Die Leiden des jungen Jesus waren (und sind) so lang anhaltend, vielschichtig und komplex, dass Olaf Schubert und seine Mannen nun schon seit 13 Jahren abendfüllende Abende veranstalten. Dies ist das Mindeste, um diesem ergötzlichen Stoff Genüge zu tun. Thema dieses Jahr: Jesus der Gesalbte (gemeint ist die Fähigkeit des Heilens). Jesus war zwar Zimmermann, aber eben auch der Erlöser, allerdings natürlich nach Feierabend. Stellt man sich nun vor, dass Jesus, indem er Tote wieder zum Leben erweckte, der erste Anästhesist der Weltgeschichte sein muss, so kommt einem der Gedanke an das Vorhandensein elementarer medizinische Grundkenntnisse irgendwie logisch an. Deswegen hat Oma Maria ein - im wahrsten Sinne - hausgemachtes Problem in ihrem Hospital. Sie als Oberin und Kapazität ersten Ranges muss sich mit den haarsträubenden Praktiken des eigenen Sprösslings und Praktikanten Jesus auseinander setzen. Dass hier der Konflikt vorprogrammiert ist, freut die Autoren. Welche zum Glück auch alle auf der Bühne agieren und so direkt mit der Wirkung ihres okkulten Gedankenguts konfrontiert werden.
Krippenspiel „Jesus vom Lazarett“ am 06.12.2008 im MAU Club; www.krippenspiel.com
0381: Gleich zu Anfang möchte Dir danken. In diesem Jahr habe ich drei Monate in einem Neubaugebiet verbracht. In Sassnitz auf Rügen. Dein Lied auf den Lippen („Sommer im Neubaugebiet“) ließ mich die Tristesse und die streunenden Rechtsradikalen besser ertragen. Bekommst Du oft solche Worte des Dankes?
Olaf Schubert: Ja, aber schnöder Dank ist mir nicht wichtig. Mir bedeutet es mehr, wenn ich dauerhaft in den Köpfen etwas verändere; oder im Magen, wenigstens in der Leistengegend.
0381: Du hast den Deutschen Comedypreis bei RTL als „Bester Newcomer 2008“ bekommen. Du bist aber doch schon seit mindestens 14 Jahren unterwegs. Befinden wir uns in einem Paralleluniversum oder RTL?
Olaf Schubert: Wir befinden uns beide in Paralleluniversen, allerdings haben diese beiden Parallelen sich gekreuzt - das ist sehr außergewöhnliches Phänomen.
0381: Wann bekommst Du den Preis für Dein Lebenswerk?
Olaf Schubert: Ich habe mich mündlich beworben, vielleicht wird es aber auch nur der Nobelpreis für Musik.
0381: Mit dem „Krippenspiel“ tourt Ihr seit Jahren sehr erfolgreich durch die Lande. Sollte es trotzdem noch jemanden geben, der es nicht kennt: Worum geht’s?
Olaf Schubert: Um die allbekannte uralte immergleiche Geschichte: Jesus wird geboren und auserkoren. Er bekommt Probleme mit seiner Oma und dann passiert etwas, worauf bis dato NICHTS hingedeudet hat. Aber dann ist es auch schon zu spät. Ich hoffe ich hab jetzt nicht zu viel verraten...
0381: Habt Ihr mal daran gedacht, ein ähnliches Stück auch für Ostern oder Pfingsten zu entwerfen?
Olaf Schubert: Nein.
0381: Das „Krippenspiel“ ist das eine oder andere Mal als blesphemisch verurteilt worden. Warum sind gläubige Menschen manchmal so verbissen und humorlos?
Olaf Schubert: Es gibt auch gläubige Menschen denen es gefällt - die Anzahl der Verbissenen verteilt sich zwischen Gläubigen und Ungläubigern exakt kongruent.
0381: Hat Gott Humor?
Olaf Schubert: Natürlich. Sonst hätte er nicht so eine komische Erde erschaffen.
0381: Ringelnatz hat mal gesagt: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Gibt es etwas, das Du nur mit Humor erträgst?
Olaf Schubert: Ich, der Liedermacher und Betroffenheitslyriker baue gern mal einen Flachs in meine Konzerte ein. Aber man muss auch lernen, ohne Humor fröhlich zu sein.
0381: Das Jahr geht zu Ende, es ist die Zeit des Nachsinnens und der Reflexionen. Worüber denkst Du gerade nach?
Olaf Schubert: Ob ich jetzt meinen Hamster füttere oder lieber erst das Interview zu Ende führe. Ich werde mich für ersteres entscheiden. Bin gleich wieder da. (...zeitvertstreich...) Und weiter.
0381: Frank Schöbel singt in seinem Klassiker: „Weihnachten in Familie, sieh wie die Kinder sich freu'n, wenn wir die Silbersterne auf ihr Bäumchen streu'n.“ Was streust Du an Weihnachten?
Olaf Schubert: Salz, wegen der Rutschgefahr. Aber ich würde gerne Glück direkt verstreuen – ich arbeite da noch an der mechanischen Umsetzung.
Birke Scheffler
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