine Redaktion existiert, gibt es auch keine direkte Kontrollinstanz der abgegebenen Sendungen. Die müssen allerdings mit der Satzung des Senders übereinstimmen. Diese verweist auf den Kinder- und Jugendschutz und verbietet jegliche Art von politischer und religiöser Werbung. „Wenn Sendungen abgegeben werden, die gegen unsere Satzung verstoßen, haben wir die Möglichkeit, abzumahnen oder ein Nutzungsverbot zu erteilen“, erklärt Bettina Pinske. Ist rok-tv dann völlig unpolitisch? „Nein. Wir haben durchaus auch Sendungen zu Bundestags- oder Kommunalwahlen und ähnlichen Dingen. Dazu ist ein Offener Kanal ja auch da, sich mit politischen Themen auseinander zu setzen, die in anderen Medien vielleicht weniger kommuniziert werden. Das Spektrum an Sendungen, die abgegeben werden, ist sehr breit.“

Um auch die Menschen außerhalb Rostocks zu erreichen, hat rok-tv zwei Fernseh-Vans angeschafft, die so genannten Medientrecker. Bettina Pinske erklärt, warum: „Mecklenburg-Vorpommern ist ein Flächenland. Wir müssen auch auf's Land, damit die Menschen dort von uns profitieren können, sich medial ausdrücken können. Die Medientrecker werden sehr gut angenommen, sind lange im Voraus ausgebucht. Da merkt man, dass der Bedarf sehr sehr groß ist. Wir könnten noch viel mehr Medientrecker gebrauchen.“

 

LOHRO

LOHRO ist momentan wohl eines der engagiertesten und buntesten Radiostationen in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Engagiert, weil es finanziell äußerst gering ausgestattet ist und deshalb zum größten Teil vom Enthusiasmus und Idealismus der über 150 aktiv Beteiligten getragen wird und bunt, weil es sich um ein Mitmach-Radio handelt. Was das bedeutet, erklärt Ralf Kirsten, Intendant des Senders. „Jeder kann zu uns kommen und beim Programm mitmachen. Aber nicht so wie bei Neun Live, wo es nur um Gewinnspiele geht. Unsere Botschaft lautet: Rostock ist geil, wir können hier viel machen und alle können mitmachen.“ Vergleichbar mit einem Offenen Kanal ist LOHRO dennoch nicht. „Bei uns kann jeder zur Tür reinkommen, gibt aber nicht wie beim Offenen Kanal eine fertige Sendung ab, sondern arbeitet in der Redaktion mit. Es gibt ein Programmschema, das inhaltlich von allen gestaltet wird. So ist das Mitmachen auch verbunden mit bestimmten Forderungen, die höher sind, als beim klassischen Offenen Kanal.“

LOHRO existiert als Vollprogramm seit 2005, ist also den Kinderschuhen noch nicht entwachsen. Die Idee, ein lokales Radio abseits des allseits bekannten Mainstreams aufzubauen, existiert jedoch schon seit der Wende. Warum, erklärt Ralf Kirsten: „Andere Sender in Mecklenburg-Vorpommern sind ja Landessender, die daher ein Programm für das ganze Land machen müssen. Ich hatte immer den Eindruck, dass Rostock als einzige Großstadt bei diesen Programmen etwas untergeht. Sie ist aber eine Stadt mit Potential, eine Stadt mit Bildung, eine Stadt mit vielen jungen Menschen. Das sollte in den Vordergrund rücken und so entstand LOHRO.“

Das Programm von LOHRO richtet sich alle kulturinteressierten Rostocker und Umländer. Viele bezeichnen das Radio als Jugendsender, dem Ralf Kirsten nur bedingt widerspricht: „Die Zielgruppe ist ein großes Diskussionsthema bei uns und noch nicht ganz ausgestanden. Ich persönlich finde, dass LOHRO jugendlich ist, wobei jugendlich eher eine Lebenseinstellung definiert als eine bestimmte Altersgruppe.“
Die Resonanz auf den Sender ist gut, auch wenn der Hörerkreis noch klein ist. „Wir haben nicht den Anspruch, der Quotenkiller in Rostock zu sein, das wäre ja Quatsch“, sagt Ralf Kirsten. „Denn wenn ich auf Masse abziele, muss ich im Anspruch immer ein Stückchen runter gehen, darf nicht so viele Ecken und Kanten haben.“

Warum gibt es gerade in Rostock so viele engagierte Leute, die Medien selber machen? „Zum einen hat Rostock einen hohen Bildungsanteil. Wir haben die Uni, viele namhafte Institute, verschiedene Unternehmen. Es ist eine Stadt, die noch nicht fertig ist, die sich auf der Suche nach ihrer Identität, ihrem Selbstbild befindet. Zum zweiten haben wir, entschuldige die drastische Ausdrucksweise, eine beschissene Medienlandschaft hier im Land. Anders als woanders. Das soll jetzt keine billige NDR-Schelte werden, aber der NDR sitzt in Hamburg und schaut leider oft nicht über den Tellerrand hinaus.“

Was die anderen Funk- und Fernsehstationen in Rostock angeht, so gibt es ein freundschaftliches Verhältnis zu rok-tv und tv.rostock. Zu Antenne MV und Ostseewelle gibt es keine Kontakte. „Denen sind wir vielleicht zu popelig. Aber mittlerweile schauen die schon, was wir so machen, genau wie die Kollegen vom NDR.“ Leider hat der ehemalige Landesrundfunkdirektor ein Verbot für freie NDR Mitarbeiter ausgesprochen, Weiterbildungen anzubieten. Das ist sehr schade, denn es wäre ja wichtig, Know-How weiterzugeben.“
Also kämpft LOHRO allein weiter, um seinen Platz in der Rostocker Medienlandschaft zu behaupten. Dass das außergewöhnliche Konzept Anklang findet, zeigen nicht zuletzt die vielen Bewerbungen um einen Praktikumsplatz bei LOHRO. Die kommen aus ganz Deutschland, auch wenn der Sender den Praktikanten kein Geld zahlen kann. „LOHRO ist ein Pilotprojekt in Deutschland“, sagt Ralf Kirsten. „Wie wir hier arbeiten, ist schon einmalig.“


Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern

Vergleicht man die Räumlichkeiten aller bis hierher vorgestellten Funk- und Fernsehstationen, so hat Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern die repräsentativsten. Seit August 2008 sitzen die etwa 20 Mitarbeiter im nagelneuen Funkhaus direkt am Stadthafen mit Blick auf die Warnow und machen das erfolgreichste Radioprogramm im ganzen Land.

Auf Sendung gegangen ist Ostseewelle 1995, zu einer Zeit, in der der Radiomarkt von den Mitbewerbern  Antenne MV und NDR 1 Radio MV deutlich beherrscht wurde. Die Platzhirsche wähnten sich lange in sicheren Gewässern – erst seit etwa 2003 setzte Ostseewelle langsam zum Überholmanöver an.

Markenzeichen des Privatradios ist ohne Zweifel die Morgensendung mit Marcus Japke und Andrea Sparmann. „Wir sind frischer, frecher und lebensfroher als andere Sender und damit markieren wir einen klaren Unterschied zu den anderen Programmen. Schön, dass sich immer mehr Hörer für diese Alternative entscheiden“, freut sich Verkaufs- und Marketingleiter Wolfgang Kaiser. Seit zwei Jahren ist Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern mit deutlichem Abstand die Nr. 1 bei den werbetreibenden Radiosendern im Land.
Wolfgang Kaiser erklärt sich den Erfolg so: „Das ist ehrliche engagierte Arbeit, natürlich auch mit Ecken und Kanten, aber einfach bodenständig, authentisch klingend und vor allem nicht langweilig. Dabei ist uns der persönliche Kontakt zu den Zuhörern sehr wichtig, denn das mögen und wollen die Leute. Schon früh am Morgen zwischen 5 und 6 Uhr klingelt das Hörertelefon Sturm.“
Und auch die Musikauswahl sei anders, als bei den meisten anderen  klassischen Privatradios. „Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern ist vielleicht ein bisschen crazy und manchmal  fern der Norm, aber  hier werden auch mal Titel gespielt, die nicht ins Format passen. Wer sagt denn, dass die Hörer nicht auch mal eine klassische Rocknummer oder einen Song aus den 70ern hören wollen? Alles in Maßen, das passt dann schon.“

Kooperationen mit anderen Radiostationen im Land gibt es nicht mehr. Bis vor einem Jahr hatten Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern und Antenne MV eine gemeinsame Vermarktung. „Kein schlechtes Marketing mit vielen Synergieeffekten“, wie Kaiser meint. Doch diese Ehe wurde Anfang des Jahres geschieden. Jetzt zählt nur noch der tägliche Wettbewerb, auch in der Vermarktung.
Was hält man hier beim professionellen Privatradio von LOHRO?  Tino Sperke, Programmchef bei Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern: „LOHRO ist etwas vollkommen anderes. Es ist ein so genanntes Mitmach-Radio. Es ist absolut nicht professionell, aber wenn die Leute Spaß dran haben, ist das alles gut und schön.“ Kaiser ergänzt, „nur sollte man ernsthaft hinterfragen, wer diese Spielwiese finanziert. Privatradio muss sich selbst vermarkten, bekommt keine Fördermittel, Gebühren etc. Bei LOHRO ist das ganz anders.“
Die oft gehörte Meinung, die Medienlandschaft abseits von Rostock sei zu dünn und zu wenig vielseitig, kann Tino Sperke nicht teilen: „Die Medien im Land sind bunter und vielfältiger, als man landläufig behauptet. Wir haben ein relativ großes Netz mit lokalen Fernsehprogrammen und drei landesweite Zeitungen. Und wer behauptet, im Radio gäbe es keine Vielfalt, der liegt auch falsch. Hier gibt es zwei private Sender, Brandenburg beispielsweise hat nur einen. Wir haben daneben noch sechs NDR-Radioprogramme und Sender aus anderen Bundesländern, die nach M-V hinein strahlen. Berücksichtigt man, dass Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr 1,7 Millionen Einwohner hat, ist die Medienvielfalt hier schon fast paradiesisch.


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