Musik aus MV
Grüßaugust
Sep 15
Strophe Bridge Refrain
Musik, wo dir jeder Ton sagt, du müsstest in einer Loftwohnung wohnen. Mit einer Geige, die dir sagt, du wirst niemals eine Loftwohnung haben. Aber eine Gitarre, die dir klarmacht, du kannst eine Loftwohnung anzünden. "GrüßAugust" veröffentlichen ihre 3. CD "Strophe Bridge Refrain". Konvention, Zensur, Style – alles Fehlanzeige. Gemacht wird, was Spaß macht. Nur laut, sehr laut muss es sein.
0381-Magazin: Laut soll es sein. Sehr laut. Müssen wir jetzt davon ausgehen, dass am Einlass bei Konzerten Ohrstöpsel als Zwangsutensil ausgegeben werden? Wegen der zu erwartenden Lautstärke?
ROBERT BECKMANN: Als Zwang in keinem Fall. Ob der Konzertbesucher es bevorzugt, eher leicht gedämpft oder ungefiltert zuzuhören – eine Empfehlung mag ich da nicht abgeben. Ich mag es laut. Schon allein wegen Tomoko, unserer Gitarristin, gibt es eine recht klare Definition von Lautstärke in der Band. Es ist nämlich tatsächlich Unsinn, zu viert zu proben und nur eine(r) ist zu hören. Ergo für die anderen drei: einer mehr draufhauen, die zwei anderen (Bass und Geige) nachrüsten. Jetzt funktioniert es, haha …
0381-Magazin: Hervorgegangen aus "the inchtabokatables" bespielt "GrüßAugust" seit einigen Jahren die großen und kleinen Bühnen dieses Landes. Warum nun GrüßAugust? Woher kommt der Name?
ROBERT: Ursprünglich tauchte der Name auf als Spitzname für Ausübende repräsentativer Tätigkeiten ohne wirkliche Entscheidungsgewalt – also deutsche Bundespräsidenten zum Beispiel. Es kann natürlich auch den freundlichen Kiezgrüßer meinen, den man mindestens dreimal die Woche trifft und der gleichbleibend fröhlich sein "Guten Tag, guter Mann" skandiert und manchmal tatsächlich die Laune aufhellt. Diese Auslegung bevorzugen wir.
0381-Magazin: Wie nennt ihr das nun eigentlich, was ihr macht? Von wem seid ihr beeinflusst?
ROBERT: Vier Menschen in der Band. Viermal unterschiedlicher Musikgeschmack mit gemeinsamen Kleinstschnittmengen. Die sind schnell erwähnt: Swans, Blue Nile, Sonic Youth, Van der Graaf Generator, die berühmte Liedermacherin Utta Danella und andere.
0381-Magazin: Titus (Drums) und du [Robert (Vox, Geige) haben als Gründungsmitglieder von 1991 bis 2002 bei "the inchtabokatables" gespielt und fingen vor vier Jahren nach längerer Pause an, mit GrüßAugust eine neue Band zu formieren. Wie kam es dazu?
ROBERT: Ein guter Freund, Bruno Adams (damals in Berlin lebender Australier aus dem Umfeld von Nick Cave, Janes Addiction etc.)gab uns damals den Bandnamen "inchtabokatables". Er verstarb im Jahr 2010 an Krebs. Anlässlich eines Konzertes zum Gedenken an diesen Mann wurden wir als Band (die es schon lang nicht mehr gab) gebeten, dort zu spielen. Nur Titus und ich hatten Zeit … danach begannen wir uns Leute für GA zu suchen. Nach den üblichen Ausfällen gitarrenseitig am Anfang kam dann Tomoko an der Gitarre – das hat einiges geändert. Grins!
0381-Magazin: Seit diesem Frühjahr hast du deinen Hauptwohnsitz nach Rostock verlegt. Du bietest Instrumentalunterricht für alle an, die Lust auf Geige oder Bratsche haben – weitere Projekte sind nicht ausgeschlossen ... was meint das genau? Was hat dich neben deinen Bands sonst umgetrieben?
ROBERT: Mit dem beginnenden neuem Schuljahr gebe ich Geigen- und Bratschenunterricht, sowohl an der Kunstschule ARThus, als auch privat. Nach meinen Erfahrungen in Berlin und Potsdam hätte ich auch hier wieder gerne jeden, der das Instrument mögen lernen will oder schon mag. Ab 6 Jahren nach oben offen – selbst aus diesen Unterrichten haben sich schon recht gut klingende Side-Projects entwickelt.
Was hat mich umgetrieben? Die Musik war's schon immer, angefangen habe ich mit Straßenmusik, danach Anfang 91 Gründung der "inchtabokatables"; mit der Band bis 2011 neun oder elf Cds, anfangs auch Vinyl (ob es neun sind oder elf, hängt davon ab, ob man besser verkaufte Bootlegs von unseren Liveshows als "unsere" platten ansehen kann – ich tendiere dazu, das zu tun :-). Zwischen 2001 und 2008 war ich am Theater als freier musikalischer Leiter und auch Schauspieler tätig, und 2010 fragte mich Titus nach besagtem Anlass, ob wir nicht mal wieder laut drehen sollten. Und das machen wir jetzt.
24.09.2015 · 21.00 Uhr · JAZ
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