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Andrea Krüger Bernstein: „Ich muss das jetzt machen“
Mrz 17
Andrea Krüger Bernstein kann gar nicht anders. Sie muss einfach ein Rad schlagen auf diesem grünen Teppich. Ist doch egal, ob wieder jemand neugierig durch die großen Scheiben guckt, was wohl jetzt hier einzieht in den Laden mit der Rampe am Margaretenplatz.
Doch die Plakate in den Fenstern passen nicht so richtig zu den Kindertischen und dem Spielzeug, das in diesem Raum zu sehen ist. Dort wird zu einem „Tag der offenen Tür“ am 4. März eingeladen, in das neue Lotus-Studio, mit Yoga und Pilates, mit Tanztherapie und Massage.
„Mischnutzung ist angesagt“, klärt Andrea Krüger Bernstein auf. „Tagsüber tummeln sich hier die Kinder bei der Tagesmutti. Abends sind wir dran: Das Lotus-Studio. Für mehr Bewegung in der KTV.“ Natürlich: Um Bewegungskurse und Ruhe bieten zu können, dazu braucht man nur einen schönen, hellen Raum, in dem man sich wohlfühlen kann.
Es ist nicht der erste Neuanfang für Andrea Krüger Bernstein. Aber einer, in dem sich viele verschiedene Phasen ihres Lebens vereinigen. Mit 19 ging sie aus Pasewalk weg, sie studierte in Leipzig Pharmazie und dort spazierte sie auch ihre Runde um den Innenstadtring im Herbst 89. „Dort hab ich auch angefangen zu tanzen“, sagt sie. „Ich wollte immer schon tanzen, aber in Pasewalk ging nur Turnen.“ Nach dem Abschluss des Studiums kommt sie 1991 nach Rostock und fängt an, in der Apotheke der Uni zu arbeiten. „Aber das ging nicht lange gut. In der neuen Zeit …“ Andrea Krüger Bernstein schüttelt den Kopf. „Ich wollte einfach was anderes.“ Sie jobbt, damit sie tanzen kann. Sie bekommt ihr Kind Frida Maxi. Und dann beginnt sie etwas, dass sie bis heute die beste Lehrzeit ihres Lebens nennt: Bewegungs- und Tanzpädagogik mit einem therapeutischen Teil an der Dore-Jacobs-Schule in Essen. Ein Studium, aus dem vieles werden kann – von der Pädagogin über die Therapeutin bis zur Leiterin von Bewegungskursen. Feldenkrais, Atemlehre, Pilates, Entspannung, Yoga…
„Frida Maxi ging drei Jahre in die Kita, ich war den ganzen Tag unterwegs und abends ziemlich fertig. Aber wenn man etwas gern tut, dann gehört der Stress einfach dazu.“ Als sie im Jahr 2000 wieder nach Rostock zurückkommt, ist Frida Maxi schon sechs. Andrea Krüger Bernstein beginnt als Tanztherapeutin an der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der GGP. „Ich dachte erst, ich kann das nicht“, sagt sie. „Aber diese drei Jahre waren eine ganz tolle Erfahrung für mich.“ Dann der erste, zaghafte Schritt in die Freiberuflichkeit.
Im Tanzland ist sie als Leiterin verschiedener Kurse dabei. Ihr Bereich ist der New Dance: „Das ist eine sehr offene, emotionale, improvisationsfreudige Art des Tanzes“, erklärt Andrea Krüger Bernstein. „Das ist genau meins.“
Wichtig ist ihr vor allem, dass sie keinen Hochleistungs-Tanz anbieten möchte. „Das ist kein Training. Heute glauben alle, als Tänzerin müsse man schlank sein und durchtrainiert. Aber Tanz ist für alle gut. Für Alte und Junge, für Dicke und Dünne, für Männer und Frauen – wichtig ist doch, dass man sich Bewegung gönnt. Damit sich vielleicht ein paar Blockaden lösen, damit man sich gut fühlt.“ Wer dann irgendwann Lust bekommt, aufzutreten – Bitteschön. „Aber das ist nicht das Ziel.“
Im Lotus-Studio scheint das ganze Leben von Andrea Krüger Bernstein zusammenzufließen: Die aromatischen Öle für ihre Massagen bereitet sie selbst zu, Yoga, Pilates, Achtsamkeitstraining und Tanztherapie – das alles hat sie zu einem Teil von sich gemacht. Und noch etwas kommt dazu: Ihre Tochter. „Wir sind jetzt nicht nur eine Familie, sondern auch Kollegen“, sagt Andrea Krüger Bernstein lächelnd. „Frida Maxi ist ja mit ihren vierundzwanzig Jahren viel schneller in die Freiberuflichkeit gegangen als ich. Jetzt arbeiten wir zusammen.“
Es bleibt bis heute dabei: Andrea Krüger Bernstein muss mit ihrem Körper Geschichten erzählen. „Tanztheater, Tanztherapie – das gehört einfach zu mir.“ Sie lacht. Auch über die kleinen Wehwehchen, die sich doch ansammeln. „Da helfen mir auch meine Bewegungsübungen. Bin ja nicht mehr die Jüngste! Aber ich muss einfach!“ Und dreht noch eine Pirouette in ihrem neuen Lotus-Studio am Margaretenplatz.
FRANK SCHLÖSSER
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