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Sport

Fußball ist eine ganz eigene Sprache

Fußball ist eine ganz eigene Sprache

Jun 16
Im Juni bricht in ganz Europa das Fußballfieber aus, wenn in Frankreich die Europameisterschaft der Superlative stattfindet. Insgesamt 51 Live-Übertragungen stehen ab dem 10. Juni auf dem Programm von ARD und ZDF und die Fußballsendungen dauern bis zu zehn Stunden. Das stellt die Moderatoren vor eine große Herausforderung. Aus dem Quartier der deutschen Mannschaft in Évian-les-Bains am Genfer See meldet sich für das ZDF Katrin Müller-Hohenstein. Olaf Neumann traf die 50-jährige gebürtige Fränkin vorab in Berlin.

0381-Magazin: Frau Müller-Hohenstein, in Deutschland wird seit rund hundert Jahren über Fußballereignisse berichtet. Ist der Fußball mittlerweile auserzählt?
Katrin Müller-Hohenstein: Nein. Das wäre genauso als ob man sagen würde, in der Musik passiert nichts Neues mehr, weil es alle Töne schon mal gegeben hat. Jedes Spiel hat etwas, das es noch nie gab. Die letzte Partie der Deutschen gegen die Engländer war zum Beispiel historisch, indem die Deutschen ihre 2:0-Führung extrem vergeigten.

0381-Magazin: Bemühen Sie sich bei großen Turnieren um eine originellere Ausdrucksweise als bei Bundesligaspielen?
Müller-Hohenstein: Nein, ich kann es nur wie ich es kann. Man ist sich natürlich darüber im Klaren, dass es ungleich mehr Zuschauer gibt, aber das ist ja bei größeren Turnieren immer so. Das Ganze ist sehr abstrakt, man sieht die Zuschauer ja nicht, da steht einfach nur eine Kamera. Ob da eine oder zehn Millionen zuschauen, macht keinen Unterschied.

0381-Magazin: Gibt es Floskeln, die man tunlichst vermeiden sollte?
Müller-Hohenstein: Darüber mache ich mir als Moderatorin wenig Gedanken. Das Thema würde wohl eher einen Reporter betreffen, der tatsächlich 90 Minuten dasitzt und ein Spiel begleitet.

0381-Magazin: Können Sie sich in Sportler besonders gut hineinversetzen?
Müller-Hohenstein: Ich glaube, dass ich mich generell in Menschen hineinversetzen kann. Das nennt man Empathie. Entweder man hat sowas oder man hat es nicht.

0381-Magazin: Sind Spitzensportler Menschen, denen man mit besonders viel Fingerspitzengefühl begegnen muss?
Müller-Hohenstein: Nein. Die wahre Kunst ist, ihnen so zu begegnen, wie jedem anderen auch. Die Tatsache, dass jemand toll mit einem Ball umgehen kann, macht ihn nicht per se zu einem besonderen Menschen. Er ist trotzdem einer wie du und ich. Ich glaube, dass Spitzenfußballer es manchmal ein bisschen vermissen, ganz normal behandelt zu werden. Der Hype, der teilweise um den einen oder anderen entsteht, ist überbordend. Das ist nicht nur schön für jemanden.

0381-Magazin: Wie halten insbesondere junge Profis den medialen Hype aus?
Müller-Hohenstein: Sie haben ja keine Wahl. Ein junger Mensch, der eine Begabung für den Fußball hat, möchte irgendwann mal ein toller Spieler werden. Ich glaube nicht, dass er weiß, was ihn erwartet, wenn er sein Ziel erreicht hat. Heute sind die Vereine zum Glück in der Lage, ihre Spieler entsprechend zu schützen. Aber sie können sie natürlich nicht vor allem schützen. Was es für ihr Leben bedeutet, so im Fokus zu stehen, werden die Spieler erst fühlen, wenn es soweit ist. Das kann man ihnen vorher nicht vermitteln.

0381-Magazin: Auf Tugend und Moral wird immer geachtet, aber die Zahl der Wächter hat sich durch das Internet vertausendfacht. Das macht die Kicker von heute zu Gejagten.
Müller-Hohenstein: Deshalb sind Spieler heute sehr vorsichtig geworden, wenn sie sich äußern. Im Zweifelsfall kann ihnen alles Gesagte im Mund umgedreht werden.

0381-Magazin: Sind Sie persönlich schon einmal davon betroffen gewesen?
Müller-Hohenstein: Ja. Jeder, der in der Öffentlichkeit in irgendeiner Form stattfindet, ist davon schon mal betroffen gewesen. Ich lese aber nichts und schaue lieber, dass ich meine Freude an dem Sport nicht verliere. Nach wie vor fühle ich mich privilegiert in dem, was ich tun darf. Da ist hin und wieder eine Spur Demut nicht fehl am Platze. Ich versuche, den Ball flach zu halten.

0381-Magazin: Europa steht derzeit auf der Kippe. Kann eine Fußballeuropameisterschaft zur Festigung des europäischen Gedankens beitragen?
Müller-Hohenstein: Ich habe immer das Gefühl, dass der Fußball eine ganz eigene Sprache ist. Man nehme elf Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen und setze sie an einen Tisch. Die werden wahrscheinlich sehr viel schweigen, weil sie verschiedene Sprache sprechen. Aber auf einem Fußballplatz verstehen sie sich garantiert auch ohne viele Worte. Bei einer WM gibt es große kulturelle Unterschiede, aber dieser Sport hat etwas Völkerverbindendes. Europa hat im Moment tatsächlich ein paar Probleme, die der Fußball sicher nicht richten kann, aber vielleicht kann er einen kleinen Teil dazu beitragen.

0381-Magazin: Haben die Antirassismus-Spots eine Wirkung?
Müller-Hohenstein: Hoffentlich. Das Traurige ist ja, dass es diese Spots offensichtlich immer noch braucht. Wir leben im Jahre 2016! Ich finde, irgendwann sollten doch alle mal aufwachen, oder?

0381-Magazin: Lassen die vielen Skandale im Fußball wie Doping, Panama-Papers und FIFA-Korruption bei Ihnen manchmal eine Katerstimmung aufkommen?
Müller-Hohenstein: Sagen wir es mal so: Überall, wo auf der Welt viel Geld verdient wird, wird auch viel betrogen. Das ist natürlich furchtbar und es wird sicher eine Weile dauern, bis wir das einigermaßen in den Griff bekommen, gerade was die FIFA und UEFA betrifft. Man hat immer das Gefühl, jetzt wird mal aufgeräumt, und dann kommt die nächste negative Schlagzeile. Das ist schon ein bisschen frustrierend. Aber vielleicht ist das einfach auch Teil des Systems. Was es nicht besser macht.

0381-Magazin: Wie schaffen Sie es da, den Spaß am Sport nicht zu verlieren?
Müller-Hohenstein: Ich weiß, dass man das eigentlich nicht trennen darf, aber ich bin in der Lage, mich nach dem Anpfiff eines Spiels 90 Minuten nur auf das zu konzentrieren, was da unten stattfindet. Der Adrenalin-Schub hält bei mir eine ganze Weile vor. Ich spüre diesen Alarmzustand immer dann ganz besonders, wenn ich direkt nach einer Sportstudio-Sendung von Mainz nach München fahre.

0381-Magazin: Worin sehen Sie Ihren eigentlichen Auftrag?
Müller-Hohenstein: Jedenfalls nicht in erster Linie in der Unterhaltung, sondern in der Berichterstattung. Natürlich tut man das auf eine Art und Weise, dass einem Menschen auch gerne zuschauen. Ich sehe mich jedoch nicht als Entertainerin, dafür ist der Fußball nicht Show genug. Es geht ja auch um viel.

0381-Magazin: Fußball wird in Deutschland zu einer Staatsaffäre gemacht. Wird da Ihrer Meinung nach ein bisschen übertrieben?
Müller-Hohenstein: Falls dabei übertrieben werden sollte, dürfen wir uns darüber nicht beschweren. Jeder einzelne von uns, der am Wochenende die Bundesliga verfolgt, sorgt dafür, dass die Ware Fußball immer wichtiger wird. Die Fernsehrechte spiegeln wider, dass viele Menschen Fußball zuhause sehen möchte. Wenn kein Mensch mehr Fußball gucken würde, könnte man irgendwann den Laden zusperren.

0381-Magazin: Fühlen sich die Deutschen von Fußballern besser repräsentiert als von Politikern?
Müller-Hohenstein: Das glaube ich nicht. Das wäre auch eine völlig überzogene Erwartungshaltung. Was sollen die denn noch alles machen? Die sollen in erster Linie Fußball spielen. Und die Politiker sollen gucken, dass sie ihren Laden in den Griff bekommen.

0381-Magazin: Haben Spitzenfußballer einen ähnlich harten Job wie Spitzenpolitiker oder Spitzenkräfte in der Wirtschaft?
Müller-Hohenstein: Ich beneide die alle nicht. Als Laie kann mich sich gar nicht vorstellen, was es heißt, diesen Bekanntheitsgrad zu haben. Sich nicht mehr bewegen zu können wie man es eigentlich möchte. Ständig dem öffentlichen Urteil ausgeliefert zu sein. Die können sich ja gar nicht mehr zurückziehen, für die Öffentlichkeit ist alles interessant, was sie machen. Von daher bin ich ganz froh, dass ich das mache, was ich mache und Fußball spielen dürfen die anderen. Sie können es im Zweifelsfall auch besser.

0381-Magazin: Wie sicher ist die EM in Frankreich?
Müller-Hohenstein: Ich glaube, dass sich die französischen Sicherheitskräfte von ganz Europa bei der Planung helfen lassen und das bestimmt auch gut machen. Am Olympiastadion in Berlin zum Beispiel mussten wir schon Wochen vorher eine Einverständniserklärung unterschreiben, dass uns das Bundeskriminalamt überprüfen darf. Wir sind dann wie auf dem Flughafen gescannt worden. Es ist total traurig, dass so etwas nötig ist. Wir sind alles Menschen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Thema Sicherheit völlig unberührt lässt. Nüchtern betrachtet betrifft das aber nicht nur ein EM-Turnier in Frankreich, sondern unser aller täglich Leben. Wenn ich mich scheuen würde, mich dieser Konfrontation auszusetzen, hätte ich heute Morgen nicht in München zum Flughafen fahren dürfen. Wir müssen uns einfach mit diesem allgegenwärtigen Thema arrangieren. Sonst kann ich ja mein Haus nicht mehr verlassen.

0381-Magazin: Interessieren Sie sich für Politik?
Müller-Hohenstein: Natürlich interessiere ich mich für Politik. Lustig, dass man den Menschen vom Sport immer unterstellt, sie hätten ihr Thema und ansonsten würden sie sich nicht dafür interessieren, was in dieser Welt so passiert. Das ist bei mir völlig anders. Das ist gerade alles nicht lustig, aber wir müssen trotzdem versuchen, ein Leben zu leben, das auch lebenswert ist. Mir tut es leid um die Generation zwischen 15 und 20, die in diese Situation hineingeboren wurde. Als ich selber in diesem Alter war, bin ich mit großem Enthusiasmus ins Leben gestartet. Ich war sehr unbekümmert und dachte, mir liegt die Welt zu Füßen. Die Jugendlichen von heute können diesen Drang aber nicht so einfach und unbefangen ausleben.

0381-Magazin: Wie waren Sie als Jugendliche?
Müller-Hohenstein: Ich bin nach dem Abitur erst mal in die USA gegangen. Erst ein Jahr nach Florida, dann nach New York. Frank Sinatra hatte recht: Wenn man es da schafft, schafft man es überall. New York war hart. So teuer! Ich habe dann in einem Restaurant gearbeitet, wo auch meine Kollegin Jackie tätig war. Sie war eigentlich Schauspielerin, hat aber nie eine Rolle bekommen. Damit sie ihre 2000 Dollar teure Wohnung in Manhattan bezahlen konnte, musste sie drei Jobs machen. Von 24 Stunden hat sie 18 gearbeitet und zwischendurch immer mal wieder ein Vorsprechen eingebaut. Das war eigentlich kein Leben mehr, aber New York war ihr Traum.

0381-Magazin: Und wann leben Sie?
Müller-Hohenstein: Ich lebe immer. Bis ich beim ZDF anfing, hatte ich gefühlt nicht einen Tag im Leben gearbeitet. Beim ZDF wäre es auch so, aber dadurch, dass es ein ungleich größeres Produkt ist, an dem wir arbeiten, müssen wir viel in Konferenzen miteinander reden. Das ist für mich dann Pflicht. Aber der Rest ist Kür.

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